Kinderstimmen im Bus

Ich liebe Kinder. Wirklich. Es gibt für mich kaum etwas Schöneres. Mit einer Ausnahme, das gebe ich zu: Wenn sie massenhaft in Öffentlichen Verkehrsmitteln auftreten. Als Student saß ich regelmäßig im Zug von Köln nach Bonn, zur Uni. Zeitung lesen, mich auf das nächste Seminar vorbereiten, langsam wach werden. Und dann: Zwei Schulklassen im Wagen, total aufgeregt, denn es geht ins Phantasialand! Geschreie und Geschnattere überall. Nix mit in Ruhe Zeitung lesen oder gar lernen. Höchstens auf dem kurzen Stück von Köln-Brühl bis Bonn.

Das ist schon eine ganze Weile her. Mittlerweile sitze ich jeden Tag im Bus von Gochsheim nach Schweinfurt. Mittags quetsche ich mich oft in den völlig überfüllten Schüler-Bus, das ist schon ok. Aber sonst – da mag ich doch einfach meine Ruhe haben. Und nun das:

(Aufnahme: Ansage durch eine Kinderstimme: "Nächste Haltestelle: Frankenstraße. Die Fahrgäste mit Gochsheim-Ticket bitte hier aussteigen." Zum Anhören die Audio-Version oben anklicken und bis 0:50 vorspulen)

Obwohl ich schon vor einiger Zeit in der Zeitung davon gelesen hatte, gebe ich zu: Es hat mich irritiert. Und ich wusste eine ganze Weile nicht, wieso eigentlich. Arnulf Sinz hat mich über Twitter drauf gebracht:

Irgendwie ist es halt nur Deko. Wird irgend etwas in dieser Stadt dadurch kinderfreundlicher? Werden die Menschen, die Bus fahren, dadurch fröhlicher? Werden mehr Menschen den Mut haben, sich auf dieses wunderbare Abenteuer „Kinder kriegen“ einzulassen, weil im Bus jetzt Kinder sprechen?

Eine schöne, kleine Aktion. Irgendwie süß. Ich bin mir immer noch nicht sicher: Kann sie was bewirken? Und was?

Immerhin haben die Stadtwerke angekündigt, dass es nicht die einzige Maßnahme bleiben wird. Insgesamt sollen sie kundenfreundlicher werden. Das mit den Kinderstimmen ist halt verhältnismäßig einfach umzusetzen. Ein Umzug des Kundencenters in die Innenstadt beispielweise dauert da schon viel länger. Und die Stadtwerke fragen nach Anregungen, wie der Busverkehr verbessert werden kann. Mail an fritz.hebert@Schweinfurt.de genügt. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Kinderstimmen im Bus: Nervig? Instrumentalisierung der Kinder für PR? Eine schöne Aktion, um unsere Welt etwas fröhlicher zu machen? Ein guter erster Schritt? Was meinen Sie dazu?

 

Comments

Je nach Stimme finde ich das ziemlich beknackt, aber aus rein praktischen Gründen. Weil nämlich piepsige / hohe Kinderstimmen im Verkehrslärm oft schwer zu verstehen sind. Wenn sie dann womöglich noch ein ach so "niedlich" lispelndes Kind nehmen oder eins mit Stockschnupfen wie in der alten Toffifee-Werbung, würde ich als Fahrgast nur noch die Krise kriegen.

Die Ansagen, die ich bisher gehört habe, sind im Prinzip verständlicher als die gewohnte Computerstimme ("nächstehaltestellewehranlage")

Die eingespielte Aufnahme "Frankenstraße" stockt ein wenig, ist ja auch schwierig mit dem ganzen weiteren Text. Deshalb wollte ich gerne noch eine andere Ansage mit aufnehmen, was aber aus technischen Gründen nicht geklappt hat.