Ansprache zur Einweihung des Gewerkebaums

Sag mal, Ulli, kanntest du diese Tradition eines Gewerkebaums schon?

(nein)

Also, für mich war das komplett neu. Musste ich erst mal googeln, was das eigentlich ist. Aber ich finde es sehr schön, dass sich die Handwerker jetzt hier mitten in Schweinfurt mit diesem Baum präsentieren.

Das ist ja auch wichtig, dass das Handwerk wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen gerückt wird. Ohne Handwerker stünden wir ziemlich blöd da.

Ja, das stimmt. Es gibt wohl einfach viel zu wenige, die noch ein Handwerk erlernen wollen. Einer erzählte mir neulich, er könnte von den Aufträgen her locker noch zwei, drei Leute einstellen – aber er findet niemanden, der geeignet wäre.

Und es gibt so viele verschiedene Gewerke! Schau dir das mal an, was da alles aufgeführt ist.

(hingehen, kurz über den Baum reden)

Weißt du eigentlich, wer der allererste Handwerker war?

Keine Ahnung, wen du jetzt meinst.

Der erste Handwerker – das war natürlich Gott.

Also, das musst du mir jetzt mal erklären, wie du das meinst.

Grade im Psalm haben wir‘s gelesen und gehört. „Schaue ich hinauf zum Himmel, staune ich über das Werk deiner Finger.“ So stellt sich die Bibel das oft vor: Gott hat die Erde geschaffen mit seinen eigenen Händen. Natürlich ist das nur ein Bild davon, dass wir ganz in Gottes – na ja, eben in seiner Hand liegen. Aber ich finde das einen sehr schönen Gedanken. Von Gott kommt alles, in ihm ruht alles.

Und das geht ja dann noch weiter: Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Wenn wir etwas mit unseren Händen formen, wenn wir etwas gestalten, wenn wir etwas herstellen: Dann nehmen wir sozusagen teil an der großen Schöpfung Gottes.

Ja, so könnte man das ausdrücken. Wenn wir dabei die Welt ein bisschen schöner und besser machen, dann ist das ja auch eine gute Sache.

Und dabei nehmen wir alles, was wir haben, dankbar eben aus seiner Hand.

Das bedeutet aber auch, nicht einfach nur irgendwas damit zu machen, sondern diese Gaben auch ernst zu nehmen. Und damit so gut umzugehen, wie es uns möglich ist. Meisterlich eben.

Auch das ist ja etwas, was wir von den Handwerkern lernen können: Das Streben danach, immer besser zu werden. Ein Meister zu werden.

Solche Meister brauchen wir, glaube ich, noch viel mehr. Ich habe dann noch ein bisschen gegoogelt zum Thema „Handwerkerehre“ und da ganz viel darüber gefunden, wie für Sie, die Handwerker, Beruf und Moral und auch Qualität der Arbeit miteinander zusammenhängen. Aber das brauche ich Ihnen, die Sie heute hier sind, ja nicht zu erzählen, das wissen Sie alles besser als ich. Und dir, Ulli, schick ich den Link auf Wikipedia.

Übrigens hat Gott noch was mit den Handwerkern zu tun.

Jetzt steh ich auf dem Schlauch. Was meinst du denn?

Na, denk doch mal an Jesus! Sein Vater war Zimmermann und er wohl auch.

Ach so, ja natürlich. Da hab ich jetzt gar nicht dran gedacht. Das stimmt. Am Ende war er vielleicht sogar Mitglied einer Innung – oder was auch immer es damals gegeben hat.

Das finde ich übrigens auch eine ganz faszinierende Sache: Die verschiedenen Innungen und diesen Zusammenhalt unter den Handwerkern, so wie man das jetzt hier bei diesem Fest spürt.

Ja. Füreinander da sein, sich unterstützen, auch wenn man manchmal eigentlich in Konkurrenz zueinander steht. So kann gemeinsames Leben gelingen.

Fast schade, dass wir keine Handwerker sind.

Also, zum Schreiben dieser Ansprache hab ich ja schon meine Hände benutzt, aber ja, ich weiß, was du meinst. Wir sind halt keine Hand-Werker, sondern eher Geist-Werker. Aber auch wir versuchen, unsere Arbeit gut zu machen.

Vielleicht ist für uns dann der Heilige Geist zuständig?

Das finde ich einen schönen Gedanken. Gott ist ja für alle da – für die Menschen, die eher mit ihren Händen arbeiten, genau so wie für die, deren Arbeit eher eine geistige Sache ist. Aber natürlich auch für alle, die gar nicht arbeiten. Und auch für die, deren Arbeit nicht so gut gelingt. Gottes Segen gilt uns allen.

Dann kann uns der Gewerkebaum hier nicht nur daran erinnern, dass es das Handwerk gibt. Sondern auch daran, dass wir alle gemeinsam unter dem Segen Gottes stehen.

Für heute aber sollen Sie, die Handwerker, im Vordergrund stehen. Sie, die Sie das Schöpfungswerk Gottes weiterführen. Gottes Segen sei über Ihrer Arbeit. Oder mit dem alten Spruch: Gott segne das ehrbare Handwerk.

Amen.