Die Frustriertenmesse

„Thomasmesse“ nennt sich das Gottesdienstprojekt, das sich von Skandinavien aus auch in Deutschland ausgebreitet hat. Zu einem ersten Sondierungsgespräch waren zehn sehr unterschiedlich geprägte Menschen gekommen – manche, die der Kirche nahe stehen, andere, die lange nicht mehr viel mit der Kirche am Hut hatten. Allen gemeinsam war aber, dass sie sich eine andere Form des Gottesdienstes wünschen. Wie der aussehen könnte? Da gab es eine große Bandbreite von Wünschen – von „mehr Action“ bis zu „mehr Ruhe“, von „gregorianische Gesänge“ bis hin zu „moderne Musik“. Wie können wir das auf einen Nenner bringen? Wie können wir gemeinsam Gottesdienst feiern, so dass alle sich darin zu Hause fühlen? Wie können wir Gott in unserer Mitte spüren, und was ist überhaupt Gottesdienst? Was macht einen Gottesdienst langweilig, ist das Gegenteil davon „kurzweilig“? Wie kommen wir zu einer authentischen Verkündigung, die auch Leute anspricht, die am Sonntagmorgen gar nicht gerne in die Kirche kommen?

Der Name machte manchen aus dem Team zu schaffen. Die „Thomasmesse“ ist nach dem „ungläubigen Thomas“ benannt, der die Auferstehung Jesu erst glauben wollte, als er ihn selbst gesehen hatte. Wer ist dann ein „Thomas“, wer glaubt andererseits schon „genug“? Ist es Ziel einer Thomasmesse, aus einem „ungläubigen Thomas“ einen „echten Christen“ zu machen? Oder wollen wir nicht einfach Menschen etwas anbieten, wo sie sich zu Hause fühlen können, auch wenn sie nicht die allsonntägliche Liturgie auswendig können? „Frustriertenmesse“ war ein Titel, der leicht ironisch, aber doch mit einem gewissen Wahrheitsgehalt in die Diskussion eingebracht wurde. Denn auch solche Menschen soll das Projekt ansprechen: Die, die frustriert sind. Die mit ihrer Kirche nicht klar kommen, aus den unterschiedlichsten Gründen. Die, die Zweifel haben. Für sie soll hier Platz sein zum Aufatmen.

Viele Fragen gilt es zu klären. Vielleicht sind es auch Ihre Fragen? Dann kommen Sie zu uns. Der Kreis freut sich über neue Gesichter und Ideen. Der nächste Termin ist am Montag, 12.10, 19 Uhr, im Martin-Luther-Haus. Herzlich willkommen!

Comments

Hallo. Als alte Thomasmesslerin freut es mich sehr, dass ihr einen Gottesdienst in SW anbieten wollt, der von der ThM inspiriert ist. ICh glaube aber, ihr habt das mit dem Thomas und warum er Namensgeber der Thomasmesse ist, falsch verstanden. Sinn ist eben grade NICHT Menschen in Thomasse und NichtThomasse aufzuteilen mit dem Ziel aus allen wahre Gläubige zu machen. SOndern Thomas wurde zum Namenspatron der Thomasmesse, eben weil er der Jünger war, der nach authentischer Glaubenserfahrung suchte ("wenn ich es nicht sehe und fühle, glaube ich es nicht!") und dem JEsus in dieser Sehnsucht dann entgegen gekommen ist. Insofern ist Thomas eben gerade kein Ungläubiger, sondern einer der sich traut, Gott/ JEsus gegenüber seine Sehnsüchte und Bedürfnisse zu sagen - und Jesus kommt ihm entgegen. "Thomas" ist also für die Thomasmesse eine Identifikationsfigur. Fragen wie Thomas, zweifeln dürfen wie Thomas, auf der Suche nach der authentischen Glaubenserfahrung wie Thomas, und Gott sinnlich erleben wie Thomas.