Predigt zum Schulanfangsgottesdienst der Landwirtschaftsschule: Unterwegs im Auftrag des Herrn

Predigt zum Schulanfangsgottesdienst der Landwirtschaftsschule
Schweinfurt, 22.10.2018

 

Liebe Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftsschule, liebe Lehrerinnen und Lehrer!

Endlich mal soll es wieder so was wie ein bisschen Regen geben. Endlich mal wird es ein bisschen kühler. Was war das für ein Sommer! Seit Monaten, eigentlich das ganze Jahr schon, ist es bei weitem zu trocken. Wenn ich die Grafiken beim Dürremonitor Deutschland anschaue, dann ist da halb Deutschland dunkelrot eingefärbt – außergewöhnliche Dürre. Vor einem Jahr wusste ich noch nicht mal, dass es diesen Dürremonitor gibt – jetzt gehen die Grafiken auf Facebook rum, weil sich nun nicht nur die Landwirte Sorgen machen. 

Bei Mais, Zucker, Getreide und fast überall haben Sie es bei der Ernte deutlich gespürt, dieses ungewöhnlich trockene Jahr. Ist das nun ein Jahrhundert-Ausnahmejahr? Oder werden wir das in Zukunft immer öfter so erleben? Worauf sollen Sie sich einstellen? Was können Sie planen, was nicht?

Dazu kommt ja, dass es durchaus auch mal regnet zwischendurch – aber dann so sturzbachmäßig, dass es den Boden auch nicht durchfeuchtet, sondern eher schon mitreißt. Wie können Sie Ihre Böden schützen? Wie können Sie den Boden erhalten, von dem Sie – und letztlich wir alle – doch leben?

Und dann gibt es da ja noch einflussreiche Politiker, die völlig abstreiten, dass es einen Klimawandel gibt oder wahlweise, dass wir Menschen irgendwas damit zu tun haben. Also, einen solchen Politiker insbesondere, aber auch bei uns eine ganze Partei, die meint, wir könnten so weitermachen wie immer.
Und während wir darüber diskutieren, ob wir überhaupt was machen sollen und wenn ja, was, steigt die Erdtemperatur und der Wasserspiegel, geht die Grundlage Ihrer Arbeit und damit unserer Ernährung kaputt. 

Was Sie in diesem neuen Semester behandeln werden, wird sich vermutlich in manchen Punkten deutlich unterscheiden von dem, was noch vor zehn Jahren behandelt wurde. Auf einmal geht es darum, wie Sie den Boden schützen können. Und natürlich darum, wie Sie überhaupt noch investieren können, wenn Sie gar nicht wissen, wie einerseits die Natur, andererseits aber auch die politischen Rahmenbedingungen in wenigen Jahren aussehen werden.

Ich kann mir vorstellen, dass das ziemlich frustrierend ist für Sie. Herr Lang erzählte mir, dass auch die Tierhaltung in der letzten Zeit massiv zurückgegangen ist – vor allem, weil einfach völlig unklar ist, was da an neuen Regelungen auf Sie zukommt. Wie soll das weitergehen?

Wir alle haben einen Auftrag. Nicht nur Sie, aber Sie stehen da an ganz exponierter Stelle. Ich möchte heute wieder mal auf die Schöpfungsgeschichte zurückgreifen. Wobei ich mich gar nicht auf die Diskussion einlassen will, ob die wörtlich zu nehmen ist – für mich ist sie eine „Urgeschichte“, die in Worten und Vorstellungen der damaligen Zeit sehr viel über Urerfahrungen des Menschen ausdrückt, und kein historischer Bericht. Und sie sagt etwas darüber aus, was der Auftrag des Menschen ist. In der zweiten Schöpfungserzählung – der mit Adam und Eva, es gibt ja auch noch die mit den sieben Tagen – heißt es:

Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. 
1. Mose 2, 15

Das ist genau Ihr Auftrag. Aber eben nicht nur Ihrer, sondern unser aller Auftrag: Die Erde bebauen – klar, das machen jetzt eher Sie als ich – und sie bewahren. Wie kann das aussehen, dieses Bewahren? Welche Anbaumethoden, welche Zuchtmethoden dienen diesem Ziel – die Erde zu bewahren? Darüber werden Sie in diesem Semester sicher wieder viel lernen und auch diskutieren. Es ist Ihr Auftrag.

Vermutlich sind Sie zu jung, um den Film „Blues Brothers“ noch wirklich zu kennen. Ein absoluter Kultfilm, Die absolute Kurzfassung ist, dass zwei entlassene Häftlinge versuchen, ehrlich 5000 Dollar aufzutreiben, um das kirchliche Waisenhaus zu retten, in dem sie aufgewachsen sind. Und überall, wo sie hinkommen, sagen Sie: Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs. 

Mein Frau hat mir mal einen Kennzeichenhalter fürs Auto geschenkt, da steht das drauf: Unterwegs im Auftrag des Herrn. Kann ich Ihnen jetzt gar nicht zeigen, denn ich bin heute im Auftrag des Herrn mit dem Bus da, auch wenn‘s etwas umständlicher ist. Aber vielleicht hilft es Ihnen zu sagen: Wir sind unterwegs im Auftrag des Herrn. Wir bebauen die Erde nicht nur – wir versuchen, sie zu bewahren. Dort, wo wir sind, mit den begrenzten Möglichkeiten, die wir haben. Wir sind unterwegs im Auftrag des Herrn.

Wir bebauen die Erde nicht nur, wir versuchen, sie zu bewahren. Gott segne Sie bei Ihrer Arbeit und helfe Ihnen, in diesem Semester die Wege zu finden, die für Sie und für diese Erde gut sind. Wege, die helfen, die Erde zu bewahren. Sie sind unterwegs im Auftrag des Herrn.

Amen.