Predigt zu Kirchweih und Friedensfest: Fröhlich in der Versöhnung
Sennfeld, 5.9.2021
Text: 1. Thess 5, 14-24
Liebe Gemeinde!
Heute ist nicht nur Kirm, das wissen wir. Heute ist Friedensfest. Seit 372 Jahren, wenn ich mich jetzt nicht verrechnet habe, feiern wir den Frieden. Und wir erleben doch immer wieder, wie bedroht dieser Frieden ist. Auch, wenn wir hier in Deutschland nun schon so lange von Krieg verschont sind – Auswirkungen ferner Kriege erleben wir auch. Wir treffen auf Menschen, die zu uns fliehen vor Bomben, Verfolgung, Terror oder einfach nur aus wirtschaftlicher Not, weil ihre Heimat vollkommen zerstört ist. Wir hören Nachrichten aus anderen Ländern, in denen die Konflikte immer weiter angeheizt werden.
Und bei uns? Hier sind es eher die persönlichen Konflikte, die uns zu schaffen machen. Der Streit um Corona-Maßnahmen, Impfungen, Tests und Maskenpflicht hat manche entzweit, die mal gute Freunde waren. Die politischen Auseinandersetzungen vor der Wahl sind manchmal schmerzhaft und beleidigend. Und unterschiedliche politische Überzeugungen spalten Familien und manche Freundschaft noch mehr.
Und daneben gibt es so viele andere Dinge, die uns trennen. Ob in der Familie oder in der Gemeinde, ob im Verein oder auf der Arbeit. Verschiedene Interessen prallen aufeinander, verschiedene Überzeugungen über den richtigen Weg scheinen unvereinbar miteinander. Dabei meinen es doch alle eigentlich gut, wollen was erreichen, was umsetzen, was bewegen.
Friedensfest feiern wir heute, wenn auch zum zweiten Mal ohne Tanz und großes Fest. Und doch bleibt Frieden das, wonach wir uns sehnen und was nicht so leicht zu erreichen ist, eine ferne Utopie. Frieden, hebräisch Schalom: Das ist weit mehr als die Abwesenheit von Krieg. Frieden in der Bibel bedeutet Versöhnung. Alle haben genug. Niemand muss Not leiden, nicht die Natur, nicht die Menschen.
Wie weit wir von diesem versöhnten Schalom zwischen Mensch, Natur und Gott entfernt sind, brauche ich, glaube ich, nicht weiter auszuführen. In den letzten Jahren ist immer deutlicher geworden, wie sehr wir auf Kosten der Natur und auch auf Kosten der nach uns folgenden Generationen gelebt haben. Das mit dem „Bebauen und Bewahren“ haben wir nicht besonders gut hinbekommen, wenn wir ehrlich sind. Und das mit Friede und Versöhnung zwischen Mensch, Natur und Gott erst recht nicht.
Auch die Gemeinde in Thessalonich hatte damals, nach dem Besuch des Paulus, offenbar so einige Streitigkeiten zu bewältigen. Und Paulus schreibt ihnen einen Brief, der eigentlich schon Predigt genug ist. Hören wir, was Paulus im 1. Thessalonicherbrief, Kapitel 5, schreibt:
14 Brüder und Schwestern, wir bitten euch:
Weist diejenigen zurecht,
die kein geregeltes Leben führen.
Ermutigt die Ängstlichen,
kümmert euch um die Schwachen,
und habt Geduld mit allen.
15 Achtet darauf, dass niemand Böses mit Bösem vergilt.
Bemüht euch vielmehr stets,
einander und allen anderen nur Gutes zu tun.
16 Freut euch immerzu!
17 Betet unablässig!
18 Dankt Gott für alles!
Denn das ist Gottes Wille,
und das hat er durch Christus Jesus
für euch möglich gemacht.
19 Unterdrückt nicht das Wirken des Heiligen Geistes.
20 Missachtet die prophetische Rede nicht.
21 Prüft aber alles und behaltet das Gute.
22 Haltet euch vom Bösen fern –
wie auch immer es aussieht.
23 Gott, der Frieden schenkt,
mache euch ganz und gar zu Heiligen.
Er bewahre euch unversehrt an Geist, Seele und Körper.
Denn es soll an euch nichts auszusetzen sein,
wenn unser Herr Jesus Christus wiederkommt.
24 Gott, der euch beruft, ist treu:
Er wird das alles tun.
Puh. Wenn ich das alles ernst nehme – das ist ganz schön schwer. Und doch erahne ich die Wahrheit, die darin steckt: Die Ängstlichen ermutigen. Mich um die Schwachen kümmern. Geduld mit allen haben, oh ich Ungeduldiger, da bin ich oft schwach. Und das mit dem Bösen nicht vergelten – das ist oft auch nicht leicht. Gerade jetzt im Wahlkampf sieht man ja, wie manche Falschaussage über eine andere Partei sich dann hochschaukelt zu gegenseitigen Vorwürfen.
Aber gehen wir mal weg vom Wahlkampf, zurück zu uns. Was für drei wunderbare Sätze kommen da in der Mitte unseres Predigttextes:
Freut euch immerzu!
Betet unablässig!
Dankt Gott für alles!
Freut euch immerzu! Ja, ich glaube, wir Christ*innen sollten viel mehr daran erkannt werden können, dass wir fröhlich sind. Dass wir getragen sind von einer Grundfreude: Wir sind erlöst! Wir sind frei! Bei allem Leid, das uns so oft umgibt und manchmal auch direkt angreift: Wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Das heißt überhaupt nicht, dass wir auch in leidvollen Situationen lachen und scherzen sollen. Aber wir können darauf vertrauen, dass Gott da ist. Bei uns. Deshalb:
Freut euch immerzu!
Betet unablässig!
Dankt Gott für alles!
Fröhlich und dankbar im Gebet: Ich glaube, wenn wir derart unser Leben gestalten, kommen wir dem Frieden Gottes auch auf dieser unfriedlichen Welt ein Stück näher.
Das heißt überhaupt nicht, dass wir nicht mehr streiten sollen um den richtigen Weg. Ganz im Gegenteil, das halte ich für dringend notwendig. In der Gemeinde, in der Familie, auch in der Politik. Aber vielleicht so, dass wir über allem Streit nicht vergessen: Wir sind alle Gottes Kinder. Wir sind alle geliebt von Gott. Auch der blöde Idiot, über den ich mich aufrege, wenn er nur den Mund aufmacht. Auch der miesepetrige Nachbar, der immer nur das Schlechteste aus dem Dorftratsch weitererzählt. Auch sie sind geliebt.
Einen Satz möchte ich noch rausgreifen:
Missachtet die prophetische Rede nicht.
Ob es auch heute Menschen gibt, die uns auf dem Weg zu einer versöhnten Welt etwas zu sagen haben? Menschen, die herausstechen aus der Masse. Die mit klaren Worten auf Missstände hinweisen.
Vielleicht die Jugendlichen von Fridays for future, die uns darauf hinweisen, was alles falsch läuft in der Welt – und was wir nicht hören wollen.
Vielleicht die Bettlerin am Straßenrand, die zwar nichts sagt, aber uns schmerzlich deutlich macht, dass unser Sozialsystem nicht alle erfasst.
Vielleicht sogar die geschundene Natur selbst, die uns in Flutkatastrophen und Feuersbrünsten zuzuschreien scheint: So geht es nicht weiter!
Vielleicht auch auf die, die mit großem Ernst sagen: „Man lässt keinen Menschen ertrinken!“ und sich genau dafür einsetzen. Jetzt, in diesem Moment feiern sie ebenfalls einen großen Gottesdienst.
Missachtet die prophetische Rede nicht.
Das heißt für mich: Seid aufmerksam. Auch und gerade für die unbequemen Botschaften, die euch nicht passen, die euer Leben in Frage stellen. Vielleicht bringen sie euch dem Frieden, der Versöhnung, ein Stück näher.
14 Brüder und Schwestern, wir bitten euch:
Weist diejenigen zurecht,
die kein geregeltes Leben führen.
Ermutigt die Ängstlichen,
kümmert euch um die Schwachen,
und habt Geduld mit allen.
15 Achtet darauf, dass niemand Böses mit Bösem vergilt.
Bemüht euch vielmehr stets,
einander und allen anderen nur Gutes zu tun.
16 Freut euch immerzu!
17 Betet unablässig!
18 Dankt Gott für alles!
Denn das ist Gottes Wille,
und das hat er durch Christus Jesus
für euch möglich gemacht.
19 Unterdrückt nicht das Wirken des Heiligen Geistes.
20 Missachtet die prophetische Rede nicht.
21 Prüft aber alles und behaltet das Gute.
22 Haltet euch vom Bösen fern –
wie auch immer es aussieht.
23 Gott, der Frieden schenkt,
mache euch ganz und gar zu Heiligen.
Er bewahre euch unversehrt an Geist, Seele und Körper.
Denn es soll an euch nichts auszusetzen sein,
wenn unser Herr Jesus Christus wiederkommt.
24 Gott, der euch beruft, ist treu:
Er wird das alles tun.
Und der Schalom Gottes, der höher ist als alle unsere menschliche Vernunft, bewahre an diesem Friedensfest unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.