Nachhaltig leben

Predigt beim Schulanfangsgottesdienst der Landwirtschaftsschule Schweinfurt
Schweinfurt, 20.10.2011
Text: 1.Mose 2,15: Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.

Lieber Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftsschule, liebe Lehrerinnen und Lehrer!

Ein neues Schuljahr beginnt in diesen Tagen. Eine recht ungewöhnliche Schule ist das, in der Sie sich doch auch recht weitgehend in Ihrem Beruf spezialisieren. Auch wenn alles mit Landwirtschaft zu tun hat, werden Ihre Tätigkeiten später doch ziemlich verschieden sein. Eine gute Grundlage soll Ihnen der Schulbesuch hier geben – und möglichst sogar zum Meistertitel führen.

Occupy Kirche!

Rosel Eckstein  / pixelio.deEurokrise, Weltwirtschaftskrise, der Kapitaliusmus am Ende. Das sind die Nachrichten dieser Tage. Ob es noch einmal gelingen wird, das alte System zu retten? Möglicherweise. Aber ob das wirklich gut ist?

Seit vielen Jahren weisen kompetente Kritiker darauf hin, welche Ungerechtigkeit unser derzeitiges Weltwirtschaftssystem hervorruft. Die einen wissen gar nicht mehr, wohin mit ihrem Geld. Die anderen müssen zusehen, wie ihre Kinder verhungern, und können nichts, gar nichts, daran ändern.

Endlich wird aus dem Protest eine weltweite Bewegung. Occupy Wall Street war der Anfang. Es mag sein, dass die Forderungen der Menschen, die da auf die Straße gehen, viel zu unorganisiert und viel zu unterschiedlich sind. Es mag sein, dass manche der Forderungen auch gar nichts bringen oder alles nur noch schlimmer machen. Aber es ist ein Zeichen: So wie bisher, so wollen wir nicht mehr weitermachen. Nicht das Kapital ist das Wichtigste, sondern der Mensch. Wo das Kapital an erster Stelle steht, wird der Mensch nur noch zu einem Produktions- und Kostenfaktor. Und der ist dann möglichst klein zu halten. Unmenschliche Arbeitsbedingungen sind doch dann die logische Folge.

Nichts ist unmöglich

Predigt am 17. Sonntag nach Trinitatis 2011
Schweinfurt/Leopoldina-Krankenhaus, 16.10.2011
Schonungen, 17.10.2011


Text: Mk 9, 17-27
Einer aber aus der Menge antwortet: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten's nicht. Er aber antwortete ihnen und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir! Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund. Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist's, dass ihm das widerfährt? Er sprach: von Kind auf. Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst - alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Als nun Jesus sah, dass das Volk herbeilief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein! Da schrie er und riss ihn sehr und fuhr aus. Und der Knabe lag da wie tot, so dass die Menge sagte: Er ist tot. Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf. Und als er heimkam, fragten ihn seine Jünger für sich allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten.

Liebe Gemeinde!

Ach, was wäre das schön, wenn Jesus jetzt hier wäre. Im Krankenhaus. Einmal durch alle Zimmer gehen, Hand auflegen, und schon sind sämtliche Ärzte, Krankenschwestern und was es da noch alles an Berufen gibt arbeitslos. Aber leider ist die Zeit, in der dieser außergewöhnliche Mensch durch die Gegend zog, schon zweitausend Jahre her. Und seine Jünger: Die haben's irgendwie nicht geschafft, es ihm nachzumachen. Das mit dem Heilen. Ich bin Pfarrer, einer der sozusagen Jesus nachfolgt. Aber auch ich kann das nicht: Jemanden nur durch Handauflegen und Gebet heilen. Ich kann vielleicht gut zuhören, vielleicht auch manches seelische Leid lindern. Aber einen Jungen von Epilepsie heilen wie hier oder einen Blinden oder Lahmen – nein, das kann ich nicht, und ich bin auch sehr skeptisch, wenn jemand von solchen „Wunderheilungen“ in unserer Zeit berichtet.

Auch im Kleinen kann ich auch nicht mehr als jeder andere, ob nun eiun Mensch an Gott glaubt oder nicht. Heute, gerade jetzt in dieser Minute, hat der Sohn einer Bekannten ein wichtiges Turnturnier. Ich kann auch nicht machen als Daumen drücken wie alle anderen auch. Aber vielleicht hilft es ihm ja zu wissen, dass andere an ihn denken. Vielleicht hilft es seiner Konzentration – aber mehr auch nicht.

Und doch sagt Jesus: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Eine steile These. Hab ich dann zu wenig Glauben? Müsste ich nur vertrauen, und schon könnte ich wahre Wunder vollbringen? Sind wir dann vielleicht gar selber Schuld, wenn wir krank sind, weil wir einfach nur zu wenig vertrauen?

Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt, sagt Jesus. Ja, dieser Jesus hat immer wieder ziemlich steile Thesen in die Welt gesetzt. Bei manchen seiner Sätze muss man einfach gestehen: Für uns Menschen sind seine Ansprüche nicht erreichbar. Der vollkommene Mensch, den Jesus uns vor Augen geführt hat, der können wir nicht sein. Wir können nicht im tiefsten, vollen Vertrauen auf Gottes Gnade so leben, dass wir im Einklang mit allem sind. Wir können nicht jederzeit alles „gut“ machen. Wir können nicht anderen immer nur in Liebe und Respekt begegnen. So sind wir nicht. Jesus wird ja sogar regelrecht zornig darüber, dass wir Menschen das alles einfach nicht auf die Reihe kriegen: „O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen?“ - so schimpft er, bevor er den Jungen von seinem „Geist“ - wir würden heute natürlich sagen: Von seinen epileptischen Anfällen – heilt.

Wir Menschen sind nicht vollkommen. Wir können gar nicht so sein, wie Gott uns wollte. Wir leben in einer unvollkommenen Welt, sind verstrickt in Ungerechtigkeit, Unwahrheit, die Suche nach dem eigenen Vorteil. In Krankheit und, ja, in den Tod.

Heute/morgen ist unter anderem Welternährungstag. Wir wissen, wie gut es uns hier geht. Vielleicht haben Sie davon gehört: Allein von dem, was in Europa an unverdorbenen Nahrungsmitteln weggeworfen wird, könnte man den Hunger aller Menschen auf der Welt zweimal stillen. Heute ist auch unser Partnerschaftssonntag mit Brasilien. Vielleicht haben Sie schon davon gehört, wie schwer die Situation der Menschen dort ist. Vielleicht haben Sie schon von der segensreichen Arbeit der Kinderkrippe Bom Samaritano gehört, die Kindern einmal täglich ein warmes Essen gibt und außerdem eine Heimat, einen Grundstein für eine Ausbildung. Viele andere Straßenkinder in Brasilien haben das nicht.
Oder wenn wir auf die Weltwirtschaft sehen: Milliardenbeträge werden da im Moment hin- und her geschoben. Beträge, die wir uns gar nicht mehr vorstellen können, ich jedenfalls nicht. Hunderte von Milliarden werden in die Rettung von Banken gesteckt. Mag sein, dass das nötig ist. Aber: Gerade mal 6 Milliarden Dollar wären nötig, um allen Menschen eine Schulbildung zu ermöglichen. 9 Milliarden, damit alle sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen haben. Letzteres ist weniger, als die Europäer jedes Jahr für Eiscreme ausgeben.

Ja, unsere Welt ist krank. Unsere Welt ist ungerecht. Wir, die Menschheit als Ganzes, haben es nicht geschafft zu teilen. Zu vertrauen. Füreinander zu sorgen. Im Kleinen wie im Großen.

Darum können wir eigentlich nur eines: Darauf vertrauen, dass dieser liebende Gott uns annimmt, wie wir sind. Mit unseren Fehlern und Schwächen. Mit unseren Zweifeln und Ängsten. Mit unseren Krankheiten, Behinderungen und Gebrechen.

Gott ist es, der diese Verstrickung manchmal aufbricht. Der dem epileptischen Jungen ein normales Leben schenkt. Der dem Blinden neue Perspektiven zeigt. Der dem Lahmen neue Wege schenkt. Der die verkrümmte Frau wieder aufrichtet und sogar einen Toten wieder zum Leben erweckt. Aber: Warum diese Menschen damals – und nicht ich? Warum dürfen die Heilung erfahren und ich liege hier im Krankenhaus und weiß gar nicht, wie es weitergeht?

Liebe Gemeinde, wir werden wohl damit leben müssen, dass unsere Welt nicht vollkommen ist. Dass wir nicht vollkommen sind. Dass unsere Art zu leben Ungerechtigkeit hervorruft. Dass wir nicht in vollem Vertrauen auf Gott leben können. Aber wir können mit der Hoffnung leben, dass dieser liebende Gott, der damals heilend eingegriffen hat ins Leben dieser Menschen, dass dieser liebende Gott auch für uns eine Zukunft bereithält. Eines Tages. Dass er uns zu sich holt. In sein Reich, in dem es keine Krankheit, keine Schmerzen und auch keinen Tod gibt. Das jedenfalls hat uns Jesus versprochen.

Aber in der Zwischenzeit, bis es soweit ist, lassen Sie uns nicht einfach resignierend die Hände in den Schoß legen. Lassen Sie uns an dieser besseren, gerechteren, friedvolleren Welt arbeiten, wo wir es können. Auf der ganzen Welt sind heute Menschen gegen die Ungerechtigkeiten der Finanzmärkte auf die Straße gegangen und haben sich eingesetzt für mehr Gerechtigkeit in der Welt. Aber auch im Kleinen können wir vieles tun: Kranke besuchen. Mit unseren Mitteln heilen, was wir heilen können. Fair gehandelte Produkte unterstützen, wo es uns möglich ist. Oder einfach mal einem Jungen die Daumen drücken, weil es ihm gut tut.

Ich glaube, dass wir da noch viel bewegen können. Ein steiler Satz von Jesus ist es, den er hier gesagt hat. Aber er macht mir Mut: Alles ist möglich dem, der da glaubt.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Eine andere Welt ist möglich!

Durch den andauernden Bürgerkrieg haben sich bereits über die letzten Jahre Notlager um Mogadishu gebildet. Hier kommen täglich neue Flüchtlinge hinzu, die hier auf Nahrung und Wasser hoffen. (Foto: Diakonie Katastrophenhilfe)Ganz ehrlich: Bei allen Problemen, mit denen wir uns so herumschlagen – uns geht es doch wirklich ausgezeichnet. Kaum jemand in unserem Land weiß wirklich, was Hunger ist. Die Älteren, ja, die kennen das noch, aus der harten Zeit nach dem Krieg. Als viele Wohnungen zerstört waren, Familien auseinandergerissen, liebe Menschen tot oder vermisst. Und als es nichts zu Essen gab. Wassersuppe. Brotsuppe. Irgend etwas, was halbwegs essbar war, wurde damals gekocht und gegessen.

Doch selbst die, die die Zeit nach dem Krieg erlebt haben, können sich wohl kaum vorstellen, was im Moment in Ostafrika geschieht, speziell in Somalia, das nach 20 Jahren Bürgerkrieg völlig zerstört ist. Und nun kommt noch die große Dürre dazu, die praktisch die ganze Ernte zerstört hat. Ich möchte es auch gar nicht weiter ausmalen, wir können es uns, denke ich, vorstellen – oder eben doch nicht vorstellen, was da geschieht, denn da reicht alle Phantasie nicht aus.

Die Ampel zeigt blau

Predigt am Ostersonntag 
  Schweinfurt, St. Salvator, 4.4.10; Schonungen, 24.4.11
 
Liebe Gemeinde!

"Man erzählt sich, die Ampel vorm Domplatz in Mailand
stellte eines Tags all ihre Lichter auf blau.
Soll man gehn? Soll man stehn? Soll man fahrn oder warten?
Was soll blau nur bedeuten? Daraus wurde keiner schlau.

Dieses Blau war noch schöner als der Mailänder Himmel.
Wie die Tinte des Dichters für ein Frühlingsgedicht.
Wie ein Kirchenglasfenster, von der Sonne erleuchtet.
Lapislazuliblau mit etwas Wasser vermischt.

Doch die Leute verfluchten das Verkehrsministerium,
die Regierung, die UNO, überhaupt diese Welt.
Ein Verkehrspolizist blies die Pfeife und tobte.
Und ein andrer hat schnell ihren Strom abgestellt.

Doch bevor sie verlosch, dachte die blaue Ampel:
Ach ihr Armen, sicher hat euch noch keiner erzählt:
blau bedeutet: Die Straße ist jetzt frei in den Himmel.
Wenn ihr wollt, könnt ihr fliegen, falls der Mut euch nicht fehlt."
(Gerhard Schöne)

unverhoffte Freundlichkeit und sinnlose Schönheit

In letzter Zeit werde ich auf Facebook immer öfter zu sehr seltsamen Aktionen eingeladen. „Lasst uns mal probieren, ob wir den Facebook-Server in die Knie zwingen können, wenn wir uns alle gleichzeitig anmelden“ (Ja klar, 2000 Anmeldungen sind natürlich ein großes Problem für einen Server, der 600 Millionen Benutzer verwaltet) Oder: „Lasst uns alle gleichzeitig bei McDonalds einen Burger bestellen, mal sehen, wie viele die schaffen“. Gut, da hat wenigstens McDonalds was davon. Die neueste: „Lasst uns alle an einem bestimmten Tag krank feiern, mal sehen, welche Auswirkungen das auf Deutschland hat“. Da sage ich jetzt mal lieber gar nichts dazu.

Was mich ärgert ist die Zielrichtung all dieser Aktionen. Irgendwie geht es immer darum, etwas kaputt zu machen. Zu stören. Zu sehen, wie viel Verwirrung oder Schaden wir anrichten können. Gut, macht nur, wenn ihr meint, dass es das wert ist. Aber warum dreht ihr die Sache nicht einfach um? Warum schließt ihr euch nicht zusammen, um zu sehen, wie wir die Welt ein bisschen schöner machen können?

Recht und Gerechtigkeit

Predigt am Sonntag Estomihi 2011

Schonungen, 6.3.11

Text:Am 5, 21-24*
Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. 22 Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. 23 Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören! 24 Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

Liebe Gemeinde!
Faschingssonntag ist heute. Vielleicht haben Sie heute was Lustiges erwartet. Eine gereimte Predigt oder so was. Aber – ich muss Sie enttäuschen. Ganz im Gegenteil. Heute erwartet Sie eine Strafpredigt. Und das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass der Fasching vielleicht irgendwie anstößig wäre oder sonstwas. Nein, die Kritik des Amos geht viel tiefer. Da geht es nicht darum, ob wir mal ein paar Tage ein bisschen über die Stränge schlagen. Er sagt: Euer ganzes Leben wird den Ansprüchen Gottes nicht gerecht!

Die Schneekatastrophe ist da.

Seit Tagen warnen die Wetterexperten vor dem Schneechaos in Deutschland. Nun ist es da. Geschlagene neun Zentimeter habe ich heute vor meiner Haustür gemessen. Ja, und auch mein Stadtbus hatte unverschämte vier Minuten Verspätung. Gut, dass ich mich entsprechend warm angezogen habe, sonst wäre ich vermutlich in der Zwischenzeit erfroren.

Nein, mal ganz ernsthaft: Ich weiß natürlich, dass Schweinfurt jetzt nicht so wirklich die Schnee-Ecke Deutschlands ist. Ohne Frage ist es anderswo schlimmer. Und ohne Frage ist es tragisch, ja katastrophal, wenn Menschen zu Schaden oder gar ums Leben kommen.

Trotzdem sehe ich die Berichterstattung über den Winter mit großer Sorge. Denn ich kann solche „Katastrophenmeldungen“ irgendwann einfach nicht mehr ernst nehmen. Wegen zehn Zentimetern fällt nun also in ganzen Landkreisen die Schule aus – in Schweinfurt nicht. Ich kann's verstehen in Schonungen: Da liegt die Schule ganz oben am Berg, möglicherweise kommen die Schulbusse gar nicht hoch. Dort fällt der Unterricht heute tatsächlich aus. Aber sonst?

Leute, wir haben Winter. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich als Kind in Mittelfranken oft so bis zu 30 Zentimeter Schnee gemessen. Und nie ist die Schule ausgefallen. 

Wir haben Winter. Haben wir uns in den letzten Jahrzehnten einfach zu weit von der Vorstellung entfernt, dass wir eben nicht alles im Griff haben? Die Räumdienste kommen nicht nach, also wird auf die Räumdienste geschimpft statt einfach mal Verständnis zu haben, dass die nicht überall sein können. Die Straßen sind glatt, trotzdem fahren manche, als wäre die Straße trocken wie im Hochsommer.

Unsere Kinder müssen maximal 20 Minuten auf den Schulbus warten, dann dürfen sie wieder heim. @Pfarrerb schrieb vorhin auf Twitter: „bei mir waren es vor 45 Jahren 60 Minuten auf den Bus warten!“

Ich möchte jetzt nicht diese gute alte Diskussion anzetteln von wegen, früher war der Schnee besser und sowieso die gute alte Zeit. Aber ich frage mich: Sind wir zu verweichlicht? Sind wir zu sehr eingepackt in Airbags, Sicherheitsvorschriften, Rücksichtnahme auf Befindlichkeiten, als dass wir das überhaupt noch wahrnehmen können: Die Natur hat uns im Griff. Nicht umgekehrt.

Es ist Winter, Leute. Das ist keine Katastrophe. Das ist normal. Richtet euch doch einfach drauf ein.

Die wirklichen Katastrophen, die sind nämlich ganz woanders. Die wirklichen Katastrophen:

  • Dass in unserem reichen Land Menschen vor Kälte sterben
  • Dass bei uns so viele Kinder unter der Armutsgrenze leben
  • Dass weltweit alle paar Sekunden ein Kind an Hunger oder den Folgen von Unterernährung stirbt

Vielleicht könnte da mal jemand einen Räumdienst vorbeischicken. Damit diese Katastrophen beseitigt werden.

Danke und einen schönen Winter.

 

Es ist genug für alle da.

Es ist genug für alle da. So lautet seit einigen Jahren das Motto der Aktionen von "Brot für die Welt". Ja, davon bin ich überzeugt: Unsere Welt ist gut eingerichtet. Alle könnten satt werden. Nur wir habens ziemlich vermasselt. Da nehme ich mich gar nicht raus. Gerade wir hier in der westlichen Welt leben meistens doch ziemlich bequem und vor allem satt.

Doch unser Wohlstand, unsere Bequemlichkeit sind auf dem Rücken anderer entstanden. Die Nahrung für die Tiere, die wir essen, wird auf Ackerflächen angebaut, die dringend für die Ernährung der eigenen Bevölkerung notwendig wäre. Billigprodukte - egal ob Kaffee, Kleidung pder Spielzeug - halten Löhne und Arbeitsbedingungen niedrig. Und unter der Ausbeutung in der Kolonialzeit leiden ganze Kontinente noch heute.

Was hilft dagegen? Ich denke: Keine kurzfristigen Aktionen. So schön und wichtig Weihnachtspaketaktionen und ähnliches sind: Wir müssen kontinuierlich am Aufbau einer gerechteren Welt arbeiten.