Ich habe euch Leben und Tod vorgelegt, dass du das Leben erwählst.

Andacht im Dekanatsausschuss Schweinfurt, 28.9.2017
 

Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst.

5.Mose 30,19

Die Losung für den Wahlsonntag! Wie passend. Es scheint, als hätten doch etliche den Fluch gewählt.

Warum dringen wir mit unserer Botschaft nicht durch? Zumal diese Menschen ja gerade Angst vor einer Entchristlichung haben?

Leider ist es ja nicht immer so einfach, die richtige Position zu finden. Selbst unter Christen ist, das muss man einfach so feststellen, der Umgang mit der AfD alles andere als eindeutig. Im sehr konservativ-evangelikalen Bereich wird die AfD quasi als die einzige Partei dargestellt, die noch christliche Positionen vertritt. Wenn Sie mal sehen wollen, was da so abgeht, gehen Sie mal auf die Facebook-Seite von idea und lesen Sie ein paar Kommentare. Das geht auch, ohne bei Facebook angemeldet zu sein. Da wird einem wirklich angst und bange.

Ein anderes Beispiel: Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Dr. Carsten Rentzing, hat in einer Stellungnahme zur Wahl dazu aufgerufen, mit allen Parteien zu reden. Der Titel sagt es schon: „Im neuen Bundestag das Gemeinwohl aller im Blick haben“. Da war keinerlei Abgrenzung von der AfD, eher noch eine gewisse Sympathie zu spüren.

Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst.

Tja – was ist denn Leben, was ist Tod? Was ist Segen, was ist Fluch? Das ist leider oft nicht so leicht herauszufinden. Vielleicht, nur vielleicht sind ja auch wir auf dem falschen Weg? Zwar ist für mich ganz und gar eindeutig, dass eine Partei, die Menschen ausgrenzt und Hass und Furcht verbreitet, niemals die christliche Botschaft verbreiten kann. Aber woraus nehme ich meine Überzeugungen?

Eine Person, die mich immer wieder mahnt, mich selbst zu hinterfragen, ist Heinrich Institoris. Bestseller-Autor im finstersten Mittelalter. Er hat den „Hexenhammer“ geschrieben, die Anleitung zur Erkennung und Verfolgung der damals so gefürchteten Hexen. Und ich bin mir sicher: Er war felsenfest überzeugt davon, dass er mit seiner Arbeit seinem Herrn und der Botschaft von Jesus Christus etwas Gutes tut. Schließlich gibt es da ja auch diese Stelle im Alten Testament: „Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen“, über die auch Luther einmal predigte.

Nur: Das Neue Testament ist anders. Jesus ist anders. Er sagt zur Ehebrecherin: „Dann verdamme ich dich auch nicht.“ Er erzählt nicht von Regeln und Strafen, jedenfalls nicht an erster Stelle. Sondern von Liebe. Von bedingungsloser Annahme. Davon, dem anderen sogar noch mehr zu geben, als er eigentlich bräuchte.

Diese Botschaft Jesu, wie ich sie verstehe, ist für mich die Richtschnur, an der ich mein Leben und auch meine Predigten auszurichten versuche.

Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst.

Habe ich das Leben erwählt? Haben wir es? Tun wir es in unseren Beratungen, heute und bei vielen anderen Konferenzen und Veranstaltungen? Wir können nur darum beten, dass es Gottes Geist ist, der uns leitet. Amen.