Du stellst meine Füße auf weiten Raum

Ansprache beim Schulanfangsgottesdienst der Landwirtschaftsschule, 22.10.2012

Liebe Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftsschule, liebe Lehrerinnen und Lehrer!

Erst einmal meine herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag! 90 Jahre gibt es diese Schule nun schon. Und das Motto, unter dem Sie den Geburtstag feiern, zeigt, worauf es ankommt: „Haupt-Sache Bildung“. Ich weiß nicht, wie das damals war, als diese Schule gegründet wurde. Aber ich weiß: Gerade auch in der Landwirtschaft ist Bildung etwas grundlegend Wichtiges. Zu wissen, wie Pflanzen richtig angebaut werden. Wie die Arbeit organisiert werden kann. Wie die Tiere gepflegt werden müssen. Und natürlich auch das ganze Thema Verwaltung und Finanzen, auch das ist wichtig.

Danke! Ich darf.

Ansprache beim MehrWegGottesdienst „Danke! Ich darf“ - Schweinfurt, 18.3.2012

Eigentlich dachte ich ja, wir hätten uns diesmal zur Abwechslung ein einfacheres Thema rausgesucht. Aber wie unser Team so ist: Wir haben so viele Aspekte besprochen, so viele Gedanken dazu gehabt, dass wir in diesem Gottesdienst wieder nur einen klitzekleinen Ausschnitt unterbringen konnten. Schon allein dieser Titel. Der besteht aus drei Wörtern. Jedes davon wäre für sich ja schon ein eigenes Thema: Danke. Was heißt das eigentlich, dankbar zu leben? Wo macht sich das bemerkbar. Dann „Ich“. Wer bin ich eigentlich? Was macht mich aus? Was kann ich, was sind meine Träume und Sehnsüchte? Und natürlich „darf“. Darf ich wirklich alles? Ist alles erlaubt? Wo sind die Grenzen? Und wenn ich weiß, was ich kann und was ich will: Muss ich das wirklich alles leben, oder habe ich auch die Freiheit, eine Begabung einfach brach liegen zu lassen, weil mir andere Dinge wichtiger sind?
Wir haben im Team wirklich darüber diskutiert, ob nicht die nächsten drei MehrWegGottesdienste alle „Danke! Ich darf“ heißen sollen, und wir jedes Mal einen der Aspekte intensiv betrachten. Und dann im vierten MehrWegGottesdienst in diesem Jahr den Punkt am Ende.

Haben wir dann aber doch nicht gemacht – und uns die Freiheit genommen, einfach vieles wegzulassen. Uns auf ein paar Dinge zu konzentrieren. Viel „Ich“ war da heute dabei, weil wir glauben: Das ist erst einmal eine zentrale Voraussetzung dafür, das „Dürfen“ überhaupt annehmen zu können. Erst einmal muss ich tatsächlich wissen, wer ich bin. Was ich kann. Was ich will. Denn sonst macht Freiheit nur Angst. „Hier, du darfst alles tun und lassen, was du willst!“ - das kann nämlich auch eine fürchterliche Überforderung sein. So völlig ohne Halt, ohne Leitlinien, in die endlose Weite gestellt zu werden. Wir können heute viel mehr unserer Wünsche verwirklichen als früher. Aber das hat unser Leben auch viel komplizierter gemacht. Ich sage immer als Beispiel: Geh in den Supermarkt und kauf Kekse. Da gab's vor 50 Jahren vermutlich eine Sorte mit und eine ohne Schokolade. Heute ist man eine halbe Stunde damit beschäftigt, das Angebot zu sichten. Und kann nie sicher sein, ob man auch wirklich das beste rausgesucht hat, und das auch noch zum günstigsten Preis.

Bei den Keksen ist es nicht so schlimm, denke ich. Aber es trifft ja auf ganz viele Bereiche zu. Die Berufswahl, die Partnerwahl. Kinder ja oder nein. Eine gefährliche Operation ja oder nein. Freiheit ist anstrengend.

Ich denke, das ist auch der Grund, warum extremistische Gruppierungen so attraktiv sind. Egal, ob religiös, politisch oder sonst irgendwas. Da sagt einem sozusagen jemand, welcher Keks der beste ist. Und alle anderen sind fürchterlich schlecht. Darüber kann man dann sogar Kriege führen. Nehmen wir ein ganz harmloses Beispiel: Handys. Mein iPhone ist das beste, alles andere ist Mist. Nein, mein Samsung Galaxy kann viel mehr und ist überhaupt das supertollste. Also, diese Predigt wird gerade mit einem Samsung Galaxy aufgenommen, aber ein iPhone könnte das glaub ich auch. Aber es macht die Welt, die eh schon so kompliziert ist, einfacher, wenn man sich an solche einfachen, klaren Botschaften halten kann.

Wir Christen haben eigentlich auch eine ganz einfache, klare Botschaft. Sie lautet: Gott liebt dich, und Jesus ist für dich gestorben und auferstanden.

Punkt.

Das wars.

Da steckt alles drin.

Leider ist das eine Botschaft, die für die eigene Lebensgestaltung nicht so wahnsinnig viel weiterhilft. Da steht eben nichts davon, welches Handy das beste ist, ob dieser Partner zu mir passt, welchen Beruf ich ergreifen soll oder welche Kekse ich kaufen soll. Hätte Gott das alles nicht viel einfacher gestalten können? Hätte er vielleicht. Hat er aber nicht. Er hat uns ein paar Regeln mit auf den Weg gegeben, klar. Zehn Gebote und solche Dinge. Aber die sind ja eigentlich schon fast Binsenweisheiten, dass man etwa niemanden umbringen soll, nicht stehlen soll und solche Dinge. Nein: Gott mutet uns Freiheit zu. Gott will, dass wir sie nutzen.

Auch die Erzählung von der Erschaffung der Welt beschreibt, wie Gott nicht einen Zaun um den Baum der Erkenntnis zog, sondern Adam und Eva zwar sagte, was gut für sie ist und was nicht, ihnen aber letztlich die Freiheit gelassen hat. Nur mit den Konsequenzen mussten sie dann halt auch leben – das war die Vertreibung aus dem Paradies.

Gott mutet uns die Freiheit zu. Martin Luther hat dazu den berühmten Satz geprägt: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan.“ Toll. Ich bin mein eigener Chef. Ich kann tun und lassen, was ich will. Nur, wenn ich verantwortungsvoll leben will, merke ich schnell, wo die Grenzen sind: Bei meinem Gegenüber. Wenn ich dem weh tue, ihm oder ihr etwas wegnehme, dann beeinträchtigt das auch mein eigenes Leben.

Gemeinsam geht es besser. Und darum hat Martin Luther noch einen zweiten Satz geschrieben, der nur auf den ersten Blick dem ersten widerspricht: „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ In dieser Spannung müssen wir leben, verantwortlich leben: Dass wir wirklich frei sind. Aber dass wir darauf achten müssen, dass unsere Freiheit nicht die Freiheit der anderen beschränkt.

Im Galaterbrief heißt es über die Freiheit: (Gal 5,1): Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!

Da geht's zwar eigentlich um die Frage, ob Christen sich beschneiden lassen müssen. Heute sind die Fragestellungen andere. Aber der Schluss, den Paulus einige Verse später zieht, gilt weiter: in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.

Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Ich glaube, das ist ein gutes Motto für ein Leben in Freiheit. Ich kann alles tun. Ich darf alles tun. Aber die Liebe ist es, die mich dabei leitet. Ich glaube, so kann ein Leben gelingen.

Amen.

Wagenkirche: Freiheit!

Wagenkirche am 16.3.2012

Mann, was bin ich froh, wenn der Sonntag rum ist.

Wieso? Was ist denn am Sonntag?

Da wird endlich der Gauck zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Dann ist hoffentlich dieses ganze Wulff-Gezetere mal vorbei.

Ach, das meinst du. Ich dachte, du redest vielleicht vom MehrWegGottesdienst. Der ist doch auch am Sonntag.

Ja, stimmt. Und irgendwie gehört das beides auch ganz gut zusammen.

Wieso? Wählt ihr im Gottesdienst vielleicht den Bundespräsidenten?

Nein, das nicht. Aber wir haben sozusagen das gleiche Thema. Freiheit: Ein Plädoyer ist der Titel von seinem letzten Buch. Und bei unserem MehrWegGottesdienst geht's auch um Freiheit. Unser Thema heißt „Danke! Ich darf.“

Das mit der Freiheit ist ja immer so eine Sache. Hätten wir dem Herrn Wulff dann nicht auch die Freiheit zugestehen müssen, Geschenke anzunehmen und Freundschaften zu pflegen?
Das ist wirklich eine schwierige Frage, finde ich. Gerade für uns Evangelische ist Freiheit ja ein ganz wichtiger Begriff. Aber er ist auch immer mit Gewissen und Verantwortung verbunden.

Das heißt dann nach Radio Eriwan: im Prinzip dürft ihr alles, aber tuts bloß nicht, oder wie?

Wenn du so willst – ja. Ich glaube, Gott ist nicht so ein kleinlicher Erbsenzähler, der jede kleine Missetat aufschreibt und irgendwann bestraft. Wir haben wirkliche Freiheit geschenkt bekommen. Das ist was ganz Großes.

Gut, dann klau ich dir jetzt mal dein Geld, ich hab ja die Freiheit dazu.

Kannst du natürlich machen – nur du musst halt auch mit den Konsequenzen leben. Zum Beispiel, dass du dann nächste Woche mit dem Bischof die Wagenkirche allein ziehen musst, weil ich sauer auf dich bin.

OK, schon überzeugt, behalt dein Geld. Aber ich finde das trotzdem eine wichtige Botschaft: Gott will uns nicht einschränken, nicht klein machen. Er schenkt uns Freiheit.

Und diese Freiheit endet nur da, wo sie einen anderen einschränkt.

Wir wünschen Ihnen ein freies und fröhliches Wochenende. Und vielleicht sehen wir uns am Sonntag um 17:30 in St. Johannis zum MehrWegGottesdienst.

Freiheit!

Andacht beim Dekanatsausschuss am 15.3.2012

Am Sonntag ist für mich sozusagen der Tag der Freiheit. Vielleicht haben Sie's nicht so genau im Kopf, denn diesmal ist das Ergebnis der Wahl ja schon ziemlich klar: Am Sonntag ist die Wahl des elften Bundespräsidenten. Wenn nicht alles völlig schiefgeht, dürfte das Joachim Gauck werden. Und der hat ja vor allem ein Thema, das ihn beschäftigt. Auch sein letztes Buch heißt so: Freiheit.

Am Sonntag ist außerdem auch MehrWegGottesdienst, und da geht es genauso um die Freiheit. Der Titel lautet „Danke! Ich darf.“ Wir werden uns mit der Freiheit eines Christenmenschen beschäftigen. Und mit der Frage: Was fange ich eigentlich damit an, mit meiner Freiheit?

Für uns Protestanten ist Freiheit natürlich sowieso eines unserer „Ur-Themen.“ Hier im Dekanatsausschuss merken wir manchmal die Kehrseite des Ganzen. Da machen wir uns viele Gedanken zu einem Thema, und dann wollen die Gemeinden nicht so wie wir es uns vorgestellt haben. Da gibt es Einsprüche, Widersprüche, ganz andere Ideen.

Neulich habe ich mich mit einer katholischen Webdesignerin unterhalten. Da wurde es mir wieder besonders klar. Sie meinte: „Habt ihr da nicht irgendwelche Vorgaben von einer zentralen Stelle?“ Und meine Antwort: „Klar gibt's die, aber wir wollen dann doch das und das und das anders haben.“

Ja, die eigene Freiheit ist etwas sehr Schönes. Die Freiheit des anderen kann anstrengend und nervig sein. Wenn sie den eigenen Vorstellungen nicht entspricht. Wenn Gemeinden etwas völlig anders machen. Ob es Gott mit uns wohl auch so geht wie uns als Dekanatsausschuss manchmal mit Gemeinden, Einrichtungen, Einzelpersonen?

Manchmal gelingt es auch, alles irgendwie unter einen Hut zu bringen. Das sind für mich die schönsten Ergebnisse. Im MehrWegGottesdienst-Team versuche ich es zumindest: Die größtmögliche Freiheit der einzelnen Teammitglieder und trotzdem noch ein roter Faden, etwas Verbindendes, das uns zusammenhält. Oft weiß ich gar nicht so genau, was im MehrWegGottesdienst auf uns zukommt. Das macht ihn auch für mich spannend und aufregend und oft ganz anders, als ich mir einzelne Elemente vorgestellt habe. Aber ich stelle fest: Das bereichert im wahrsten Sinn des Wortes des Gottesdienst. Auf manches, was für ein anderes Teammitglied selbstverständlich ist, wäre ich nie gekommen. Ich möchte jetzt nicht das MehrWegGottesdienst-Team als die Insel der Seligen verkaufen und als die beste aller Lösungen. Davon sind wir auch noch weit entfernt. Aber ich denke, wir haben in diesem Team einiges an Freiheit des Einzelnen erreicht.

Im Galaterbrief heißt es über die Freiheit: (Gal 5,1): Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!

Da geht's zwar eigentlich um die Frage, ob Christen sich beschneiden lassen müssen. Heute sind die Fragestellungen andere. Bei uns geht es eher im Reduzierung von Pfarrstellen, um den Druck der Perspektiven, um Stellenbesetzungen und Finanzen. Die Fragestellungen haben sich geändert. Aber der Schluss, den Paulus einige Verse später zieht, gilt weiter: in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.

Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Das finde ich ein sehr schönes Motto für unsere Arbeit im Dekanatsausschuss. Wenn wir es schaffen, denen, für die wir verantwortlich sind, Strukturen zu geben, die ihnen viel Freiheit lassen. Und wenn wir es schaffen, es in Liebe auszuhalten, wenn diese ihre Freiheit anders nutzen, als wir uns das so gedacht haben: Dann haben wir, glaube ich, eine Menge erreicht in diesem Gremium.

Dazu gebe uns Gott seinen Segen und seinen Heiligen Geist.

Amen.

 

Wagenkirche: Fastenschokolade

Wagenkirche am 24.2.2012

Schokolade aus dem Adventskalender anbieten

Bitteschön, möchten Sie ein Stück Schokolade? Die Adventskalender sind vor Weihnachten übriggeblieben, die Schokolade ist ja noch gut, wäre doch schade, wenn wir die wegschmeißen...

Schokolade verteilst du? Jetzt? Mensch Heiko, es ist doch Fastenzeit!

Ach, das hab ich doch glatt vergessen. So ein Mist. Also, geben Sie die Schokolade schnell wieder her!

Aber so schlimm ist das doch jetzt auch nicht, wenn die Leute mal ein Stück Schokolade essen, auch nicht in der Fastenzeit.

Na, da bin ich aber froh, dass du das auch so siehst. Und überhaupt – Fasten ist ja nichts, was wir unbedingt tun müssen. Und dann jetzt am besten sieben Wochen griesgrämig durch die Gegend laufen – nein, das soll es nicht sein.

Eben: Fasten soll uns frei machen.

Frei machen von alten Gewohnheiten. Neue Wege eröffnen. Sich selber zeigen, dass es auch ohne geht. Ich hab mal auf Kaffee verzichtet. Das war total schwer. Aber auch gut, ich habe viel mehr auf meinen Körper und Ruhezeiten geachtet, statt immer nur Kaffee reinzuschütten.

Aber muss ja auch gar nicht unbedingt die Schokolade oder Kaffee oder Alkohol sein.
Genau. Die Aktion „7 Wochen ohne“ hat jedes Jahr ein Thema, das viel mehr zum Nachdenken anregt. Das heißt dieses Jahr „Sieben Wochen ohne falschen Ehrgeiz.“

Was soll das denn bitte mit Fasten zu tun haben?

Na ja, ständig muss alles noch besser und noch größer und überhaupt sein. Wir gönnen uns doch gar keine Ruhepausen mehr. Weder im Beruf noch im Privatleben. Und jetzt sind wir eingeladen, einfach mal zu sagen: So, das ist jetzt gut genug. Mehr mach ich nicht.

Das finde ich eine tolle Idee.

Ich auch. Und ich finde, wir haben jetzt auch genug geredet. Lass uns was Essen gehen. Zu McDonalds.

Wieso denn da hin?

Na, da gibt's doch Fast Food.

Vielleicht solltest du in der Fastenzeit mal auf deine dumme Sprüche verzichten.

Ich überlegs mir. Aber bis dahin wünschen wir Ihnen, dass Sie Ihre Freiheit finden. Die Freiheit von Dingen, die Sie einschränken und bestimmen. Eine schöne Fastenzeit!

Gott läuft uns nach

 Predigt am 3. Sonntag nach Trinitatis 2005
Gochsheim, 11./12.6.2005; Schonungen, 10.7.2011 
Text: Lk 15, 1-7 (8-10)
Es nahten sich ihm aber allerlei Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. 2 Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. 3 Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: 4 Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eins von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste läßt und geht dem verlorenen nach, bis er's findet? 5 Und wenn er's gefunden hat, so legt er sich's auf die Schultern voller Freude. 6 Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. 7 Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.


Liebe Gemeinde!
Bestimmt kennen Sie das auch, dass Sie immer wieder nach irgend etwas suchen. Nach der Brille – wo hab ich die schon wieder hingelegt? Ach, sie sitzt ja auf dem Kopf. Nach den Schlüsseln – wo können die nur wieder sein? Einmal habe ich sie im Puppenwagen wiedergefunden, fein säuberlich zugedeckt. Ganz schlimm sind auch diese schnurlosen Telefone. Die kann man überall im Haus mit hinnehmen – und dann da liegen lassen. Aber die haben zum Glück eine eingebaute Suchfunktion. Einmal auf das Knöpfchen an der Basisstation drücken – schon klingelts irgendwo im Haus.

Was suchen Sie immer wieder? Es ist schon manchmal nervig, diese Sucherei. Oder sind Sie einer dieser beneidenswerten Menschen, die immer alles genau am richtigen Platz haben, die immer von allem genau wissen, wo es hingehört? Dann herzlichen Glückwunsch. Das ist eine Gabe, die wirklich nicht jeder hat.

Auf dem Computer geht das mit dem Suchen ganz einfach. Da gebe ich nur „Schaf“ ein – und innerhalb von Sekunden habe ich das Bild gefunden, das Sie heute auf dem Liedblatt sehen. Aber im wirklichen Leben gibt's leider keine solchen Suchmaschinen. Da muss man schon selber ran. Und das kann manchmal ganz schön nervenaufreibend sein.

Auch Gott ist auf der Suche, erzählt Jesus. Aber er sucht nicht etwas, sondern jemanden. Er sucht Menschen. Er sucht alle die, die ihm verlorengegangen sind. Nicht, dass Gott etwa unaufmerksam gewesen wäre oder einfach vergessen hätte, wo er seine Menschen hingetan hätte. Nein. Er hatte ihnen die Freiheit gelassen, ihren Weg selbst zu suchen. Er hatte zwar den Weg für die ganze Herde vorgezeichnet – aber wenn ein Schaf sich einen anderen Weg suchen wollte, dann durfte es den auch gehen.

Dummerweise bedeutet das meistens, wenn auch nicht immer: Der Weg ist viel unbequemer, steiler, steiniger, als der, den der gute Hirte für uns ausgesucht hat. Es ist ein Weg, auf dem man hängenbleiben kann, in den Dornen feststecken kann. Ein Weg, der voller Steine ist, an denen wir unsere Füße stoßen können. Ein Weg, von dem man abkommen kann, sich verirren kann. Auf jeden Fall nicht der Weg, den der gute Hirte gedacht hatte für uns.

Gott lässt uns die Freiheit, auch andere Wege zu gehen. Letzte Woche haben wir davon gehört im Predigttext, von dem Gutsherrn, der eingeladen hat zu seinem Fest, aber keiner ist gekommen. Er hat die Menschen nicht gezwungen, zu kommen. Aber er hat sehr deutlich gesagt: Der Weg, den ihr geht, ist kein guter Weg.

Letzte Woche klang das sehr endgültig, zornig, unumkehrbar. Aber heute, quasi als Fortsetzung, erzählt Jesus, wie Gott damit umgeht, wenn einer aus seiner Herde fehlt: Es ist ihm nicht egal. Er macht sich auf die Suche. Und wenn der Hirte die ganze Nacht hindurch suchen muss: Er wird sein verlorenes Schaf finden. Und wenn ers gefunden hat, dann ist die Freunde groß: Er geht zu seinen Nachbarn und sagt: „Freut euch mit mir, ich habe mein Schaf wiedergefunden!“

So ist Gott zu uns. Er geht uns nach. Er sucht nach uns, wenn wir andere Wege gehen. Er verzeiht uns, wenn wir uns verlaufen haben, wenn wir uns verrannt haben in unserem Leben. Und wenn wir uns von ihm finden lassen, dann ist die Freude groß im Himmel. Denn jeder einzelne hier ist für Gott wichtig, unersetzlich. Zu jedem und jeder von uns hat er gesagt, in der Taufe: Ich habe dich lieb. Du hast bei mir einen Namen. Du gehörst zu mir. Ich lasse dich nicht mehr aus meiner Hand fallen.

Und das gilt für uns alle. Auch für die Menschen, von denen wir Abschied nehmen mussten. Auch für sie gilt: Selbst der Tod kann uns nicht trennen von diesem guten Hirten, der uns nachläuft, uns sucht, uns überall aufspürt, wenn wir uns verlaufen haben in unserem Leben.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alles unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Zirkus mit Tieren

Momentan gastiert in Schweinfurt der Zirkus Charles Knie. Wir waren mit unseren Kindern drin – und teilweise wusste ich wirklich nicht, ob ich lieber auf die leuchtenden Kinderaugen oder in die Manege schauen sollte. Einfach eine wunderschöne Vorstellung. Das hat von Anfang bis Ende Spaß gemacht und wird unserer Tochter sicher als schönster Geburtstag ihrer Kindheit in Erinnerung bleiben.

Über Twitter erreichte mich aber eine Anfrage von @textzicke, die ich durchaus sehr ernst nehme: „Ich finde, Zirkusse mit Tier-Beteiligung sind eine riesige Schweinerei. Boykottiere ich seit Jahren. :(“

Die Ampel zeigt blau

Predigt am Ostersonntag 
  Schweinfurt, St. Salvator, 4.4.10; Schonungen, 24.4.11
 
Liebe Gemeinde!

"Man erzählt sich, die Ampel vorm Domplatz in Mailand
stellte eines Tags all ihre Lichter auf blau.
Soll man gehn? Soll man stehn? Soll man fahrn oder warten?
Was soll blau nur bedeuten? Daraus wurde keiner schlau.

Dieses Blau war noch schöner als der Mailänder Himmel.
Wie die Tinte des Dichters für ein Frühlingsgedicht.
Wie ein Kirchenglasfenster, von der Sonne erleuchtet.
Lapislazuliblau mit etwas Wasser vermischt.

Doch die Leute verfluchten das Verkehrsministerium,
die Regierung, die UNO, überhaupt diese Welt.
Ein Verkehrspolizist blies die Pfeife und tobte.
Und ein andrer hat schnell ihren Strom abgestellt.

Doch bevor sie verlosch, dachte die blaue Ampel:
Ach ihr Armen, sicher hat euch noch keiner erzählt:
blau bedeutet: Die Straße ist jetzt frei in den Himmel.
Wenn ihr wollt, könnt ihr fliegen, falls der Mut euch nicht fehlt."
(Gerhard Schöne)

Lebens-Wert III: Kein Aber

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

Was macht Ihr Leben lebenswert? Was bedeutet Ihnen etwas? Viele, die ich das gefragt habe, haben richtig schöne Antworten gegeben: Meine Familie, Freunde, ein schönes Hobby, oft auch bestimmte Aspekte der eigenen Arbeit.

Aber.

Irgendwie kam dieses Wort so gut wie immer: Aber. Aber ich habe gar keine Zeit dafür. Aber ich muss so vieles anderes erledigen. Aber die anderen Aufgaben sind so viel wichtiger.

Warum?

Das Streben nach Glück

Predigt zum Motorradgottesdienst
Gochsheim, 25.4.2010
 

Das Streben nach Glück, so haben wir diesen Gottesdienst genannt. Toll, dachte ich mir, da steht bestimmt viel drin in der Bibel zu diesem Thema. Tja, denkste: Im Neuen Testament kommt das Wort Glück gar nicht vor. Und im Alten Testament eigentlich höchstens im Sinn von „Schwein gehabt“. Eine Definition oder gar eine Anleitung zum Glücklichsein, das gibt es in der Bibel so nicht.