Eurokrise, Teufel und das Reich Gottes

Predigt am drittletzten Sonntag im Kirchenjahr 2011

Schonungen, 6.11.2011

Text: Lk 11, 14-23
Und er trieb einen bösen Geist aus, der war stumm. Und es geschah, als der Geist ausfuhr, da redete der Stumme. Und die Menge verwunderte sich. Einige aber unter ihnen sprachen: Er treibt die bösen Geister aus durch Beelzebul, ihren Obersten. Andere aber versuchten ihn und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber erkannte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet, und ein Haus fällt über das andre. Ist aber der Satan auch mit sich selbst uneins, wie kann sein Reich bestehen? Denn ihr sagt, ich treibe die bösen Geister aus durch Beelzebul. Wenn aber ich die bösen Geister durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. Wenn ich aber durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen. Wenn ein Starker gewappnet seinen Palast bewacht, so bleibt, was er hat, in Frieden. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seine Rüstung, auf die er sich verließ, und verteilt die Beute. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

Liebe Gemeinde!

Ich weiß nicht, wie es Ihnen ging, als Sie diesen Predigttext gehört haben. Ich bin in Gedanken erst einmal an den Sätzen über das Reich, das mit sich selbst uneinig ist, hängen geblieben. Und musste natürlich an Europa und die aktuellen Probleme in der Eurozone denken. Ja: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet, und ein Haus fällt über das andere. Hoffen wir mal, dass es nicht so weit kommt, dass Europa verwüstet wird, das vermutlich nicht. Aber dass die Uneinigkeit der Politiker dazu führt, dass Europa in große Schwierigkeiten gerät: Das auf jeden Fall.

Nun nimmt ja Jesus aber dieses Beispiel nicht für etwas „Gutes“, das vernichtet wird. Leider muss ich Ihnen sagen: Nicht nur in Europa ist zur Zeit alles ziemlich kompliziert, sondern auch in unserem heutigen Predigttext. Also fangen wir von vorne an. Jesus heilt einen stummen Menschen, der fängt wieder an zu reden. Schön! Freuen könnte man sich darüber. Es geht ihm gut! Er kann wieder sprechen! Aber nein, so sind wir Menschen nicht. „Zauberei!“ schreien einige. „Der muss mit dem Teufel im Bund sein!“ Anscheinend trauen sie dem Teufel mehr zu als Gott. Seltsam. Und mit dem Beispiel, das Jesus nun bringt, von dem Reich, das mit sich selbst uneinig ist, führt Jesus ihnen vor, wie unsinnig das ist. Egal, was hinter dieser Heilung steht – freuen können sie sich auf jeden Fall. Wenn Jesus tatsächlich den Teufel mit Beelzebul austreiben soilte, können sie sich freuen, denn das heißt ja: Das Reich des Teufels ist mit sich selbst uneins und dadurch gewaltig geschwächt. Die Aktien des Teufels fallen ins Bodenlose. Er ist pleite. Ist doch super.

Der nächste Satz von Jesus ist ein wenig rätselhaft, das gebe ich zu: „Wenn aber ich die bösen Geister durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.“ Offenbar gab es zur Zeit Jesu noch mehr Menschen, die heilten und „Geister austrieben“, wie man das damals nannte. Aber eigentlich ist das für unseren Text auch gar nicht so wichtig. Jesus sagt nämlich weiter: Wenn ich nicht durch Beelzebul die Geister austreibe, dann muss es doch wohl in Gottes Auftrag sein – und dann ist das Reich Gottes zu euch gekommen. Hier ist es, da, wo ich bin! Ein Zeichen vom Himmel fordert ihr? Hier ist das Zeichen – ich bin es selbst! Schaut euch doch um: Lahme gehen, Blinde sehen, den Armen wird das Evangelium gepredigt. Hier, wo ich bin, da ist das Reich Gottes! Und das heißt dann auch: Dieses Reich des Teufels, von dem ihr immer redet: Das hat nicht gut Lachen. Denn Gott ist der Stärkere. Sein Reich ist angebrochen. Das Ende des Reichs des Bösen ist nahe.

Bleiben für uns noch zwei Fragen zu klären: Die eine: Gibt es den Teufel überhaupt? Und die andere: Wenn Gottes Reich schon damals angebrochen ist, warum merken wir auch 2000 Jahre später so wenig davon?

Erst einmal zum Teufel. Die Bibel redet davon so selbstverständlich, wie sie auch etwa von bösen Geistern redet, die Menschen befallen. In der damaligen Vorstellungswelt war das etwas völlig Logisches. Für uns scheint es irgendwie weit hergeholt. Wir tun uns ja manchmal schon schwer mit der Frage, ob Gott überhaupt existiert. Auf der anderen Seite: Das Interesse an Engeln ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Gute, himmlische Mächte, die ein Auge auf uns haben: Ja, das sehen wir gerne. Ganz ganz viele Eltern suchen für ihre Kinder den Taufspruch aus: „Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“. Aber böse Mächte? Da sträuben wir uns irgendwie. Das können wir nicht so annehmen.

Vielleicht müssen wir das ja auch nicht. Der „Teufel“ muss nicht unbedingt eine Person sein. Aber dass es das Böse gibt, das müssen wir zugeben. Und dass es eine ganz eigene Dynamik entwickeln kann, wissen wir alle. Wer hat sich nicht schon mal in einem ganzen Gebilde von Lügen verstrickt – ein ganz einfaches Beispiel. Viele Dinge sind aber viel komplexer und gar nicht so leicht zu durchschauen. Wir kaufen billige Klamotten im Angebot, weil wir uns ja die teuren Sachen gar nicht leisten können. Und irgendwie im Hinterkopf wissen wir schon, dass jemand anderes auf der Welt den Preis dafür bezahlt. Wenn wir ein T-Shirt für 4,95 kaufen, dann bedeutet das: Baumwollpflückerinnen in Indien, die für einen Hungerlohn 12 Stunden und mehr arbeiten und von den Pestiziden krank werden. Näherinnen, denen es nicht besser geht. Wenn wir E10 tanken in der guten Absicht, einen höheren Anteil Biosprit zu verwenden, kurbeln wir damit die Spekulation mit den Getreidepreisen an. Und irgendwo anders auf der Welt kann sich jemand das lebensnotwendige Getreide nicht mehr leisten und verhungert.

Sachzwänge, sagen wir gern. Die halten uns gefangen. Sie entwickeln fast schon so etwas wie eine eigene Persönlichkeit. Der Teufel? Ja, ich denke, so kann man das auch nennen.
Aber eigentlich dachte ich, dieser Teufel wäre mittlerweile besiegt. Sagt Jesus doch. Also unsere zweite Frage: Warum wird es nicht besser auf der Welt? War Jesus nur so eine Art Demoversion vom Reich Gottes? Hat er überhaupt etwas verändert?

Ja und nein. Ja: Er hat etwas verändert. Und nein: Es war doch erst einmal nur örtlich begrenzt. Wie viele hat er wohl geheilt? Lassen wir es ruhig 1000 Menschen sein. Und wie viele hätten seiner Heilung bedurft? Hunderttausende? Millionen? Wie viele bräuchten heute seine Heilung? Eher Milliarden, die auf ein menschenwürdiges Leben hoffen und denen es die teuflischen Lebensumstände nicht erlauben.

Also: Wo ist das Reich Gottes? Die Antwort darauf ist auch nicht so einfach, und irgendwie ist sie es doch: Es ist mitten unter uns. Da, wo wir es zulassen. Da, wo wir uns gegen die Einflüsse des Teufels stemmen, ob wir ihn nun als Person ansehen oder eher als etwas Abstraktes. Da, wo wir uns für eine gerechtere Welt einsetzen. Da, wo wir aufeinander achten. Da, wo wir Jesu Botschaft von Gottes Liebe weiterverbreiten. Zugegeben: Auch die Kirche hat da in den letzten 2000 Jahren manches falsch gemacht. Statt Liebe und Gerechtigkeit hat sie oft Macht, Angst und Unterdrückung verbreitet. Aber ich glaube: Wir sind heute auf einem guten Weg. Das Reich Gottes ist unter uns. Aber es ist nicht nicht vollkommen da. Das wird es erst am Ende der Welt sein. Auch, wenn das noch Tausende oder gar Milliarden von Jahren dauern sollte. Bis dahin lassen Sie uns daran arbeiten, dass es sichtbar wird unter uns.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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