Mond und Erde beherrschen

Faszinierend: Der Mond. Immer wieder besungen. In unzähligen Gedichten beschrieben. Liebespaaren leuchtet er, Betrunkenen, aber auch Dieben. Riesengroß steht er manchmal über uns. Vor vierzig Jahren verlor er irgendwie einen Teil seiner „Unschuld“. Ein großer Schritt für die Menschheit war es, dass dieser oft so rätselhafte Himmelskörper nun fassbar, in den mitgebrachten Steinen sogar anfassbar wurde. Das war ein weiterer Schritt in der Evolution, ein historisches Ereignis. Das erste Mal, dass ein Mensch einen anderen Himmelskörper betritt.
Hat sich dadurch für uns irgend etwas geändert? Im täglichen Leben sicher nicht. Aber vielleicht in unserer Sichtweise auf die Welt: Sie wurde ein großes Stück beherrschbarer – zumindest meinten wir das. Dass wir sie gar nicht so gut beherrschen wie wir es gerne hätten, das zeigen aktuelle Entwicklungen. Die Wirtschaft entwickelt sich nicht so, wie wir es gern gehabt hätten. Die Erde rutscht ab, wo es keiner vermutet hätte, und reißt drei Menschen mit in den Tod. Menschen sterben an Hunger und an eigentlich beherrschbaren Krankheiten. Das Wetter macht sowieso was es will. Wir beherrschen die Welt? Weit davon entfernt. Und das ist auch gut so, denn Herrschaft, davon handeln auch viele Filme, beinhaltet immer die Versuchung, sie nach eigenem Ermessen auszufüllen – und dann eine Diktatur zu errichten, die anderen schadet.
Auch die Bibel erzählt in der Schöpfungsgeschichte davon, dass Gott dem Menschen den Auftrag zur Herrschaft gab:
Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
Ha! Sagen manche da. Da stehts doch! Wir sind die Herrscher. Wir können mit der Erde machen, was wir wollen.
Nein, sage ich. Sagt auch die Bibel. Denn „herrschen“, das bedeutet: Dafür sorgen, dass etwas wachsen und gedeihen kann. Es in gute Bahnen lenken. Sich darum sorgen. Ein guter, umsichtiger Herrscher sein.
Heute ist uns klar: Das ist auch dringend nötig. Denn was wir tun, fällt auf uns zurück. Wenn wir die Pflanzen mit Pestiziden behandeln, landen sie auch in unserem Körper. Wenn wir Abgase in die Luft pusten, atmen wir selbst sie wieder ein. Wenn wir zu sorglos bauen, fällt manches wieder ein.
Herrschen: Die zweite Schöpfungsgeschichte in der Bibel (die mit dem Paradies) drückt es ein wenig anders aus, meint aber das gleiche: Dort soll der Mensch die Erde „bebauen und bewahren“. Eine große Aufgabe ist das. Ich glaube, sie ist viel größer als die, zum Mond oder zum Mars zu fliegen. Sind Sie dabei?