Sexismus in der Werbung. Ein offener Brief an Redcoon

Sehr geehrter Herr Heckel,
sehr geehrter Herr Oerter,

heute bin ich zufällig im Internet auf Ihre Werbekampagne für redcoon gestoßen. Eines hat diese Kampagne tatsächlich erreicht: Ich habe mir alle Ihre Werbespots und die gesamte so genannte „Villa“ angesehen. Allerdings nicht, weil sie mir so gut gefallen hat – sondern weil ich fassungslos da saß und es einfach nicht glauben konnte, in welchem Maß Frauen hier auf ihre äußeren Vorzüge reduziert werden – und sich dafür leider auch hergeben.

Mag sein, dass ich auch nicht zur Zielgruppe gehöre, trotz hoher Technikaffinität (oder vielleicht gerade deshalb?) Haben Sie denn keine anderen Argumente für Ihr Angebot, als die niederen Instinkte von Männern anzusprechen? Mal ganz abgesehen davon, dass Sie meine nicht angesprochen haben.

Vermutlich haben auch Sie die aktuelle Sexismus-Debatte und den „#Aufschrei“ vor allem auf Twitter mitbekommen. Werbeaktionen wie Ihre sind es, die solchen Protest nötig machen. Frauen sind keine billige Ware, sondern Persönlichkeiten. Ihre Kampagne vermittelt ein Frauenbild, gegen das ich mich ganz entschieden wende.

Als Pfarrer setze ich mich dafür ein, die Menschen zu sehen und anzunehmen, wie sie sind. Ihre unantastbare Würde – biblisch gesprochen: ihre Gottebenbildlichkeit – zu respektieren. Und mit dieser Gottebenbildlichkeit sind nicht sozusagen göttliche Körper gemeint, sondern der Mensch als Ganzes.

Als Vater von vier Töchtern möchte ich nicht, dass meine Kinder derartige Werbung im Fernsehen sehen oder selbst in solcher Weise auf Äußerlichkeiten reduziert werden.

Ich habe bei Ihnen schon für etliche hundert Euro eingekauft. Mich haben Sie durch diese Kampagne als zufriedenen Kunden verloren.

Diesen Text finden Sie auch in meinem Blog auf www.citykirche-schweinfurt.de/blog.

Mit freundlichen Grüßen
Heiko Kuschel

Reiner Heckel (CEO), E-Mail: reiner.heckel@redcoon.de
Andreas Oerter (CPO), E-Mail: andreas.oerter@redcoon.de

Anmerkung: Schlechte Tonqualität, da das Mikrofon gerade nicht greifbar ist. Bessere Aufnahme wird nachgeliefert.

Comments

Antwort auf von Gast (nicht überprüft)

Da gebe ich Herrn Kuschel auch ganz Recht! Sind wir wirklich schon so weit, dass wir Frauen mit "billigen Elektrogeräten" vergleichen und damit auf die niedrigsten Bedürfnisse zu appelieren? Schade ist, dass diese Frauen sich für so eine Werbung hergegeben haben, um das negative Klischee der "Dummen, aber gut aussehenden Frau" noch zu bestätigen. Für mich ist diese Werbung absolut niveaulos und ich würde mir wünschen, dass diese Firma davon einen gehörigen Image-Schaden bekommt! 

Redcoon hat geantwortet. Schade, dass ich den Satz "und kommen Sie mir jetzt nicht mit 'das ist doch Selbstironie'" wieder gestrichen habe vor der Veröffentlichung meines Blogposts.


vielen Dank für Ihr offenes Feedback. Zu den Leitlinien unserer Unternehmenskultur gehört die Gleichbehandlung von Männern und Frauen ebenso wie der gegenseitige Respekt, Offenheit und Wertschätzung der jeweils anderen und dies wird von uns auch in unserem Unternehmen so gelebt.

Als frauenfeindlich sehen wir die Spots nicht an. Im Gegenteil, unsere Models sind emanzipierte junge Frauen mit Erfahrung im Show-Business, die ihr Image als sogenannte "It-Girls" selbstironisch und satirisch auf die Spitze treiben. Wir haben uns dabei bewusst für eine selbsterklärende und starke Überzeichnung entschieden, um jedes ernsthafte Missverständnis zu vermeiden. Es war uns bewusst, dass es Zuschauer geben kann, die in diesem Thema sensibel reagieren könnten. Ihnen wollten wir durch die gewählte Form der Darstellung vermitteln, dass es sich hier nicht um eine ernstgemeinte diskriminierende Darstellung von Frauen handelt. Deshalb haben wir bewusst Darstellerinnen gewählt, die sich in Deutschland ein entsprechendes Image aufgebaut haben. Ohne das Selbstbewusstsein der Protagonistinnen, die unseren Ansatz mit großem Spaß und Selbstbewusstsein umgesetzt haben, wäre das nicht möglich gewesen. Unsere Testimonials sind sich sehr bewusst, dass sie als Personen keineswegs 'billig' sind. Sie füllen ihre Rollen mit der auch von uns so gemeinten Ironie aus und setzen sie entsprechend in Szene.

Es ist richtig, dass der Spot mit einem Klischee spielt. Aber dies geschieht - ganz im provokanten Stil einer Werbung - auf eine humorvolle und satirische Weise, die sich nach unserem Dafürhalten bei einer objektiven und unideologischen Betrachtung der Spots so auch zweifelsfrei erschließt. Es müsste bei der Ausgestaltung der Rollen jedem klar sein, dass wir hier nicht tatsächliche Figuren oder Lebensverhältnisse abbilden, sondern das in der Presse hinreichend beschriebene Image der sogenannten It-Girls, zu denen unsere Protagonistinnen zählen, mit Mitteln der Satire überzeichnen.

Ich  hoffe sehr, dass wir Ihnen unsere Sichtweise nachvollziehbar vermitteln konnten und stehe für weitere Fragen selbstverständlich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Andrea Civan
Head of Marketing

redcoon GmbH

Antwort auf von Heiko Kuschel

Naja, wer die betreffenden "Damen" "kennt" weiß, dass sie leider genau das sind, was sie im Spot vorgeben zu sein: billig .. und zwar zu tiefst. Nur: genau das wollen und sollen sie ja sein. Paris Hilton, Kim Kardeshian und wie sie alle heißen, machen es ja vor. Hier eine nackte Brust, da ein Blick unter den Rock - natürlich ohne Höschen - so macht man sich bekannt. Und ist der Ruf erst ruiniert .... 

Jene deutschen Ableger, die im Spot gezeigt werden, haben ja durch ihre Auftritte bei "Ich bin ein Star - holt mich hier raus" und anderen Schubladenformaten mehrfach gezeigt, dass sie genau das sein wollen: Billig, am besten noch billiger als die "großen" IT-Girls aus Amerika.

Das sie damit aber mehr Schaden anrichten als alles andere, das scheint ihnen egal zu sein.

 

Antwort auf von Johannes (nicht überprüft)

Sehr guter Beitrag. Ich sehe das genauso. Traurige Welt, in der man billig sein muss, um noch den größten Applaus zu bekommen, von Männern, die Ehemänner und / oder Väter sind. Ich finde es auch toll, dass ein Mann sich mal so äußert. Ich empfehle den Lesern die Seite Emma.de

Antwort auf von Heiko Kuschel

Hm, ja. Ok, ich versteh schon, worauf Sie hinaus wollen. Es mag sein, dass dem Opfer dieser Werbung das Ganze als ironisches Filmchen vorkommt, wenn er die dargestellten Frauen kennt.

Aber mir war es bis dato nicht in den Sinn gekommen, dass es sich dabei um Testimonials handeln könnte, die irgendjemand kennen würde. Ich kenne solche Frauen jedenfalls nicht und kann nicht beurteilen, ob es sich dabei um "emanzipierte junge Frauen mit Erfahrung im Show-Business" handelt (diese Umschreibung klingt für mich übrigens sehr nach "Damen vom Escort-Service"...).

Das ist halt das Problem, wenn man für seine Werbung nur irgendwelche D-Promis abbekommt. Wer die dann nicht kennt, kapiert den Gag nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass die Werbung noch nicht einmal ansatzweise lustig ist.

Eine Frage noch zum Halbsatz "(...) das in der Presse hinreichend beschriebene Image der sogenannten It-Girls(...)": Liebe Frau Civan, was für eine Scheiße muss man denn lesen, um das Image dieser sogenannten Ig-Girls beschrieben zu bekommen? In meiner Presse bekomme ich das leider nicht mit. Und ja, ich bin Feuilleton-Leser.

Und, Frau Civan, Sie haben natürlich vollkommen Recht, dass der Kritiker ihrer Werbung diese wahrscheinlich nicht objektiv und unideologisch gesehen hat. Aber ich würde mal wetten, dass Sie als Head of Marketing nicht dafür bezahlt werden, objektive und ideologielose Botschaften zu vertreiben, oder? Ich bin kein Fachmann, aber ich meine mich zu erinnern, dass in der Werbung - früher nannte man es Propaganda - Werte wie Subjektivität und Ideologie recht hoch gehandelt werden. Haben Sie ein iPhone oder einen Mac?

Sie sollten sich was schämen. Für die Werbung und Ihre dreiste Antwort.

Antwort auf von Heiko Kuschel

 ...also ich weiß ja nicht, was ihr erwartet habt.
Ein teuer bezahlte Kampagne werden sie sicher nicht aufgrund einiger hundert Zuschriften aus dem Netz nehmen.
Immerhin haben sie geantwortet. Wenn auch reichlich blasiert und fast beleidigt. Ist ja wirklich schlimm, dass es (Gut-) Menschen gibt, die Überzeichnungen einfach nicht verstehen wollen.
Nagut. Damit kann ich leben. Ihr sicher auch.

Doch die Antwort zeigt auch noch mehr: Sie spielt mit Begriffen und setzt klammheimlich darauf, dass der Großteil der (Anzeigen-)Leser diesen Sexissmus billigend, wenn nicht gar wohlwollend in Kauf nimmt. Wer sich mit Darstellungen auf dem Niveau einer Zeitung mit großen Buchstaben oder einer bekannten TV-Sendergruppe auf sogenannte *It Girls* beruft, ist entweder völlig ahnungslos (was bei einer Werbeagentur kaum der Fall sein sollte) oder er inszeniert bewußt dämliche Klischees.

Das diese von einem (sehr großen!) Teil der männlichen Gesellschaft präferiert wird, ist leider weder neu noch überraschend. Eine größere Überraschung ist (für mich) jedoch, das es auch Frauen gibt, die das normal finden.

Also. Es geht (leider) nur übers Geld. Den Laden boykottieren, wo es nur geht. Kein bashing, aber die Fakten können ruhig auf den Tresen. Und noch mehr mails an die Andrea können ja auch nicht schaden ;-)

Euch ein ruhiges Wochenende

wünscht

@chris_huebener

 

Antwort auf von Heiko Kuschel

Wenn ich so einen Quatsch lese: Selbstbewusste Frauen, die sich selbst überzeichnen. Die Damen verdienen mit nichts viel Geld und haben kein Problem damit, billig zu sein. Denn das ist es, was zunehmend in unserer Gesellschaft Einzug hält. Ordentliche selbstbewusste Frauen sind langweilig. Silikon und Hinterteile müssen her. Wenigstens lernen die jungen Mädchen von heute gleich, was die wahren Werte des Lebens sind. Und hoffentlich ernten Männer, die so etwas säen auch was sie dann verdienen. PS.Andrea Civan ( Head of Marketing) . Ich hoffe, sie bekommen irgendwann auch solch eine selbstbewusste, emanzipierte Schwiegertochter. Im übrigen finde ich, dass solche Kampagnen uns Frauen wieder ins Mittelalter zurückwerfen. Wir Frauen sind nur noch Ware. Selbstbewusst und dennoch x OPs nötig??? guter Witz

Antwort auf von Gast (nicht überprüft)

Von dieser Art Werbung gibt es aber fortlaufend welche. Stöhnende Frauen beim Haarewaschen, beim Schokoladeessen, jetzt wird noch mit nackten Frauen für Särge geworben - mal wieder in der tollen BILD . Möchte gern mal wissen, was Männer sagen würden, würde man diese bei jedem Stuss so vermarkten. Und alles natürlich nur unter dem Deckmantel des "offenen Zugangs" z.B. Bei den Särgen über den Tod. klar, weil die Frau sich nackt - also offen zeigt, hat jetzt keiner mehr Angst vor dem Tod und alle bis dato Ausgetretenen treten wieder in die Kirche ein.

Wie kreativ die Werbeabteilung von Redcoon tatsächlich ist, sieht man auch daran, dass ich auf meine, vor Heikos Blog verfasste, Mail an die Geschäftsführung genau wortgleich die selbe Antwort bekommen hab.

Ich dachte, ich muss die Firma nur vorübergehend meiden, aber nachdem die so dumme Kunden haben wollen, werd ich da sicher nichts mehr kaufen... 

 

Antwort auf von Heiko Kuschel

Du hast ja auch net einfach meine Mail kopiert...

Erwart da schon, dass individuell auf meine Argumente eingegangen wird... 

Ich vermute ja, die Agentur die sich diese dumme Ausrede einfallen lassen musste, war teurer als die, die sich die Werbung selbst ausgedacht hat :D

 Die Werbung ist einfach Spitze von den Mädels. Tolle Brüste und Geile Ärsche.

Antwort auf von Edgar (nicht überprüft)

Nee sowas können nur Männer schreiben die hohl sind. Man macht Profit mit Sex, mehr ist das nicht, Volksverdummung die funktioniert, sonst wäre es ja nicht zu einer neuen Kampagne gekommen.... Es reicht doch schon, wenn man zum Einkaufen geht und lange Haare hat, mit was einem manche Männer vergleichen, tja, Werbung und Internet machts.... will kein Moralapostel sein, aber werden wir nicht schon genug sexistisch verdummt und lassen uns das auch noch gefallen.... für mich ist die Werbung ein Zeichen dieser Sexorientierten Zeit, schauts doch viele Jugendliche an, die ihre Moral nur durch Internet, Handy und Co lernen. Ich fühle mich als Frau durch diese Werbung beleidigt, könnte man auch anders aufziehen und nicht so billig, schade

Antwort auf von Gast (nicht überprüft)

Sehr richtig. Unsere Regierung(en) unterstützen den Mist noch, weil sie kräftig mitkassieren. Die Familie, die Kinder fallen nur leider hinten runter. Und dann wird sich gewandt, warum keiner mehr Kindre bekommt. bei solchen Partnern? welche Frau mit Vernunft und Intuition will das? Kann man Kinder. welches Ansehen haben denn Töchter von solchen Männern? Und Sextaping? Ist doch toll, was schon junge Menschen heute lernen. Keine schützt sie. Immer geht es nur um die Psyche des Mannes, die offenbar immer noch in der Steinzeit bei manchen steckt. Ausnahmen fühlen sich bitte hier nicht angesprochen.

Ich möchte nicht so weit gehen und es als typisch für die Vertreter der Kirchen im Allgemeinen interpretieren, aber ich denke hier geht man mit der Kritik zu weit.

Sexismus ist per Definition die diskriminierung von Personen aufgrund ihres Geschlechts. Eine solche kann ich bei den -zugegebenermaßen drastischen- Werbebotschaften von Redcoon nicht erkennen. Die Protagonistinnen arbeiten wohlüberlegt -und gut bezahlt- für und an diese(r) Außenwirkung, die Redcoon für sich zu nutzen weiß.

Genauso überspitzt steoretypisch werden übrigens auch hechelnde Halbstarke in verschiedenen Videos gezeigt, was ebenfalls wenig schmeichelhaft ist - im gegenteil. Die Damen werden eindeutig als das starke Geschlecht gezeigt, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Immerhin werden sie als "billig" im Kontext eines begehrenswerten "billig" dargestellt, was für die von redcoon vertriebenen Produkte gelten soll.

Dass sich nun ausgerechnet ein Vertreter der Kirche über so etwas ereifert war -mit verlaub- vorhersehbar

Vielleicht bedarf es einfach eines etwas aufgeklärteren Weltbildes um so eine Werbung akzeptieren zu können. Ich werde deswegen nicht mehr und nicht weniger bei Redcoon einkaufen - gebe aber unverhohlen zu, dass ich mich immer freue, wenn leicht bekleidete Damen nicht unästethisch über den Bildschirm stolzieren (das kommt übrigens von Stolz)...

 

Betrifft: Angeblich sexistische Redcoon Werbung

Sehr geehrte Damen und Herren,

 Ich will doch hoffen,

dass diejenigen, die sich über Ihre Werbung so laut beschweren,

ebenso laut schreien, wenn sich nächstes mal wieder mal die FEMEN

nackt zeigen, viel viel nackter als die Power-Mädels von Redcoon.de.

Dass da wiederum einige "Gutmenschen" nach Zensur schrein, naja, die sind halt so!

Die Damen und Herren in ihrer Prüderie
plädieren vermutlich für Burka und Ganzkörperverschleierung

um dann ebenfalls einen Aufschrei des Entsetzens loszulassen::

"Everything covered, but her eyes" what a cruel male dominated culture.!

Läuft die Frau nackt rum, nur mit Sonnenbrille bekleidet,

dann heisst der Aufschrei:
"Nothing covered but her eyes, what a cruel male dominated culturfe."

 

MfG

Mathilde Huber