Unschuldig!

Die Karwoche, die Woche vor Ostern, ist eine seltsame Zeit. Sie soll uns daran erinnern, wie Jesus gelitten hat vor seinem Tod. Ich glaube, viele Menschen drücken sich heute davor, oder wissen erst einmal gar nichts damit anzufangen. Was geht uns das heute an, wenn ein Mensch, selbst wenn er Jesus von Nazareth heißt, vor 2000 Jahren ausgepeitscht, verspottet, gekreuzigt wurde? Das ist lange her – hat es denn unsere Welt irgendwie verändert, besser gemacht?
Um ehrlich zu sein: Nein. Es gibt immer noch mindestens genau so viel Ungerechtigkeit auf der Welt wie damals, wenn nicht noch mehr. Es gibt immer noch Menschen, die verhungern. Es gibt immer noch Menschen, die ausgelacht, verleumdet, ausgenutzt und verfolgt werden. Es gibt immer noch Menschen, die schwer an ihrem Leben tragen, statt hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.
Manchmal gehöre ich selber dazu, zu diesen Menschen. Manchmal frage ich wie Jesus am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Manchmal zweifle ich, ob es den da oben überhaupt gibt. Manchmal trage ich schwer an der Schuld, die ich auf mich geladen habe. An den Fehlern, die ich gemacht habe, und die mein Leben belasten, die es schwer machen, ihm die Perspektive nehmen.
Schuld – das ist etwas, was wir nicht gerne eingestehen. Und doch bleiben wir so oft anderen etwas schuldig. Tragen selber dazu bei, dass andere ein schwereres Leben haben. Schuld – wir laden sie auf uns, jeden Tag. Vor Gott und vor den Menschen. Nur sehen wollen wir sie nicht.
Der Monatsspruch für April erzählt uns davon, wie Gott mit unserer Schuld umgeht. „Gott hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben.“ (Kolosser 2, 14)
Das ist die Botschaft von Ostern: Selbst, wenn Menschen uns manchmal nicht frei sprechen und wenn wir uns selber nicht vergeben können – Gott tut es. Vor ihm sind wir frei von aller Schuld, die uns belastet. Gott schenkt uns ein neues Leben, frei von Schuld. Wenn wir es von ihm annehmen.