Liechtenstein wird Weltmeister!
Predigt am 5. Sonntag nach Trinitatis 2010
Schweinfurt St. Salvator, 4.7.2010
Predigttext:
1. Kor 1, 18-25
Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft. 19 Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): "Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen." 20 Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? 21 Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben. 22 Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit, 23 wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit; 24 denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. 25 Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind, und die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind.
Liebe Gemeinde!
Vor vier Jahren wurden Italien Weltmeister, diesmal flogen sie als Gruppenletzter raus. Frankreich, Mexiko, Brasilien, gestern Argentinien – viele, die die Experten als Favoriten bezeichneten, sind bei dieser WM schon ausgeschieden. Und ich habe den Eindruck, selten wurde der Ausgang von so vielen Spielen von so vielen falsch getippt. Die „Großen“ werden ganz klein, das kleine Ghana und das zumindest flächenmäßig noch viel kleinere Uruguay lieferten sich am Freitag ein tolles, dramatisches Spiel. Und dass Deutschland Argentinien mit 4:0 besiegen würde, das hatte wohl kaum jemand ernsthaft getippt.
Nein, keine Angst, ich werde jetzt nicht die ganze Zeit von der WM reden. Ich möchte Ihnen nur eines zeigen damit: Was wir für richtig halten, für stark, für angesagt – das muss es noch lange nicht sein. Die, die wir für angesagte Favoriten halten, versagen plötzlich,
Den Menschen, die damals mit dieser neuen Religion namens „Christentum“ zu tun hatten, musste es ein bisschen ähnlich vorgekommen sein. Für sie war Gott – oder ihre vielen Götter – etwas Großes, Starkes. Götter, das waren mächtige Wesen. Unfehlbar. Die „Welt-Meister“, die die Welt in ihrer Hand hatten. Für den Fußball: Italien 2006. Brasilien. Frankreich. Die Großen, Starken. Bei diesen Göttern, da konnte keine Rede sein von Schmerzen, von Leid, ja sogar von Tod. Niederlagen? Undenkbar. Wenn die etwas anfassten, dann wurde es zum Sieg, das konnte gar nicht anders sein.
Und dann kommen diese Christen daher und reden von einem Gott, der am Kreuz gestorben ist. Das war so lächerlich, dass man es nicht einmal in Erwägung ziehen konnte. Das war, als würde jemand vorhersagen: Liechtenstein wird Fußball-Weltmeister. Oder Amerikanisch-Samoa, das sind die mit der 31:0 Niederlage gegen Australien 2002 in der Vorrunde. Vollkommen lächerlich, dass irgend jemand so eine Vorhersage machen könnte. Na klar, Liechtenstein wird Weltmeister! So ein Quatsch.
„Na klar, ein Gott am Kreuz! So ein Quatsch. Solche Idioten. Das ist eine riesengroße Torheit, an so etwas zu glauben, daran sein Leben auszurichten.“ Wobei das Wort „Tor-heit“ jetzt wirklich hier im Predigttext steht, hat nichts mit Fußball zu tun. So meinten damals die, die das Sagen hatten, die intellektuelle Elite, die, die den Ton angaben.
Heute kommen die Vorwürfe aus einer ganz anderen Ecke. In gewisser Weise wieder von denen, die das vorherrschende Weltbild vertreten. Damals waren es andere Glaubensrichtungen, heute ist es eher die Auseinandersetzung mit der Naturwissenschaft, die für Christen viele Fragen aufwirft. Der Vorwurf ist ähnlich: Es ist doch eine Torheit, an diesen Gott zu glauben! Gott, das ist doch was, was sich die Leute ausgedacht haben, weil sie es nicht ertragen haben, dass da halt nichts ist, dass nach dem Tod nichts mehr kommt und wir eigentlich nur ein Zufallsprodukt sind.
Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft. 19 Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): "Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen." 20 Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?
Ja, so sieht es wohl aus. Gott macht die Weisheit unserer Welt zur Torheit. All unser Wissen über die Welt, über Urknall, ferne Galaxien, Bestandteile der Atome, Quarks, DNA und was weiß ich noch alles zeigen uns nur immer mehr: Wir wissen nur einen Bruchteil. Wir erkennen immer nur ein bisschen. Das, was wir Weisheit nennen, das ist vor Gott eine Torheit. Wer sich Weltmeister wähnt, darf als Gruppenletzter nach Hause fahren.
Heißt das, wir müssen all diese Dinge, alle wissenschaftlichen Erkenntnisse usw. über Bord werfen? Nein, das glaube ich nicht. Aber ich glaube, die Erkenntnis ist wichtig: Wir können nicht alles verstehen, nicht alles beherrschen. Das zu glauben, ist eine Torheit. Aber das, was anderen wie eine Torheit vorkommt: Der Glaube, dass Jesus Christus für uns gestorben und auferstanden ist – das kann unser Leben verändern.
Mag sein, dass viele darüber lächeln, über diesen Glauben. Damals wie heute. Es ist wirklich ein bisschen, als würde ich prophezeien: 2014 wird Liechtenstein Weltmeister. Gegen alle Vernunft ist das. Aber dieser Glaube an den gekreuzigten Christus, das ist das, was unserem Leben Kraft, Ziel und Richtung gibt. Lasset uns mit Jesus ziehen, seinem Vorbild folgen nach.
Amen.