Wagenkirche: Selig sind die Barmherzigen!

Lieber Heiko, hier stehen wir wieder mit der Wagenkirche. Diese Woche fällt es mir schwer, Worte zu finden. So viele belastende Nachrichten auf einmal.

Verstehe ich. Vielleicht sollten wir mit der Bergpredigt beginnen.

Die Bergpredigt? Warum ausgerechnet die?

Sie war der Einstieg in die Predigt von Bischöfin Mariann Edgar Budde in Washington. Sie hat Donald Trump ins Gewissen geredet – und ihn ziemlich verärgert.

Ach so. Du meinst: „Liebt eure Feinde, betet für die, die euch verfolgen, seid barmherzig, wie auch Gott barmherzig ist“?

Genau. Das hat Trump gar nicht gefallen. Er fordert jetzt eine Entschuldigung. Aber die Bischöfin hat auch um Gnade für die Menschen gebeten, die jetzt Angst haben, wie es mit ihm an der Spitze weitergeht.

Mutig. Aber – und jetzt ganz ehrlich – was fangen wir in Deutschland gerade mit „Liebt eure Feinde“ an? Nach dem, was in Aschaffenburg passiert ist, fällt mir das schwer.

Mir auch. Dieses Verbrechen war schrecklich. Ein Kind und ein Mann getötet, andere schwer verletzt. Ich mag mir das Leid der Angehörigen nicht ausmalen. Aber ich frage mich: Warum hat niemand rechtzeitig die Gefahr erkannt? Der Täter war doch in Behandlung. Natürlich gibt es unter Geflüchteten Menschen mit psychischen Belastungen – wie könnte es anders sein, nach all dem, was sie erlebt haben? Heißt das, wir sollten deshalb allen die Hilfe verweigern?

Nein, das sicher nicht. Aber es bleibt doch die Frage: Wie gehen wir damit um, wenn Menschen hier anderen Gewalt antun?

Gerechtigkeit muss sein. Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, alle Geflüchteten in einen Topf zu werfen. Die meisten sind entsetzt über diese Tat, genau wie wir. Und das getötete Kind stammte aus einer marokkanischen Familie, eines der verletzten Mädchen aus Syrien. Sie sind doch vor genau solcher Gewalt geflohen.

„Alle Fremden raus“ ist also keine Lösung?

Nein, ganz sicher nicht. Jesus fordert uns auf: „Seid barmherzig.“ Barmherzigkeit heißt nicht Naivität. Sie heißt, trotz Angst und Schmerz die Menschlichkeit zu bewahren.

Aber was gibt uns Hoffnung? Wie können wir Mut machen?

Hoffnung gibt, dass so viele Menschen hier friedlich zusammenleben. Dass es Menschen gibt, die sich um andere kümmern – psychologisch, juristisch, seelsorgerlich. Hoffnung gibt auch, dass wir in der Bergpredigt nicht allein gelassen werden. Jesus sagt: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Wir können die Welt ein Stück weit heller und gerechter machen, auch in schwierigen Zeiten.

Das stimmt. Vielleicht ist es unser Auftrag, genau das in die Schweinfurter Fußgängerzone zu tragen: Menschlichkeit trotz Angst.

Und die Erinnerung daran, dass wir immer die Würde jedes Einzelnen im Blick behalten müssen – ob Opfer, Täter oder Fremder.

Und wie können wir das ganz praktisch zeigen?

Indem wir zusammenstehen. Am kommenden Sonntag gibt es die Demonstration von „Schweinfurt ist bunt“. Das Motto lautet: „Die Uhr tickt für Demokratie. 5 vor 12 – Aufstehen gegen rechts!“ Da sind wir auch als Kirchen dabei, als Christinnen und Christen. Dort können wir zeigen, dass Fremdenfeindlichkeit bei uns keinen Platz hat.

Das klingt nach einem klaren Zeichen. Menschlichkeit zeigen, zusammenstehen und für Demokratie eintreten – das ist unser Auftrag.