Predigt beim Motorradgottesdienst: Abgefahren!
ökumenischer Motorradgottesdienst zum Ende der Saison
am 26.10.2025 in St. Michael Schweinfurt
Predigttext: Evangelium: Lukas 17, 11-19
11Auf seinem Weg nach Jerusalem zog Jesus
auch durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa.
12Er kam in ein Dorf.
Dort begegneten ihm zehn Männer,
die an Aussatz erkrankt waren.
Sie blieben in einiger Entfernung stehen
13und riefen laut:
»Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!«
14Jesus sah sie an und sagte zu ihnen:
»Geht und zeigt euch den Priestern!«
Noch während sie unterwegs waren,
wurden sie geheilt und rein.
15Einer von ihnen kehrte wieder zurück,
als er merkte, dass er geheilt war.
Er lobte Gott mit lauter Stimme,
16warf sich vor Jesus zu Boden und dankte ihm.
Und dieser Mann war ein Samariter!
17Da fragte Jesus ihn:
»Sind nicht zehn Männer rein geworden?
Wo sind denn die anderen neun?
18Ist sonst keiner zurückgekommen,
um Gott die Ehre zu geben –
nur dieser Fremde hier?«
19Und Jesus sagte zu ihm:
»Steh auf, du kannst gehen!
Dein Glaube hat dich gerettet.«
Lieber Michael, da hast du dir ja ein ganz schön abgefahrenes Thema ausgedacht, Hut ab, ich mag so Wortspiele total gerne!
Danke, das freut mich!
„Abgefahren – das kann man ja auf viele Arten sagen. Wenn’s um Motorräder geht, heißt es meistens: Die Saison ist rum. Aber wenn’s um den Glauben geht, heißt es vielleicht: Da ist was passiert, was mich bewegt hat. Gut oder schlecht, jedenfalls: Abgefahren.
Wir sind vermutlich alle viele Straßen abgefahren in diesem Sommer und haben abgefahrene Dinge erlebt. Ihr habt euch gerade gegenseitig davon erzählt. Wahrscheinlich war da viel Schönes dabei, aber auch manche weniger schöne Situation. Aber jetzt will ich erst mal auf das Schöne schauen. Hast du denn was besonders Schönes erlebt in diesem Jahr?
(Michael erzählt)
Also, bei mir war es natürlich, dass unsere älteste Tochter geheiratet hat. In Holland. Eine wunderschöne, fröhliche Feier, und Deutsch, Englisch und Niederländisch gingen komplett durcheinander bei den Gästen.
Die zehn Aussätzigen in unserem Evangelium, die hätten ja auch was richtig Abgefahrenes zu berichten gehabt. Aussatz war ja damals richtig schlimm. Praktisch immer tödlich. Und alle hielten Abstand, weil sie sich vor Ansteckung fürchteten.
Ja, darum ja auch „Aussatz“, die wurden quasi ausgesetzt. Heute sagen wir Lepra dazu und können sie heilen, aber schlimm ist die Krankheit immer noch. Jedenfalls – diese zehn haben wirklich was Abgefahrenes erlebt. Ein richtig großes Wunder. Sie wurden geheilt!
Und das ist ja auch so ein abgefahrener Moment: Da geht’s nicht nur um ein paar Kilometer mehr auf dem Tacho. Das ist ein kompletter Neustart. Wieder neu mitten rein ins Leben, das eigentlich schon vorbei schien.
Da sollte man doch wirklich meinen, dass sie alle nochmal zurückkommen, um sich zu bedanken. Alle zehn haben quasi ein neues Leben geschenkt bekommen. Aber nur einer von den zehn ist zu Jesus gegangen und hat danke gesagt.
Na, da wird Gott den anderen neun aber bestimmt wieder die Lepra geschickt haben. Undankbares Volk!
Nein, das glaub ich nicht.
Nein? Wäre aber wirklich gerecht.
Aber Gott ist so nicht. Gott ist großzügiger als wir das für gerecht halten würden.
Wow. Vielleicht würde uns das ja auch im Verkehr manchmal helfen, so zu sein: Großzügiger sein. Bremsen für den, der mir die Vorfahrt genommen hat, und noch freundlich winken.
Jetzt übertreib mal nicht. Da ärger ich mich schon.
Aber genau das ist es doch, was Gott hier macht. Die neun, die nehmen ihm sozusagen die Vorfahrt, sie achten nur auf sich selbst.
Aber Gott winkt ihnen trotzdem freundlich hinterher, schenkt ihnen ein ganz neues Leben.
Ja, irgendwie stimmt das schon, auch wenn ich zugeben muss: So richtig gefällt es mir nicht. Ich finde: Dankbarsein, das ist auch etwas, was das Leben besser und schöner macht.
Ja klar! Manchmal gibt’s aber auch Phasen, da ist das schwer mit dem Dankbarsein. Weil jemand schwer krank ist, vielleicht sogar ich selbst. Oder weil jemand gar nicht mehr da ist und mir fehlt. Oder auch einfach, weil mir etwas nicht gelungen ist, was mir wichtig war. Ach, es gibt so vieles, was einem die Dankbarkeit verleiden kann.
Ja, natürlich. Und trotzdem ist es wichtig, nicht beim Jammern stehen zu bleiben. Sondern immer das Gute zu suchen und zu entdecken.
Wir hatten letzten Sonntag im MehrWegGottesdienst das Thema „Gott sei Dank“ und haben da ein Dankbarkeits-Thermometer aufgestellt. Da durften sich alle mit einem Klebepunkt verewigen, wie dankbar sie gerade sind. Und ich war ziemlich erstaunt, wie weit oben sich die Leute eingeordnet haben!
Dankbar sein: Das ist doch ein gutes Mindset. Immer das Schöne und Gute suchen – und sich an Gott zu wenden und ihm dafür zu danken.
Ziemlich abgefahrene Idee in einer Zeit, in der so viele Menschen nur jammern und miese Laune verbreiten. Mir gefällt das sehr!
Vielleicht ist das ja das Abgefahrenste überhaupt: Dass Gott nicht nur auf unsere Dankbarkeit wartet, sondern uns immer wieder losschickt – auf neue Wege.
Dankbar, ja – aber auch neugierig auf das, was kommt. Vielleicht ist das die schönste Art, „abzufahren“ – mit Gott im Rücken und offenem Visier nach vorn.
Danke Gott!
Amen.



