Ansprache beim MehrWegGottesdienst: Für immer und ewig
Für immer und ewig. Was haben wir uns da wieder für ein Thema rausgesucht, so haben wir ziemlich bald gestöhnt. Uferlos geradezu. Und doch irgendwie auch ein bisschen weit weg von uns. Ja, kann man sich schon vorstellen, was Ewigkeit ist. Oder besser gesagt, ich weiß, dass ich es mir nicht vorstellen kann. Aber was hat das mit mir zu tun? Will ich eigentlich ewig leben?
Ich bin ja ein großer Science Fiction Fan. Seit vielen Jahren lese ich regelmäßig Perry Rhodan. Das ist eine Romanheftserie über einen Menschen, der vor einer Superintelligenz einen sogenannten Zellaktivator bekommen hat. Solange er nicht gerade einen tödlichen Unfall hat oder so etwas, kann ihn fast nichts umbringen. Und er altert nicht. In der aktuellen Handlung ist er so ungefähr dreieinhalbtausend Jahre alt. Das macht ihn – und seine wenigen Freunde, die ebenfalls einen Aktivator bekommen haben – auch ziemlich einsam. Er steht im Mittelpunkt des Geschehens, aber er gehört nicht so richtig dazu. Die Menschen, die ihm etwas bedeuten, altern und sterben, und er bleibt übrig. Ob das so erstrebenswert ist? Ich weiß nicht. Aber was dann?
Unser Leben hier auf der Erde ist geprägt von der Sehnsucht nach ewiger Jugend. Alt werden ist nichts Schönes, so denken die meisten. Und wenn ich miterlebe, wie Menschen im Alter ihre Persönlichkeit verändern, wie sie ihr Gedächtnis verlieren oder wie sie wirklich leiden an Gelenkschmerzen und so manchen anderen Altersgebrechen – dann kann ich das verstehen. Jung sein ist doch besser, oder?
Also doch Perry Rhodan. Ewig jung sein? Oder vielleicht irgendwann einfach dem eigenen Leben ein Ende setzen, so wie es jetzt eine schwer krebskranke junge Frau in den USA im Alter von 29 Jahren getan hat?
Ich weiß nicht. Aber was dann?
Vielleicht: Sich ein Denkmal setzen für die Ewigkeit. Ein Buch schreiben, ein Haus bauen, Kinder kriegen, einen Berg als erster besteigen. Oder ein ganz großer werden. Präsident. Papst. Oder Mutter Theresa.
Und dann? Ja, in meinen Kindern lebe ich irgendwie weiter. Nicht nur die Gene. Wenn's gut geht, auch manche Überzeugungen, manche Lebenseinstellung, vielleicht sogar über viele Generationen hinweg. Meine guten Seiten, aber auch meine schlechten. Das andere – ein Haus stürzt irgendwann ein, brennt ab, wird abgerissen. Selbst die bekanntesten Präsidenten werden irgendwann vergessen sein, wenn auch vielleicht erst in tausend Jahren. Ist es das? Ich weiß nicht. Was dann?
Irgendwann kommt er halt doch: Der Tod. Selbst für Perry Rhodan wird er unvermeidlich sein, auch wenn die Serie nun schon über 50 Jahre läuft. Was dann? Was bleibt von mir? Nur ein paar Erinnerungen, die eben unterschiedlich schnell verblassen? Nur ein kleines Fünkchen auf dieser großen Erde, eine Randnotiz der Geschichte, wenn überhaupt? Was bleibt, was bleibt von dir?
Wir Christen haben darauf eine Antwort, die eigentlich völlig verrückt klingt. Aber so hat es uns Jesus gesagt. So haben es seine Jünger weitererzählt: Der Tod ist besiegt, auch wenn wir ihn noch sehen. Gott liebt das Leben und jeden einzelnen von uns so sehr, dass er uns einfach nicht loslässt.
Heute, am Totensonntag, der in der evangelischen Kirche lieber Ewigkeitssonntag heißt, denken wir an die, die schon gestorben sind. Und daran, dass wir eine Hoffnung haben. Die Hoffnung, dass das Leben nicht zu Ende ist.
Ich finde es wunderbar, dass wir ausgerechnet heute das Symbol für dieses ewige Leben feiern können. Denn heute, in diesem Gottesdienst, wird Bilal Saleem Bhatti getauft.
Wir taufen mit Wasser. Wasser ist lebensnotwendig. Ohne Wasser gäbe es kein Leben, ob nun ewig oder nicht. Im Wasser kann man aber auch ertrinken. Wasser ist beides: Lebensfeind und Lebensfreund. Und in der Taufe erleben wir genau das: Symbolisch ertrinkt der alte Mensch, der einmal gewesen ist. Der Mensch, der zur Welt gehört hat und nicht zu Gott. Und aus dem Wasser heraus kommt der neue Mensch. Ein Mensch, der schon jetzt zum Himmel gehört. Zum Reich Gottes.
Sind Sie getauft? Dann gehören Sie dazu. Ganz egal, ob Sie Zweifel haben oder sich vielleicht sogar abgewendet haben von diesem Glauben. Von Gottes Seite bleibt diese Zusage bestehen. Er spricht zu dir sein Ja. Oder biblisch: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Und das gilt von Gottes Seite. Für immer und ewig.
Amen.