Landwirtschaft - Grundlage unserer Gesellschaft

Abschluss-Gottesdienst zur Schulschlussfeier in der Landwirtschaftsschule Schweinfurt
„Landwirtschaft – Grundlage unserer Gesellschaft“

22.3.2013 9:00, kath. Pfarrheim, St. Georgenstr. 7, Bergrheinfeld

Text:Psalm 104
104 1 Lobe den HERRN, meine Seele!
HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich;
du bist schön und prächtig geschmückt.
2 Licht ist dein Kleid, das du anhast.
Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich;
3 du baust deine Gemächer über den Wassern.
Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen
und kommst daher auf den Fittichen des Windes,
4 der du machst Winde zu deinen Boten
und Feuerflammen zu deinen Dienern;
5 der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden,
dass es bleibt immer und ewiglich.
6 Mit Fluten decktest du es wie mit einem Kleide,
und die Wasser standen über den Bergen.
7 Aber vor deinem Schelten flohen sie,
vor deinem Donner fuhren sie dahin.
8 Die Berge stiegen hoch empor,
und die Täler senkten sich herunter
zum Ort, den du ihnen gegründet hast.
9 Du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht
und dürfen nicht wieder das Erdreich bedecken.
10 Du lässest Wasser in den Tälern quellen,
dass sie zwischen den Bergen dahinfließen,
11 dass alle Tiere des Feldes trinken
und das Wild seinen Durst lösche.
12 Darüber sitzen die Vögel des Himmels
und singen unter den Zweigen.
13 Du feuchtest die Berge von oben her,
du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.
14 Du lässest Gras wachsen für das Vieh
und Saat zu Nutz den Menschen,
dass du Brot aus der Erde hervorbringst,
15 dass der Wein erfreue des Menschen Herz
und sein Antlitz schön werde vom Öl
und das Brot des Menschen Herz stärke.
16 Die Bäume des HERRN stehen voll Saft,
die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat.
17 Dort nisten die Vögel,
und die Reiher wohnen in den Wipfeln.
18 Die hohen Berge geben dem Steinbock Zuflucht
und die Felsklüfte dem Klippdachs.
19 Du hast den Mond gemacht, das Jahr danach zu teilen;
die Sonne weiß ihren Niedergang.
20 Du machst Finsternis, dass es Nacht wird;
da regen sich alle wilden Tiere,
21 die jungen Löwen, die da brüllen nach Raub
und ihre Speise suchen von Gott.
22 Wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon
und legen sich in ihre Höhlen.
23 So geht dann der Mensch aus an seine Arbeit
und an sein Werk bis an den Abend.
24 HERR, wie sind deine Werke so groß und viel!
Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.
25 Da ist das Meer, das so groß und weit ist,
da wimmelt's ohne Zahl, große und kleine Tiere.
26 Dort ziehen Schiffe dahin;
da sind große Fische, die du gemacht hast, damit zu spielen.
27 Es warten alle auf dich,
dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.
28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie;
wenn du deine Hand auftust,
so werden sie mit Gutem gesättigt.
29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie;
nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.
30 Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen,
und du machst neu die Gestalt der Erde.
31 Die Herrlichkeit des HERRN bleibe ewiglich,
der HERR freue sich seiner Werke!
32 Er schaut die Erde an, so bebt sie;
er rührt die Berge an, so rauchen sie.
33 Ich will dem HERRN singen mein Leben lang
und meinen Gott loben, solange ich bin.
34 Mein Reden möge ihm wohlgefallen.
Ich freue mich des HERRN.
35 Die Sünder sollen ein Ende nehmen auf Erden /
und die Gottlosen nicht mehr sein.
Lobe den HERRN, meine Seele! Halleluja!


Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Gäste!
Was für ein schöner Psalm, denke ich mir jedes Mal, wenn ich ihn höre. Was für eine heile Welt. So könnte es doch wirklich sein. Die Erde ist schön, wohl geordnet, dankbar leben wir von dem, was uns diese Erde gibt.

HERR, wie sind deine Werke so groß und viel!
Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.

So schreibt der Psalmbeter. Na ja, werden Sie sagen: Davon sind wir leider weit entfernt. Vielleicht denken Sie an die Bedingungen, unter denen Landwirtschaft bei uns stattfindet. Immer höhere Anforderungen, aber viel zu niedrige Preise. Alle wollen einwandfreie Lebensmittel haben, aber zahlen wollen sie dafür nichts. Kaufen Fertiglasagne für einen Euro und wollen gar nicht wissen, was da wirklich drin ist – aber wenn es dann Pferdefleisch aus irgendwelchen obskuren Quellen ist, dann gibt es den großen Aufschrei.

HERR, wie sind deine Werke so groß und viel!
Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.

So schreibt der Psalmbeter. Von Pferdefleisch und den heutigen Produktionsbedingungen hatte er offensichtlich keine Ahnung.
Vielleicht denken sie aber auch gar nicht so sehr an sich selbst, sondern an andere. Zum Beispiel an die vielen Menschen, die eben nicht satt werden.

Es warten alle auf dich,
dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.

Sehr witzig. Oder eben gerade nicht. Wahnsinnig traurig, dass es eben nicht so ist. Dass es Millionen von Menschen gibt, die Tag für Tag vergeblich warten, dass Gott ihnen ihre Speise gebe zur rechten Zeit. Dass Zehntausende jeden Tag verhungern. Je nach Rechnung alle drei bis sechs Sekunden stirbt ein Kind an Unterernährung oder deren Folgen. Das heißt grob geschätzt hundert seit Beginn dieses Gottesdienstes.

Landwirtschaft – Grundlage unserer Gesellschaft. So ist Ihr Thema heute, an diesem Tag, an dem Sie Ihre Zeit an dieser Schule abschließen und hoffentlich erfolgreich in Ihren Beruf starten.

Landwirtschaft – Grundlage unserer Gesellschaft. Ja, das stimmt. Ohne Landwirtschaft wäre es um uns sehr, sehr schlecht bestellt. Nur: Das weiß kaum jemand mehr. Brot, Gemüse, Obst, Milch, Wurst, all das scheint völlig problemlos und günstig in den Supermärkten zu wachsen oder so. Aber wenn sie nicht mehr funktioniert, diese Landwirtschaft, dann bricht alles zusammen. Dann leiden alle, so wie in den Ländern, in denen Hunger herrscht.

Sie haben eine große Verantwortung und eine wundervolle Aufgabe. Grob und ein bisschen pathetisch gesagt heißt sie: Die Welt verbessern.

Genauer: Dafür sorgen, dass alle genug haben. Dafür sorgen, dass die Welt ein wenig schöner wird. Dafür sorgen, dass moderne, umweltschonende Landwirtschaft die Erde nicht ausbeutet. Dafür sorgen, dass dies vielleicht nicht nur hier bei uns gelingt, sondern weltweit. Den Traum verwirklichen von einer Welt, in der niemand mehr hungern muss. Und nebenbei aber natürlich auch noch dafür sorgen, dass Ihr Betrieb dabei gut über die Runden kommt.

Landwirtschaft – Grundlage unserer Gesellschaft. Ja, ich meine das ernst. Sie, die jungen Landwirte oder wie immer Ihr jeweiliger Beruf dann genau heißt: Sie bilden die Basis. Möglicherweise erhalten Sie nicht immer die Anerkennung für Ihre Arbeit, die Sie verdient hätten. Aber: Es ist wichtig, was Sie da tun. Tun Sie es gut. Zum Wohl aller.

Vielleicht kann Ihnen dieser 104. Psalm den Weg dahin weisen. Nicht als Beschreibung der Welt, wie sie ist. Sondern als das Ziel, auf das Sie hinarbeiten. Das Ziel, dass eines Tages alle in dieses Lob einstimmen können:

HERR, wie sind deine Werke so groß und viel!
Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.

Gott segne Sie und Ihre Arbeit. Zum Wohl der ganzen Gesellschaft.

Amen.