Predigt zu Weihnachten: Freudenboten? Ach was.

Text: Jes 52, 7-10
7Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König! 8Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.
9Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. 10Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

Freudenboten.

Die Heil verkünden.

Ach was.

Könnten wir auch mal gebrauchen.

Wär doch eigentlich schön, Gott.

Komm doch her, heile uns.

Hier ist alles kaputt.

Die Menschen sterben.

Hunderte jeden Tag.

Und andere meinen, das sei nicht so schlimm,

Hauptsache, die Läden würden wieder aufmachen,

und sie dürften wieder feiern gehn.

Die Wirtschaft geht den Bach runter.

Und wenn sie sich doch wieder erholt, ist das auch nicht gut,

denn dann geht das ganze Weltklima den Bach runter.

Und immer noch sterben Menschen in unnützen Kriegen.

Immer noch sind Millionen auf der Flucht.

Immer noch werden Kinder in Flüchtlingslagern von Ratten angebissen.

Immer noch ersaufen Menschen jämmerlich im Meer, die doch nur einen Weg zum Überleben gesucht hatten.

Immer noch erfrieren Menschen irgendwo da draußen auf unseren Straßen.

Ohne Dach über dem Kopf.

Immer noch hetzen die einen gegen die anderen,
weil sie anders aussehen, einen anderen Glauben haben, anders reden als wir.

Freudenboten?

Die Heil verkünden?

Ach was.

Könnten wir auch mal gebrauchen.

Wär doch eigentlich schön, Gott.

Schick doch mal vorbei.

Am besten mit der Post.

Ach nee, Paketdienste sind auch überlastet.

Keine gute Idee.

Diese ganze ach so schöne Welt

liegt in Trümmern.

Sicherheit, die wir hatten, zählt nicht mehr.

Selbst die Schulen schließen,

hätte nie gedacht,

dass wir das mal erleben.

Und dieses Weihnachtsfest – was bleibt?

Liebe Menschen, nur im Videocall oder am Telefon.

Kleine Gruppen zu Hause statt großer Familienfeste.

Viele, nicht nur alte, allein zuhaus.

Einsam unterm Weihnachtsbaum.

Diese ganze ach so schöne Welt

liegt in Trümmern.

Und dabei geht’s uns noch gut,

hier in unserem Land.

 

Das ist doch eine Zumutung, was der Prophet hier schreibt:

Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.

In Trümmern liegt unser Leben, ja. Und jetzt sollen wir fröhlich sein? Gott, du willst uns trösten und erlösen?

Mach mal, bitte.

Aber schnell, wenn’s geht.

Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.

Wie könnte ich fröhlich sein in diesen Tagen?

Wie könnte ich mich freuen in dieser Zeit der Not?

Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.

Ich schaue zur Krippe.

Ich seh das kleine Kind.

Von Hoffnung erzählt uns die Geschichte.

Von Hoffnung und Frieden und Licht

die ausgehen von einer kaputten Welt

obdachlos im Stall

ohne Besitztümer

in der Fremde.

Stinkende, verachtete Hirten

kommen zu Besuch.

Und werden – zu Freudenboten.

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen.

Fürchtet euch nicht, so haben die Engel gerufen.

Und „Friede auf Erden“.

Und die Hirten tragen’s weiter.

Die frohe Botschaft

in einer dunklen, traurigen, kaputten Welt.

Es wird nicht dunkel bleiben, nicht für immer.

Das Licht ist da.

Es wirkt.

Im Kleinen,

im Verborgenen,

in mir,

in dir.

Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.

Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden, verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden, wenn er dem Kinde glaubt.

Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden, das aller Zeiten Lauf
Von Anfang an verkündet, seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah.

Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr.
Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.

Text: Jochen Klepper 1938
Melodie: Johannes Petzold 1939

Orgel: Emil Heinemann