Papstbesuch: Ökumene gibt's woanders.

Eines meiner wichtigsten Anliegen ist die Ökumene. Nicht nur evangelisch-katholisch, sondern die Arbeit an der Verständigung zwischen den verschiedensten Konfessionen. Ich finde es ganz fantastisch, dass bei der Nacht der Offenen Kirchen nun auch die evangelisch-methodistische Kirche dabei ist, neben der doch ungleich größeren römisch-katholischen und meiner evangelisch-lutherischen. Und der Mensch, mit dem ich im Bereich meiner Citykirchenarbeit am engsten zusammenarbeite, ist mein direkter katholischer Kollege, Günter Schmitt. Jeden Freitag spielen wir zwei die ökumenischen Ochsen, spannen uns selbst vor unsere (ökumenisch finanzierte) Wagenkirche und ziehen sie schwitzend und schnaufend durch die Schweinfurter Innenstadt. Erzählen den Menschen von Gottes Zuwendung und Liebe. Diskutieren mit den Leuten. Da kommt es auch schon mal vor, dass ich als evangelischer Pfarrer eine katholische Position verteidige oder zumindest erkläre. Und andersrum. Theologisch sind wir sowieso ziemlich auf einer Wellenlänge: Wenn der eine eine Dialogpredigt entwirft, kann sich der andere da fast immer problemlos einfügen. So liebe ich Ökumene. So lebe ich sie schon immer.

Nun also kommt Papst Benedikt XVI nach Deutschland. In sein Heimatland. In das Land der Reformation. Ich gebe zu: Im Stillen hatte ich gehofft, es würde sich etwas bewegen in der Ökumene. Nicht viel, aber wenigstens ein bisschen aufeinander Zugehen.

Voller Spannung habe ich darum das Wort zum Sonntag erwartet, gesprochen vom Papst persönlich. Und muss zugeben: Für mich war es eine herbe Enttäuschung: Er freue sich auf die Begegnung mit Vertretern der evangelischen Kirche. Dass dafür gerade mal eine halbe Stunde eingeplant ist, wenn auch an historischem Ort, das sagt er nicht dazu. Was er aber sagt, ist: Wir erwarten davon keine Sensationen. Nein, die erwarte ich auch nicht mehr. Denn wenn, dann müssten sie von diesem Mann ausgehen. Und er sagt schon im Vorfeld: Nein, da gibt es nichts. Schade. Sehr schade.

Was er dann weiter sagt, darüber, wie wir Gott in unserem Leben erfahren können: Das ist inhaltlich gar nicht so weit weg von dem, was ich von Gott sage und predige. Und doch so ganz anders formuliert. Ob es Menschen von heute trifft? Ich hoffe es. Ich bete darum, dass dieser Besuch zum Segen wird für unsere katholische Schwesterkirche – und vielleicht auch für uns Evangelische. Ich erwarte keine Sensationen. Aber vielleicht ein Wunder?

Egal, was auf dieser hohen Ebene an ökumenischen Bemühungen geschehen wird oder auch nicht: Ich werde mich am Freitag wieder mit meinem katholischen Kollegen vor die gemeinsame Wagenkirche spannen und den Menschen in Schweinfurt von Gott erzählen. Wir erwarten keine Sensationen. Aber vielleicht das Wunder, dass sich ein Mensch von uns ansprechen lässt. Dass er mit einer neuen Einsicht nach Hause geht. Einer Frage. Einem guten Gedanken. Oder auch nur einem Lächeln. Diesen Weg, den gehen wir ökumenisch, gemeinsam. Und hoffentlich auch mit Gottes Segen.

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