Predigt im Urlaubergottesdienst: Haltepunkt Leben - Innehalten
Haltepunkt Leben: Diese Schilder – und noch ein paar andere Sachen, die dazu gehören – finden sich seit einiger Zeit in vielen Städten in Deutschland. Wir vom Netzwerk Citykirchenprojekte haben das entwickelt, und ich habe mein Schild aus Schweinfurt einfach mal mitgebracht. Weil ich finde: Gerade in der Urlaubszeit kann man darüber wirklich gut nachdenken: Haltepunkt Leben.
Wir sind als Familie ja gerade erst gestern abend angekommen. Vorgestern war in Bayern erst der erste Ferientag. Mit Anhalten, zur Ruhe kommen und so war da noch nicht viel. Kommt noch, hoffe ich.
Gerade haben wir gesehen: Bei vielen von Ihnen ist das anders. Sie sind schon länger da. Und haben hoffentlich auch hier im Urlaub das gefunden, was Sie sich erhoffen. Ruhe. Erholung. Spaß. Neue Kontakte, was auch immer.
Heute aber frage ich: Wo stehst du gerade? Jetzt in diesem Moment?
Der Linienplan des Haltepunkts Leben macht ein paar Vorschläge, wo wir gerade sein könnten. Wenn du magst, schau ihn dir im Detail an.
Im echten Leben sind wir natürlich nie ganz bei einem Gefühl, einer Station. Aber: Was dominiert heute in deinem Leben? Was ist die stärkste Emotion, wenn du über dein Leben nachdenkst?
Mag sein, dass es etwas von den Gefühlen ist, die wir eher als negativ ansehen. Unzufriedenheit. Zweifel. Misstrauen. Oder auch die Einsamkeit.
Aber vielleicht geht es dir, gerade auch jetzt im Urlaub, besonders gut. Vielleicht bist du eher bei der Liebe. Beim Staunen. Bei der Dankbarkeit. Oder an einer Station, die auf unserem Plan gar nicht aufgeführt ist.
Nimm dir einen Moment Zeit.
Halte inne.
Was bewegt dich?
Wo stehst du gerade?
Und – gefällt es dir da, wo du stehst?
Ist es gut da?
Oder ist es dir eine Last, da zu stehen?
Nimm dir einen kleinen Moment der Stille für dich.
STILLE

Jesus spricht:28»Kommt zu mir, ihr alle,
die ihr euch abmüht und belastet seid!
Ich will euch Ruhe schenken.29Nehmt das Joch auf euch, das ich euch gebe.
Lernt von mir: Ich meine es gut mit euch
und sehe auf niemanden herab.
Dann werden eure Seelen Ruhe finden.30Denn mein Joch ist leicht.
Und was ich euch zu tragen gebe, ist keine Last.«
„Ich will euch Ruhe schenken“, sagt Jesus.
Zu dir, der du gerade verzweifelt bist.
Und zu dir, die du gerade vor Dankbarkeit platzen könntest.
Ich will euch Ruhe schenken.
In der Luther-Übersetzung steht da: „Ich will euch erquicken“.
Versteht kein Mensch mehr heute. Quicklebendig kennen wir noch. Aber das ist eigentlich ja was ganz anderes als Ruhe.
Beide Bedeutungen – Ruhe schenken und neues Leben schenken – stecken in dem griechischen Wort drin, das da steht. Und sie gehören ja auch zusammen. Erst ausruhen, dann wieder quicklebendig durch die Gegend rennen. ἐγὼ ἀναπαύσω ὑμᾶς
Also vielleicht: Ich will euch gutes, neues Leben schenken.
Ein Leben, in dem ihr in Ruhe und Gelassenheit auch die dunklen Momente durchstehen könnt:
Die Einsamkeit.
Die Trauer.
Die Zweifel.
Das Misstrauen.
Denn diese alle, sie werden ja hoffentlich mal wieder enden.
Ich, Jesus, will euch Ruhe schenken und euch erquicken, wenn ihr euch abrackert, wenn ihr von Termin zu Termin hetzt, nicht jetzt im Urlaub, hoffe ich, aber dann wieder irgendwann zu Hause.
Ich, Jesus, will euch Ruhe schenken und euch erquicken.
Euer Körper und eure Seele sollen ruhen und wieder zu Kräften kommen. Aufatmen und erholen nach der Anstrengung, den Lasten und Mühen des Alltags. Aufatmen nach Zeiten der Trauer, der Angst, der Einsamkeit.
Ich, Jesus, will euch Ruhe schenken und euch erquicken.
Und wie soll das gehen?
Jesus sieht das so leicht.
Er sagt:
Folgt mir einfach nach!
Die Last, die ich euch zu tragen gebe, die ist eigentlich gar keine.
Lernt von mir: Ich meine es gut mit euch
und sehe auf niemanden herab.
Dann werden eure Seelen Ruhe finden.
Wir eingefleischten Protestanten, also ich, wir kennen die Bibelstelle natürlich im Lutherdeutsch. Da heißt es: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“. Aber diese Übersetzung aus der BasisBibel finde ich ganz wundervoll:
Lernt von mir: Ich meine es gut mit euch
und sehe auf niemanden herab.
Dann werden eure Seelen Ruhe finden.
So, sagt Jesus, so sollen wir sein.
In Ruhe unseren Halt im Leben finden.
Unseren Haltepunkt im Leben.
Das, was uns ausmacht.
Das, was uns bewegt.
Und dann: Es mit den Menschen gut meinen.
Auf niemanden herabsehen, der oder die anders ist.
Es gut meinen mit allen.
Gemeinsam, liebevoll, unseren Weg finden.
Innehalten, zur Ruhe finden, gestärkt und quicklebendig weitergehen.
Da, wo wir so zu uns selbst finden und miteinander umgehen:
Da berühren sich Himmel und Erde.
Amen.