Endlich wieder Schokolade!

 Rudolpho Duba  / pixelio.deGastbeitrag für die Osterausgabe (26.3.) von Volksblatt und Volkszeitung

Endlich wieder Schokolade! Oder Wein. Bier. Was auch immer. Manche von Ihnen werden in den letzten Wochen gefastet haben. Weil's Tradition ist. Oder weil's schlank macht. Oder weil Sie diese Fastenzeit tatsächlich besonders intensiv erleben wollten. Vielleicht, weil Sie sich frei machen wollten von alten Gewohnheiten, von Dingen, die Sie sonst tagtäglich begleiten.

Ja, sieben eher trübe Wochen waren das in unseren Kirchen. Ernste Lieder, ernste Lesungen. Predigten, die an das Leiden Jesu erinnerten. Keine Schokolade. Und dann der Höhepunkt des Ganzen: An Karfreitag haben wir um Jesus getrauert. Wir haben getrauert um einen Menschen, der damals so vielen Hoffnung gebracht hat. Um einen Menschen, der von der unbedingten Liebe Gottes erzählte. Der Kranke heilte. Der sich denen zuwandte, mit denen keiner etwas zu tun haben wollte. 

Getrauert haben wir, alles Fröhliche verbannt. In vielen Kirchen wurde am Freitag der Altarschmuck abgeräumt, die Orgel schwieg, die Glocken auch. Die Welt steht still, hält den Atem an. Beklemmend ist es, diese Trauer, diese Hoffnungslosigkeit der Jüngerinnen und Jünger Jesu nachzuvollziehen. Sie konnten ja nicht ahnen, was kurze Zeit später passieren würde.

Wir schon. Wir kennen die Geschichte, ob wir sie nun für wahr halten oder nicht: Am Ostermorgen, teilweise schon mitten in der Nacht, kommen wir in den Kirchen zusammen. Zünden Kerzen an gegen die Dunkelheit. Singen fröhliche Lieder, alte und neue, frühstücken gemeinsam, wünschen uns ein frohes Osterfest.

Schade nur: In vielen Köpfen hat sich diese traurige, ernste Stimmung als das Bild von Kirche überhaupt festgesetzt. Übrigens auch bei so manchen Christen. Dabei ist ein griesgrämiger Christ eigentlich ein Widerspruch in sich selbst. Denn was wir zu erzählen haben, das ist eine unglaublich fröhliche Botschaft. Sie lautet: Der Tod ist nicht das Ende!

Ja, das klingt auch ein bisschen abgelutscht nach 2000 Jahren. „Der Tod ist nicht das Ende“. Und es fällt uns schwer, das zu glauben. Auch die meisten Christen haben dann letzten Endes doch Angst vor dem Tod, Glaube hin oder her. Ob es stimmt, die Sache mit dem Leben nach dem Tod? Es gibt leider nur eine Möglichkeit, es herauszufinden, und bei aller Neugier: Das mit dem Sterben will ich noch ein wenig in die Zukunft verschieben, wenn es geht.

Es klingt abgelutscht, es klingt unglaublich. Es gibt keine Beweise dafür, allerdings auch keine dagegen. Aber wenn wir uns wirklich darauf einlassen, dann krempelt das unser Leben ganz grundlegend um. Denn dann hat dieses Leben kein endgültiges Ende mehr. Ganz egal, was passiert.

Der Apostel Paulus drückt es im Römerbrief so aus: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Römer 8, 38-39) 

Typisch Paulus, ziemlich kompliziert geschrieben. Aber genau darum geht es, was er hier schreibt: Ostern bedeutet, dass wir keine Angst mehr zu haben brauchen. Nicht vor Krankheit, nicht vor Fremden, nicht vor irgendwelchen „Geistern“. Nicht vor Andersgläubigen und Fremden. Und schon gar nicht vor dem Tod. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn natürlich haben wir immer wieder Angst. Natürlich sind wir manchmal ganz, ganz unten und sehen keine Perspektive mehr für unser Leben. Natürlich gehen unsere Pläne manchmal ganz fürchterlich schief. 

Das erinnert mich dann wieder an Jesus. Als er am Kreuz hing, sah es auch danach aus, als seien seine Pläne ganz fürchterlich schief gegangen. Er hatte versagt. Er, der den Leuten von der Liebe Gottes erzählte, war von ihnen zum Tod verurteilt worden und starb am Kreuz, verurteilt als Schwerverbrecher. Ganz, ganz unten. Tot. Keine Hoffnung mehr, nicht für ihn, nicht für seine Freunde.

Ostern dreht das alles um. Der Versager Jesus wird zum Sieger. Der Tote wird lebendig. Die Stille wird zum Jubelgesang. In der dunklen Nacht zünden wir eine Osterkerze an. Der kahle Altar wird festlich bunt geschmückt. Aus Trauer und Weinen wird gelöstes Lachen.

In manchen Kirchen gibt es die Tradition des Osterlachens. Kurz gesagt: Der Pfarrer, die Pfarrerin muss auf der Kanzel so lange Witze erzählen, bis sich die ganze Gemeinde kringelt vor Lachen. Wir lachen den Tod aus. Der Tod hat verloren! Darum zum Abschluss noch zwei kleine Witze:

Josef von Arimathäa kommt nach Hause zu seiner Frau und erzählt: „Du, da war dieser Jesus, der ist heute gekreuzigt worden. Er tat mir so Leid. Ich habe ihn in unser Grab legen lassen.“ Seine Frau ist entsetzt: „Was? Unser neues Familiengrab? Sag mal, spinnst du?“ Darauf ihr Mann: „Beruhige dich, es ist doch nur übers Wochenende.“

Ein Pfarrer und ein Busfahrer stehen vor der Himmelspforte. Petrus sagt zum Pfarrer: „Du kommst nicht rein!“, doch den Busfahrer heißt er herzlich willkommen. Fragt der Pfarrer: „Wieso denn das?“ Petrus antwortet: „Bei dir in der Kirche haben alle geschlafen, doch beim Busfahrer haben alle immer gebetet!“

Ich wünsche Ihnen ein fröhliches, froh machendes Osterfest, herrlich leckere Schokolade, ein gutes Gläschen Wein oder ein erfrischendes kühles Bier. Das volle Leben eben. Und, wenn Sie in die Kirche gehen, wünsche ich Ihnen einen belebenden Ostergottesdienst mit einer alles andere als einschläfernden Predigt.

Ihr Pfarrer Heiko Kuschel

Foto: Rudolpho Duba  / pixelio.de