NSA: Haben Sie nichts zu verbergen?
Manchen scheint die Diskussion um Datenschutz und Überwachung ja ziemlich egal zu sein. Immer wieder taucht die Frage auf: Warum machen wir nur so einen Aufstand um das bisschen Überwachung durch PRISM, die NSA und so weiter? Ist das nicht übertrieben? Was ist daran so schlimm? Wir sind die Guten, wir haben doch nichts zu verbergen. Nun ja:
Diejenigen, die immer so vertrauensselig sagen "ich habe ja nichts zu verbergen" bitte ich regelmäßig darum, mir ihr Mail-Passwort zu geben, ich bin ja schließlich auch eine vertrauenswürdige Person. Das hat allerdings seltsamerweise noch keiner gemacht.
Viel schlimmer als die inhaltliche Überwachung, die oft wirklich nicht viel hergibt, finde ich aber die so genannten Metadaten. Also die Aufzeichnung: Wer mailt/telefoniert/schreibt mit wem wie oft? In den USA werden ja selbst alle Briefumschläge abfotografiert, wie mittlerweile bekannt ist; das Thema betrifft also nicht nur das Internet.
Und das ist für viele Beratungsstellen und auch für mich als Pfarrer in der Tat ein großes Problem. Als Pfarrer liegt mir viel daran, dass Menschen wirklich vertraulich mit mir reden können. Dazu gehört auch, dass keiner davon erfährt, dass sie überhaupt bei mir waren. Wer das möchte, dem kann ich im Moment nur raten: Rufen Sie nicht an (Verbindungsdaten können überwacht werden), schicken Sie keinen Brief (kann auch überwacht werden, siehe USA), schicken sie sowieso keine Mail oder Facebook-Nachricht. Kommen Sie direkt bei mir vorbei. Aber schalten Sie schon in größerer Entfernung das Handy aus, schließlich kann auch Ihr Standort angepeilt werden. Oder macht man sich vielleicht auch schon verdächtig, wenn man mitten am Tag das Handy ausmacht?
Wollen wir wirklich in so einer Überwachungsgesellschaft leben, in der man sich solche Gedanken überhaupt machen muss? Ich nicht. Ulrich Kasparick hat heute auf Facebook geschrieben: "Wenn uns Misstrauen und Angst beherrschen, geht eine freie Gesellschaft zu Grunde." Dem kann ich nichts mehr hinzufügen.