Die Kühltürme sind weg - das Senfkorn ist noch da

Diese Andacht heute ist anders als alle vorher. Denn: Letztes Jahr standen hier drüben noch die Kühltürme, sichtbarstes Zeichen für das, was hier bis vor einigen Jahren passiert ist. Und gleichzeitig eine Erinnerung daran, dass hier Atommüll gelagert wird, der unsere Nachfahren noch in Hunderten von Generationen beschäftigen wird, wenn es sie denn geben sollte.

Die Türme sind weg. Endlich. Ein Zeichen: Dinge können sich verändern. 

Ansprache: Ein Kampf, der sich gelohnt hat

Endlich, endlich ist es soweit!

Ich hab’s ja schon gesagt: Dass ich heute diese Andacht mit euch feiern kann, das ist mir wirklich eine sehr große Freude und Ehre.

Aber was soll ich denn heute sagen? Radio Primaton hat mich das schon vor 2 Tagen gefragt, und ich wusste es auch nicht so genau.

Ich will mich heute einfach nur freuen.

Und dabei gibt es so vieles, was uns Sorgen machen muss.

Auch der Streit in unserer Gesellschaft, ob die Entscheidung richtig ist.

Ja klar, sage ich. Hab mich lang genug damit beschäftigt. Ja klar, sagt ihr, die ihr hier seid.

Aber es gibt viele, die es heute anders sehen. Viele, denen die Fakten egal zu sein scheinen. Viele, die auf die Angstmacher reinfallen.

Können wir hier fröhlich feiern mit so tiefen Rissen in unserer Gesellschaft?

Und – worüber soll ich denn heute predigen?

Predigt: Arbeiten am Paradies

Was hast du getan?

So donnert Gottes Stimme durchs Paradies.

Was hast du getan, Mensch?

Ich fürchte, diese Frage wird auch uns eines Tages gestellt werden.

Was hast du getan, Mensch?

Was hast du aus dieser Erde gemacht?

Von Bewahren keine Spur.

Deine eigene Existenz gefährdest du, du weißt es und machst doch weiter, wie ein Süchtiger, der nicht loskommt von seiner Droge.

Was hast du getan, Mensch?

Nicht nur die Erde in der Gegenwart zerstörst du. Klimawandel, Artensterben, Plastik in den Weltmeeren und und und.

Was hast du getan, Mensch?

Jahrzehnte, die Jahrtausende prägen

Ansprache zur Andacht zum 36. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe

Bergrheinfeld/Wegkreuz, 24.4.2022

Ich habe jetzt wirklich lange überlegt, welchen Bibeltext ich für meine Ansprache heute wählen soll. Schließlich laufen die Andachten hier am Atomkraftwerk schon seit geraumer Zeit, mein letzter Beitrag dazu war vor ziemlich genau 15 Jahren. Und die Stelle aus der biblischen Schöpfungsgeschichte, wo Gott den Menschen aufträgt, die Erde zu bebauen und zu bewahren – die ist hier an diesem Ort vermutlich schon total abgedroschen, nein, das kann ich heute nicht nehmen. Da sind wir uns ja sowieso einig, dass wir von diesem Anspruch weit entfernt sind.