Tanzen für den Weltfrieden

Kirchweihsonntag, nachts um halb eins: Ein Raumschiff vom Planeten Baldasiebenstrichdrei kommt zur Erde geflogen. Die Außerirdischen wollen die Erde versklaven, die Menschheit hat keine Chance gegen die überlegene Technik der Angreifer.

Die landen ausgerechnet auf der Gochsheimer Kärm - und beobachten, wie Hunderte von Menschen beim Kehraus im Kreis stehen, in die Hände klatschen und wirres Zeug schreien von gestohlenem Holz, von Zuckerrübenbauern, die Mercedes fahren, und dass irgend jemand ein Lasso rausholen soll. In der Mitte des Kreises stehen seltsam gekleidete Gestalten, die irgendwelche komplizierten Drehbewegungen vollziehen.

Nein, denken sich die Außerirdischen, diese Menschen scheinen ja vollkommen verrückt zu sein. Das hat wirklich keinen Sinn, die zu versklaven. Lieber suchen wir uns einen anderen Planeten. Und so fliegen sie, unbemerkt von allen, wieder davon - und der Gochsheimer Kehraus hat die Welt gerettet.

Na ja, ganz so wird es vermutlich nicht abgelaufen sein. Aber Fremden muss es schon ein wenig verrückt vorkommen, was da in Gochsheim mitten in der Nacht abläuft. Es ist schön, dass wir so gemeinsam feiern können. Dass wir so ausgelassen sein können. Dass wir einfach miteinander feiern können bei diesem Friedensfest. Dass wir uns dankbar daran erinnern können, dass wir nun schon so viele Jahre Frieden haben.
 

Seit 360 Jahren gibt es diese Tradition nun schon in Gochsheim, Sennfeld und - zwei Wochen später - auch in Schwebheim. In Erinnerung an das Ende des Dreißigjährigen Krieges, den Westfälischen Frieden und die Wiedererlangung der Reichsfreiheit wird dieses Fest seitdem mit vielen Traditionen gefeiert. Natürlich gab es immer wieder Unterbrechungen durch Kriege, aber die Tradition wurde immer wieder aufgenommen. Und der letzte Krieg liegt nun schon immerhin 64 Jahre zurück.

Es ist gut, dass wir den Frieden feiern können. Es ist gut, dass Menschen zusammenkommen und einfach nur miteinander fröhlich sein können. Trotzdem müssen wir uns auch daran erinnern, dass es eben auch heute nicht überall auf der Welt Frieden gibt. Das ist eine Aufgabe für die ganze Weltgemeinschaft, an diesem Frieden zu arbeiten. Der Weg dorthin ist sicher schwer. Lassen Sie ihn uns gemeinsam und fröhlich gehen. Und dafür auch mal ein Glas Wein trinken und einen Hüpfer am Plan tanzen. Am heutigen Montag und nächsten Sonntag (13.9.) in Gochsheim und Sennfeld, am 20., 21. und 27.9. dann in Schwebheim.