Wagenkirche: im Auftrag des Herrn unterwegs

von Heiko Kuschel - zuerst erschienen in "evangelisch in schweinfurt" November 2011

Ende November wird unsere Wagenkirche ein halbes Jahr alt. Zeit, eine allererste Bilanz dieser sicher recht ungewöhnlichen Aktion zu ziehen: Was machen die zwei Männer da eigentlich, wenn sie sich vor diesen Wagen spannen? Und bringt das auch was?

Kurz gesagt: Bis heute war jeder einzelne „Einsatz“ völlig unterschiedlich. Wir – mein katholischer Kollege Günter Schmitt und ich – beginnen immer irgendwann zwischen 11:30 und 12:00 an der Garage des Pfarrhauses Heilig Geist damit, den Turm unserer Kirche aus drei Einzelteilen zusammenzusetzen, mogeln uns dann irgendwie über den Albrecht-Dürer-Platz und stöhnen über die früher nie bemerkte Steigung in der Spitalstraße. Unsere erste Station ist fast immer der Marktplatz; meistens bleiben wir außerdem noch vor dem dm in der Spitalstraße stehen sowie auf dem Georg-Wichtermann-Platz und vor der Sparkasse am Roßmarkt.. Ein kleiner Impuls zum Wochenende ist vorbereitet, oft verteilen wir auch etwas an die Leute – Mon Cheri, Luftballons, Traubenzucker – natürlich hat das alles seine Bedeutung, die wir mit einem Augenzwinkern erklären.

Wie viele uns dabei zuhören? Nur wenige bleiben stehen. Aber viele grinsen über diese Aktion – und werden sie vielleicht nicht so schnell vergessen. Viel wichtiger geworden sind uns die Gespräche mit Passanten, die auf uns zu kommen. Manche sind sehr kirchenkritisch, freuen sich, endlich jemand gefunden zu haben, bei dem sie ihren Ärger abladen können. Aber auch kirchliche „Insider“ sprechen uns an. Manchmal ergeben sich lange Diskussionen oder sogar tief gehende seelsorgerliche Gespräche, die dann zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden. Das sind unsere Sternstunden.

Überrascht hat uns, wie offen gerade Jugendliche auf uns zugehen. Die finden das „voll cool“. Wollen mal ins Mikrofon sprechen. Reden mit uns darüber, was sie von Gott, Glauben und Kirche halten. Und haben eine positive Erfahrung mit Kirche, an die sie sich vielleicht auch später noch erinnern werden.

So werden wir weiter fast jeden Freitag in die Fußgängerzone ziehen. Außer bei schlechtem Wetter, denn da bleibt sowieso niemand bei uns stehen. Wir freuen uns, wenn Sie mit uns ins Gespräch kommen. Oder auch mal ein bisschen beim Ziehen helfen.

Unsere Impulse können Sie übrigens auch als Podcast abonnieren (in iTunes oder bei podcast.de nach „Wagenkirche“ suchen) oder unter www.wagenkirche.de nachlesen und -hören.