Predigt beim Motorradgottesdienst: Mit der Natur

Tja, Ulli, das haben wir ja ziemlich blöd angefangen mit unserem Thema für den Motorradgottesdienst diesmal, oder?

Warum? „Mit der Natur“ - das ist doch ein Thema, das alle im Augenblick beschäftigt. Der Klimawandel und unser Beitrag dazu.

Ja klar. Aber jetzt überleg mal. Motorräder. Womit fahren die?

Na ja, jedenfalls normalerweise eher nicht mit Diesel.

Stimmt auch wieder. Aber Abgase verursachen sie trotzdem. Ist doch ein ziemlicher Spagat: Auf der einen Seite nachdenken über unsere wunderschöne und so bedrohte Natur – und auf der anderen Seite einen Gottesdienst mit Motorrädern zu feiern. Mir hat schon jemand gesagt: „Wenn ihr euer Engagement für Klimaschutz ernst nehmt, dann sagt ihr eure Motorradgottesdienste alle ab.“

Ach komm, jetzt mach aber mal halblang! Schließlich ist so ein Motorrad immer noch umweltfreundlicher als die meisten Autos.
Eben. Das stimmt ja auch. Aber es zeigt, wie schwierig das alles ist. Ich möchte überhaupt niemandem den Spaß am Fahren verbieten. Im Gegenteil. Ich höre immer wieder in Gesprächen, was ja schon am Anfang unseres Gottesdienstes angeklungen ist: Wie sehr die Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer die Natur genießen.

„Mit der Natur“. Eben. Wer nicht rausgeht oder rausfährt in die Natur – der weiß doch gar nicht viel davon, wie schön unsere Welt sein kann.
Genau. Der weiß gar nicht, was das für ein wunderbarer und doch so großer Auftrag ist, den Gott in der Erzählung von der Schöpfung der Welt dem Menschen gegeben hat: Die Erde zu bebauen und zu bewahren.

Das allerdings scheinen wir ja gerade ziemlich zu vermurksen mit dem Bewahren der Erde. 

Ja, so schaut es aus. Ich hoffe aber immer noch, dass wir das hinbekommen. Das ist eine riesengroße Aufgabe und ich glaube, wir machen uns noch gar keine Vorstellungen davon, wie groß das wird.

Zum Glück müssen wir die Welt aber ja nicht alleine retten.

Klar, es gibt auch noch unsere Partnerkirche in Papua Neuguinea. Die stoßen zehnmal weniger CO2 aus als wir hier. 

Nein, die meine ich nicht. Hör mal, Herr Pfarrer, hast du noch nie was davon gehört, dass Jesus der Retter der Welt ist?

Ach so. Den meinst du. Ja, natürlich. Aber ob der wirklich für uns das Klima rettet?

Er rettet vielleicht nicht das Klima. Aber er ist bei uns und gibt uns Mut.

Das ist sogar mein Taufspruch. Jesus sagt: „Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt“. Und wenn ich darauf vertraue, dann kann mir nichts mehr wirklich Angst machen.

Und dabei geht‘s ja nicht nur um den Klimawandel. So viele Situationen, die uns den Mut und die Zuversicht rauben. Vielleicht habt ihr einen Menschen verloren, der euch nahestand – nachher werden wir wieder Kerzen anzünden für diese Menschen.

Vielleicht bedrückt euch etwas. Eine Krankheit, die nicht oder nur schwer heilbar ist. Probleme in der Partnerschaft. Geldsorgen.

Jesus ist der Retter der Welt, hab ich gerade gesagt. Aber: Er macht das anders, als wir uns das wünschen würden. Er nimmt diese Probleme nicht einfach weg. Sondern er sagt: „Ich bin bei euch!“

Das ist leider manchmal schwer zu glauben. So ungefähr, wie man sich in einer regnerischen, kalten Nacht irgendwo im Wald kaum vorstellen kann, dass es auch Tage gibt, an denen die Sonne so knallheiß scheint, dass man sich am liebsten im Schatten verkriechen will. Aber Jesus sagt: Ich bin bei dir. An den kalten und regnerischen Tagen, an den Glatteis-Tagen und an den sonnigen Tagen.

Alle Tage.

Bis an der Welt Ende.

Vertrau darauf. Hör nicht auf, daran zu glauben.

Don‘t stop believing.