Texte der Klänge in der Nacht am 9.12.2016

Texte ohne Autorenangabe stammen von Heiko Kuschel. Moderne Texte wurden wegen des Copyrights nicht abgedruckt.

Lied: Abendlied

Jonathan Böttcher

Station 1: Mose

Mose. Klänge in der Nacht.

Ein von Heiko Kuschel (@kuschelkirche) gepostetes Foto am

Mose an der Kanzel

Ich bin Mose. Vor über 300 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Als ein Zeichen für die Menschen: Die Predigten hier, sie stehen auf dem Grund der Zehn Gebote. Die Predigten, die hier gehalten werden, sie fußen auf dem Alten Testament. Ihr habt gemeinsame Wurzeln mit dem Judentum. Manchmal, in eurer Geschichte, da wäre es gut gewesen, ihr hättet auf dieses Zeichen geachtet.

Ich bin Mose. Vor über 300 Jahren stellte man mich unter diese Kanzel. Was habe ich alles gesehen in dieser Zeit! Hunger und Not und großen Reichtum. Zeiten des Friedens und Krieg und Zerstörung.

Lange war die Welt nicht mehr zerrissen wie heute. Millionen sind auf der Flucht vor schrecklichen Kriegen und vor Fanatikern. Eure Wahlen werden zu Zitterpartien, immer scheint das Volk in genau zwei Hälften gespalten zu sein. Die Stimmung wird gereizt und aggressiv. Morddrohungen werden ausgesprochen, als seien es nur leichte Beleidigungen.

Ich habe schon manchmal solche Zeiten erlebt, und es waren keine guten. Wer heilt uns? Wer heilt unsere Welt? Wer bringt uns den Frieden?

Komm oh langersehnter Fürst

Komm, oh langersehnter Fürst

des Friedens, komm!

Die ganze Welt schreit

voll Qual, Angst, Hass

Fugen entgleiten

Völker zerfließen

Wahlen auf Messers Schneide

Welt entzwei, mittendurch

unversöhnlich

wir mittendrin.

Komm, oh langersehnter Fürst

des Friedens, komm!

Oh Heiland du,

heile die Welt.

Komm, oh langersehnter Fürst

des Friedens, komm!

Friedensfürst du,

sei bei uns.

Lied: Nun komm der Heiden Heiland

Martin Luther

Station 2: Andreas

Andreas

Andreas ist mein Name. Ihr kennt mich, denn das Andreaskreuz ist nach mir benannt. Das schräge Kreuz, an dem ich starb, als einer der ersten Märtyrer der Christenheit.

Der erste war ich auch von denen, die Jesus nachfolgten, zusammen mit meinem Bruder Simon Petrus. Mit Jesus bin ich durchs Land gezogen. Ich habe die Wunder gesehen, die er getan hat. Ich habe gesehen, wie er gestorben ist. Ich habe ihn gesehen, als er auferstanden war.

Alle meine Hoffnung lag und liegt auf ihm, unserem Erlöser.

Für mich war es eine Ehre, zu sterben wie er. Für mich war es eine Ehre, mein Leid auf mich zu nehmen. Ihr werdet sagen: „Verrückt!“ Ihr würdet das nicht freiwillig erdulden, sicher nicht. Ach, wenn ich euch ein wenig von dem Glaubensfeuer abgeben könnte, das uns erfüllte! Ich jedenfalls predigte noch zwei Tage am Kreuz von der Liebe Gottes, bevor ich zu ihm gehen durfte. Ihn habe ich gelobt und gepriesen bis zum Schluss.

Hier stehe ich, auf dieser Kanzel. Ich erinnere euch daran: Nachfolge ist nicht immer schön und leicht. Nachfolge ist manchmal, nein, oft, großes Leid. Jesus sagte: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.

Nachfolge, das heißt: Ich begebe mich ganz und gar in Gottes Hand. Ihm vertraue ich mich an.

Lobgesang des Simeon

Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren,

wie du gesagt hast;

denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,

das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern,

ein Licht zur Erleuchtung der Heiden

und zum Preis deines Volkes Israel.

Lukas 2, 29-32

Mit Fried und Freud ich fahr dahin

1. Mit Fried und Freud ich fahr dahin

in Gotts Wille;

getrost ist mir mein Herz und Sinn,

sanft und stille,

wie Gott mir verheißen hat:

der Tod ist mein Schlaf worden.

2. Das macht Christus, wahr’ Gottes Sohn,

der treu Heiland,

den du mich, Herr, hast sehen lan

und g’macht bekannt,

dass er sei das Leben mein

und Heil in Not und Sterben.

3. Den hast du allen vorgestellt

mit groß’ Gnaden,

zu seinem Reich die ganze Welt

heißen laden

durch dein teuer heilsam Wort,

an allem Ort erschollen.

4. Er ist das Heil und selig Licht

für die Heiden,

zu ’rleuchten, die dich kennen nicht,

und zu weiden.

Er ist deins Volks Israel

Preis, Ehre, Freud und Wonne.

Martin Luther 1524

Lobe den Herrn, meine Seele

Lobe den Herrn, meine Seele, und lobe seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele, der mich ins Leben führt.

Übersetzung des Lieds „Bless the Lord“

Lied: Bless the Lord my soul

Jacques Berthier

Station 3: Teich von Bethesda

Der Lahme

Ich habe keinen Namen. Ich heiße nur „ein Mensch“, in der Geschichte, die der Evangelist Johannes von mir erzählt. Und ihr werdet auch noch Schwierigkeiten haben, mich zu finden auf diesem Bild. Ich sag euch, wo ich bin: Im oberen Bild, rechts, vor der äußersten Hütte. Das bin ich. Ein Mensch. Gelähmt seit 38 Jahren. So lange sitze ich schon hier und warte auf ein Wunder. Auf das Wunder, dass der Teich Bethesda von Gottes Engel aufgewühlt wird. Und auf das zweite, größere Wunder, dass ausgerechnet ich, der Lahme, der Namenlose, der Unwichtige, als erster den Teich erreichen werde. Wie soll das gehen? Wie soll ich jemals geheilt werden? Keiner hilft mir, keiner lässt mich vor, natürlich nicht. Alle erhoffen ihre eigene Heilung. Ich bin nur ein kleiner, unbedeutender Mensch am Rande.

Doch auf diesem Bild ist alles anders. Hier bin ich nicht klein und unbedeutend. All die anderen Kranken: Sie sind fort. Nicht zu sehen. Nur ich. Nur für mich wurde dieses schöne Fresko gemalt, vor über vierhundert Jahren.

Nur zu mir ist er gekommen: Jesus. Ich wusste nicht einmal, wer er war, das habe ich erst viel später erfahren. Nur mich hat er gefragt: „Willst du gesund werden?“ Ach, was habe ich ihm mein Leid geklagt. Dass ich niemanden habe, der mir hilft. Dass immer die anderen zuerst am Teich sind, wenn er wieder sprudelt.

Und was tut dieser fremde Mann? Das hatte ich nicht erwartet. Er sagt zu mir: „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“ Das Wasser, an dem ich 38 Jahre meines Lebens auf ein Wunder gewartet hatte, war überhaupt nicht nötig. Jesus allein hat mich geheilt. In Jesus, nur in ihm, habe ich ein neues Leben gefunden. Er hat mich aufgerichtet. Er hat mich, den Namenlosen, geheilt. Und noch heute, nach zweitausend Jahren, erzählt man meine Geschichte auf der ganzen Welt.

Psalm 119

Hanns-Dieter Hüsch

Aufstehen

Am Boden.

Ohne Hoffnung.

Kein Ziel.

Kein Horizont.

Kein Weg.

Am Boden.

Ohne Hoffnung.

Die andern ziehn vorbei

doch ich bleibe.

Bleibe.

Bleibe.

Am Boden.

Ohne Hoffnung.

„Das geht vorbei“, meinen sie.

„Ist nur eine Phase“, meinen sie.

„Das wird schon wieder.“

ACHT

UND

DREISSIG

JAHRE.

Am Boden.

Er. Bei mir.

Kenn den Namen nicht.

Sagt nicht: „Wird schon wieder.“

Sagt: „Steh auf!“

Und ich steh auf.

Spür den Boden unter mir.

Unter meinen Füßen.

Schöpfe Hoffnung.

Hab ein Ziel.

Seh den Horizont.

Geh meinen Weg.

Ziehe meine Straße

Fröhlich.

Lied: In Christ alone

T: Stuart Townend, M: Keith Getty

Station 4: Leere Konsole

Die leere Konsole

Leere Konsole. Ein Vorgeschmack auf Klänge in der Nacht.

Ein von Heiko Kuschel (@kuschelkirche) gepostetes Foto am

Leer ist die Konsole. Ein Zeugnis vergangener Tage. Noch aus Nachkriegstagen gibt es ein Bild, auf dem hier eine Figur verschwommen zu sehen ist. Doch wer weiß heute schon noch, was einst hier stand? Nur, wer sich wirklich mit der Geschichte der Kirche befasst, weiß noch: Hier war einmal die Bischofsfigur, die nun im Chorraum steht.

Wir nutzen diese Kirche. Wir gehen hindurch, betrachten Kunstwerke, verspüren Ehrfurcht, vielleicht. Doch selten nur ist uns bewusst, wie viele längst vergangene Menschen vor uns in dieser Kirche gebetet, gepredigt, gearbeitet haben.

Wer hat diese Konsole angebracht – und wann?

Welche Skulptur stand einmal darauf? Oder waren‘s mehrere im Lauf der Jahrhunderte?

Wir Menschen vergessen so schnell. Vergänglich sind wir, und die Erinnerung an uns verblasst.

Doch manchmal hinterlassen wir, ganz überraschend, etwas, das die Zeit überdauert. Eine kleine Konsole an der Wand erzählt die Geschichte von dem, der irgendwann hier lebte. Der dies hier anbrachte. Der seine Kirche schöner machen wollte, Gott zur Ehre. Dieser Stein blieb und erzählt von ihm.

War es vor 100 Jahren? Vor 500? Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag. Er war für diesen Menschen derselbe wie für uns, und er wird noch derselbe sein, wenn der letzte Hauch einer Erinnerung an uns verweht ist. Er kennt seinen Namen, er kennt unsern Namen. Gott bleibt.

Ewigkeit

In Gottes Augen bist du so wertvoll, dass Gott die Ewigkeit nicht ohne dich leben will.

Paul Deitenbeck

aus der Tiefe

Marlies Blauth

Vorsatz

Dawna Markova

Lied: Ich bin ja nur ein Gast auf Erden

T/M: Spiritual, dt. Text Barbara Werner

Station 5: Mannalese

Mannalese

Ein Rest ist noch zu finden von einem einst wohl viel größeren Gemälde, rechts oben am Bogen zur Turmkapelle, in dem heute die Krippe steht.

Was für eine Szene! Die Israeliten auf der Flucht. Mose im Hintergrund auf der rechten Seite vor einer Zeltstadt. Er sieht seinem Volk zu, wie sie das Manna aufsammeln. Gierig wirken sie, kriegen nicht genug. Zwei verrenken die Hälse zum Himmel in einer unmöglichen Haltung. Kommt da noch mehr? War das schon alles? Wie oft wird Gott uns dieses Manna schenken?

Mose sagt: „Ein jeglicher sammle soviel er für sich essen mag.“ Mehr ist nicht nötig. Gott lädt uns ein. Er stärkt uns. Und morgen ist ein neuer Tag.

Kein Platz für Gier.

Kein Platz für Streit.

Kein Platz für Neid.

Gott sorgt für uns.

Er lädt uns ein

zum Leben.

Komm, lade uns ein!

Madeleine Delbrêl

Lied: Der Müden Kraft

T: Eugen Eckert, M: Johannes Müller

Station 6: weißer Engel

Der Stern

Der weiße Engel. Klänge in der Nacht.

Ein von Heiko Kuschel (@kuschelkirche) gepostetes Foto am

Heller als alle andere,

unbeschreiblich hell leuchtete er.

Ein fremder, neuer Stern.

Alle anderen Gestirne,

auch Sonne und Mond,

standen ringsherum.

Er aber strahlte heller als alle anderen.

Alle fragten verwundert:

Woher kommt dieser neue unvergleichliche Stern?

Das war das Ende aller Sterndeuterei.

Alle Fesseln der Bosheit wurden gesprengt.

Wer nichts über Gott wusste, wurde belehrt,

das alte Reich des Bösen wurde zerstört.

Denn Gott war als Mensch erschienen,

Leben für immer neu zu machen.

Gott setzte seinen Plan in die Tat um.

Weil es dem Tod an den Kragen ging,

geriet alles in Bewegung.

Aus dem Brief des Bischofs Ignatius von Antiochien an die Epheser

Der weiße Engel

Ich bin der weiße Engel.
Weiß wie die Unschuld, die Reinheit Gottes.

Und doch ein wenig fleckig.
Als hätte die Erde auf mich abgefärbt.

Gebeugt bin ich, klein, fast schwach.
Kein großer Erzengel, der strahlend an den Toren des Paradieses steht, nein:
ich stehe an den Toren der Welt.

Ich verkündige euch, gebeugt und fleckig,
das Heil der Welt.

Ich verbeuge mich vor dem, der da in der Krippe liegt.
Gebe ihm die Ehre. Und euch.

Ich beuge mich herunter vom Himmel, zu euch, dahin,
wo unser aller Herr
in einer Krippe liegt.

Noch viel fleckiger als ich.
Noch viel irdischer als ich.

Gebeugt bin ich, klein, fast schwach.
Gebeugt von all der Last, den Tränen, den Sorgen,
all dem, was ich sah und sehe auf dieser Welt.

Gebeugt aber auch in Anbetung vor dem,
der sich noch kleiner gemacht hat.

Gebeugt in Anbetung vor dem, der zu euch kam.
Der euch aufrichten will.
Der euch Liebe schenkte und Hoffnung.
Der euch beflügeln will. Aufrichten. Stärken. Gründen.

Er will euch beflügeln. Das heißt:
Er gibt euch Kraft.
Rückenwind.
Neuen Mut.
Phantasie.

Der Prophet Jesaja hat es schon geschrieben:
Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Lasst euch beflügeln. Lasst euch aufmuntern.
Spürt eure eigenen Flügel.
Heute.
Jetzt.
Werdet ein Engel.
Wie ich.

Vom Himmel hoch

1. »Vom Himmel hoch da komm ich her,

ich bring euch gute neue Mär;

der guten Mär bring ich so viel,

davon ich singn und sagen will.

7. Merk auf, mein Herz, und sieh dorthin;

was liegt doch in dem Krippelein?

Wes ist das schöne Kindelein?

Es ist das liebe Jesulein.

8. Sei mir willkommen, edler Gast!

Den Sünder nicht verschmähet hast

und kommst ins Elend her zu mir:

wie soll ich immer danken dir?

9. Ach Herr, du Schöpfer aller Ding,

wie bist du worden so gering,

dass du da liegst auf dürrem Gras,

davon ein Rind und Esel aß!

10. Und wär die Welt vielmal so weit,

von Edelstein und Gold bereit,

so wär sie doch dir viel zu klein,

zu sein ein enges Wiegelein.

15. Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron,

der uns schenkt seinen ein‘gen Sohn.

Des freuet sich der Engel Schar

und singet uns solch neues Jahr.

Martin Luther

Lied: Geh hinaus und sei ein Engel

T: Heiko Kuschel, M: Heiko Kuschel, Sandra Fiedler

Gebet

Wir feiern Weihnachten, Gott,

wir feiern das Wunder,

dass du, Gott, als Mensch in die Welt kamst.

Wir bitten dich:

Lass uns dieses Wunder spüren!

Lass Weihnachten werden, Gott,

lass Weihnachten werden für uns und alle,

die Weihnachten verloren haben.

Wir bitten dich für die Menschen,

die heute einsam und traurig sind,

die sich verlassen fühlen.

Lass sie durch ihre Tränen hindurch die Freude entdecken.

Wir bitten dich für die,

die nichts zu essen und keine Heimat haben.

Für die Menschen auf der Flucht in ihren Verstecken.

Zünde ihnen ein Licht an in dunkler Nacht.

Wir bitten dich für die, deren Herz stumpf bleibt.

Die nichts mehr hören können vor lauter Weihnachtsgeschrei,

die nichts mehr sehen wollen, vor lauter falschem Glanz.

Erzähle du ihnen, ganz leise, was Weihnachten ist.

Lass Weihnachten werden, Gott.

Heute und morgen und jeden Tag.

Amen.

Autor unbekannt

Weihnachtssegen

Und nun geht. Geht mit Gottes Segen.

Geht hinein ins Dunkel dieser Nacht.

Spürt in allem, was euch dort begegnet,

die Freude, die euch Gott hat zugedacht.

Also geht. Gehet eure Wege.

Füllt die Erde an mit Zuversicht.

Singet laut an gegen alle Zweifel

von dem, der durch dies Kindlein zu uns spricht.


Doch nun geht. Die Nacht ist voller Wunder.

Das Leben ist erschienen uns im Kind.

Es lässt uns ahnen Licht und Fried und Freude

für alle die, die guten Willens sind.

Lied: Dein Segen leuchtet

T: Birgit Kley, M: Jonathan Schaffner