Evangelist, Missionar und Märchenprinz
Einführung von Pfarrer Heiko Kuschel
Schweinfurt, St. Johannis. Pfarrer Heiko Kuschel kann’s nicht lassen. So wie es einem modernen Citypfarrer ansteht, provoziert er auf süffisante Art und Weise die Gemeinde: Er beginnt seine Amtsantrittspredigt am 18. Januar (!) mit „Frohe Weihnachten“ und endet mit „Zum Wohl“ statt mit „Amen“. Ähnliches war man schon von ihm als Gemeindepfarrer in Gochsheim, vor allem als Dekanatsjugendpfarrer, gewohnt. Anlässlich seiner Einführung in das Doppelamt eines Citykirchenpfarrers und zugleich Dekanatsschulbeauftragten legt er auf der Kanzel – in der Hand ein Glas Wein (oder doch nur Wasser?) - die Erzählung von der „Hochzeit zu Kana“ (Joh 2) aus: Damals hätten sich die Gäste über den unerwarteten Weinnachschub und die gemeinsame Feier gefreut. Heute sieht sich Pfr. Kuschel in seiner Citypfarrerfunktion selbst als „das Gläschen Wein, das der Stadt bisher noch gefehlt hat.“ Und im Blick auf seine Schulstelle sagt er augenzwinkernd: „Religion ist ein Fach für Leib und Seele.“
Nachdem die zum Gottesdienst am Nachmittag gekommenen Repräsentanten aus Kirche, Kultur und Politik, aber auch viele Jugendliche, das passende Lied „Unser Leben sei ein Fest“ gesungen haben, nimmt Dekan Oliver Bruckmann die Einführungshandlung mit Segnung des Pfarrers vor: Die erstmalige Besetzung des Citypfarramtes „ist ein historisches Ereignis im Dekanat“, betont er. Mit Pfr. Kuschel habe man „einen dialogfreudigen, gesprächsoffenen Missionar“ gefunden. Gerade der Kirche Entfremdete oder ihr kritisch Begegnende sowie Touristen würden in der St. Johannis-Kirche einen Ansprechpartner suchen. Genauso könne das Gemeindehaus in der Friedenstraße dank Kuschels Engagement „ein Stück offene Kirche“ werden, wo sich gesellschaftliche, theologische und ethischen Themen etablieren ließen. Große Erwartungen verbindet der Dekan auch mit dessen Schulbeauftragung: Dieser müsse Organisator und Ansprechpartner der Schulen sein, darüber hinaus die Jahresgespräche mit den kirchlichen Religionskräften führen.
Beim anschließenden Empfang im Martin-Luther-Haus wird zunächst ein großes Dankeschön den beiden bisherigen – ehrenamtlichen! - Dekanatsschulbeauftragten Pfr. Ernst Petersen und Pfr. Walter Neunhoeffer ausgesprochen. Dann werden per Grußwort gute Wünsche, aber auch weitere Erwartungen an den neuen Mann artikuliert. Zum Beispiel charakterisiert ihn Landessynodalin Renate Käser als einen „modernen Evangelisten“. Schulamtsdirektor Günther Hartlieb skizziert die Problematik, aber auch die Chancen von Multikulti in Schweinfurt und ermutigt Pfr. Kuschel: „Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch die Kraft dazu.“ Frau Dagmar Kohlmeyer (GKV) als „Hausherrin“ des Friedenstr.-Gemeindehauses erhofft sich, dass er es als „Märchenprinz“ von seinem Dornröschen-Schlaf aufwecken möge. Und der katholische Dekan Reiner Fries erwartet sich von Pfr. Kuschel natürlich ökumenische Impulse. Na, dann mal „Prost, Herr Pfarrer!“