Kirchgeld 2012

Dieser Brief wird im Mai 2012 verschickt.

Liebe Gemeindeglieder!

Die Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt bittet Sie heute wieder um Ihr Kirchgeld.

Das Kirchgeld ist zwar ein Teil der Kirchensteuer, wird aber extra erhoben und kommt ausschließlich den Gemeinden vor Ort zugute. Hier kommt Ihr Geld wirklich an! Mit Ihrem Beitrag können wir unsere Arbeit ausbauen, Bestehendes unterstützen, Neues angehen, Gemeindeleben und Gemeinschaft aufbauen.

Ein großer Teil Ihrer Beiträge fließt in die Unterstützung unserer Kindertagesstätten und die Förderung der Jugendarbeit im CVJM und in den Gemeinden. Die Citykirche wendet sich mit Ihrer Unterstützung an Menschen, die sonst mit Kirche nicht so viel zu tun haben. Angebote für Senioren gibt es in fast jeder Kirchengemeinde. Ob alt oder jung: Bei uns können Sie Gemeinschaft erleben und selbst ein Teil davon sein.

Für unsere Arbeit benötigen wir natürlich auch geeignete Räume. Bauliche Maßnahmen übersteigen schnell die finanziellen Möglichkeiten einer einzelnen Gemeinde. Ob Sanierung der Auferstehungskirche (mit Aufzug für Gehbehinderte), Sanierung der Gemeinderäume von Gustav-Adolf oder moderne, energiesparende Heizungen in St. Lukas und Bergrheinfeld: Ihr Beitrag ist wichtig. Sie haben im letzten Jahr vieles bewegt und manches erst möglich gemacht. Für diese Unterstützung danke ich Ihnen ganz herzlich!

Helfen Sie uns, auch in Zukunft Gemeinschaft erlebbar zu machen:
Durch Ihr Kirchgeld 2012.

Karfreitagstanz

Ich mag gar nicht auf Twitter gehen heute. Mir scheint fast, dass es für viele Menschen nichts Wichtigeres zu geben scheint, als 366 Tage im Jahr Tanzen gehen zu dürfen. Eine Woge von Gehässigkeit wogt durch Twitter, über diese rückständige Kirche, die es einem nicht erlaube, an diesem Tag zu tanzen. Wo bleibe denn da die Toleranz und überhaupt.

Zunächst einmal ganz klar die Feststellung: „Die Kirche“ kann nicht allzu viel dafür. Der Karfreitag ist ein kirchlicher Feiertag, natürlich. Das Gesetz aber hat der Staat erlassen; genauer gesagt, die einzelnen Bundesländer. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Auslegungen dessen, was am Karfreitag erlaubt ist und was nicht. Wikipedia liefert da eine ganz gute Übersicht. Auch staatliche Feiertage, insbesondere der Volkstrauertag, werden vom Tanzverbot geschützt.

es kann an mit grenzender wahrscheinlichkeit

Nun schon die dritte Ausgabe der merkwürdigen Suchbegriffe, die auf unsere Citykirche-Website führten. Viel Spaß dabei!

(zu Teil 1: "Wir müssen Hasi retten" und Teil 2: "Gut dass es die Pfarre gibt")

monty python schöpfung

Die haben zwar viele tolle Sachen gemacht, aber dafür war dann doch jemand anderes zuständig

verrückte idee
v errückte kirche ideen

Ach ja... irgendwie sind Sie da schon richtig bei uns. ;-)

Wagenkirche mit Bischof 3: Soziale Frage und Ökumene

Ja, Herr Bischof, jetzt sind sie schon eine gute Stunde mit einer halb evangelischen Kirche unterwegs. Ist das für sie so was wie eine Bußübung?

Bischof…

Wir beide spinnen ja ein bisschen. Wir verstehen das auch als Ausgleich für manche theologischen Spinnereien. Wünschen sie sich manchmal mehr Mut in der Ökumene?

Bischof…

Wir stehen jetzt hier vor dem Hugendubel, weiter vorne ist die Vogelbuchhandlung, am Anfang standen wir bei Collibri. Quizfrage: Welches der drei folgenden Bücher kennen Sie? Mathias Mattussek/ Das katholische Abenteuer;
Tilmann Haberer/ Gott 9.0 Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird
Roland Breitenbach/ Der kleine Bischof
Welches haben sie gelesen?

Was würden sie einem, der sucht, als Lektüre empfehlen? Oder sollte der was anderes machen?

Jetzt stehen wir hier vor dem dritten oder gar vierten Cafe. In Würzburg gibt es einen Pfarrer, der jede Woche mindestens eine Stunde in das Stehcafe der Bäckerei gegenüber geht und einen Cafe trinkt und für die Leute da ist. Sollte man Pfarrern nicht mindestens eine Stunde Aufenthalt und Gespräch in einem Cafe wöchentlich verordnen? Weil Cafe können die meisten ja trinken, aber meistens in irgendwelchen Konferenzen und Sitzungen.

Bischof…

Die Quizfrage: Welcher bekannte Schweinfurter wird noch heute mit dem Begriff Papa verbunden?

 

Wagenkirche mit Bischof 2: Sonntagsarbeit, Schlachtschüssel, Schnüdel

Ja, herzlich willkommen zur Wagenkirche in der Spitalgasse. Wir begrüßen auch alle Leute in den Kaffees, die sich`s gut gehen lassen. Heute begrüßen wir Bischof Friedhelm Hofmann, den Würzburger Bischof, der Schweinfurt besucht.

Sie kontrollieren uns nicht. Oder?

Bischof…

Jetzt hat ja die katholische wie die evangelische Kirche unter anderem das Problem, dass immer weniger Leute in die Kirche gehen, aber immer mehr Menschen auf andere Weise Gott suchen. Glauben sie, dass die Menschen am Sonntag in Schweinfurt Gott finden können?

Bischof…

Na, ja, ob das die Menschen, die am Sonntag zum verkaufsoffenen Sonntag kommen, auch auf dem Schirm haben. Wie stehen sie denn zum Thema verkaufsoffener Sonntag.

Bischof…

Haben Sie schon mal Lust verspürt, eine Tempelreinigung in so einem Tempel des Konsums zu machen, so wie Jesus damals.

Bischof…


Alle: Wir laden jetzt alle Menschen ein, neben den offenen Geschäften auch die offenen Kirchen zu nutzen. Ein wenig auszuruhen, mitzufeiern und vielleicht wieder etwas zu spüren von dem Gott, der mit den Menschen ist.


Jetzt wieder unsere Quizfrage: Was ist in Schweinfurt mit dem Begriff „Schnüdel“ gemeint?

Gespräch…

 

 

 

Wagenkirche mit Bischof 1: Fischmarkt und Frohsinn...

Mensch Heiko, jetzt bist du platt. Der Würzburger Bischof geht mit der Wagenkirche. Gesegnet ham mer sie ja scho. Aber des iss heut schon was besonderes.

Genau. Aber jetzt begrüßen wir ihn erst einmal ordentlich. Wie sagt man bei Euch. Exzellenz, Eminenz, Hochwürden, … oder einfach Herr Bischof.

Na ja, des letzte passt gut.

Beide: Also. Herzlich wollkommen, Herr Bischof bei, nicht in der Wagenkirche. In der Wagenkirche bekämen sie Platzangst. Wir begrüßen sie bei der kleinsten, der schrägsten und wahrscheinlich auch der lustigsten Kirche weit und breit.

Herr Bischof, so ein Zug durch die Gemeinde macht ihnen ja nichts aus. Sie sind ja zugerfahren, oder?

… Wenn er´s kirchlich versteht, haken wir nach: Wir meinen den Zuch in Kölle.

…Wenn er schon mal mitgefahren ist: Ham sie da gepredigt oder nur Kammelle ausgeworfen?

Naja, bei uns gibt’s auch manchmal Kamelle oder Gurkenscheiben oder Schokolade. Da ham wir uns bei der Menge verschätzt, deshalb haben bis zur letzten Woche die Kinder etwas bekommen, damit die Adventskalender wegkommen.

Aber wir möchten den Leuten natürlich immer auch einen guten Gedanken mitgeben. Was möchten sie denn den Leuten in Schweinfurt fürs Wochenende mitgeben.

Bischof…

Danke, jetzt ham wir die erste Station schon fast geschafft. Ist Kirche, die so schräg herkommt, in ihren Augen eigentlich in Ordnung.

Bischof…

Am Ende jeder Station müssen sie eine Quizfrage zu Schweinfurt beantworten:
Wie heisst die berühmte Schweinfurter kulinarische Spezialität?

Vielleicht will jemand dem Bischof oder uns oder dem Sekretär, oder den ganzen Mitläufern, die hoffentlich noch zu Mitziehern werden, was sagen.

Danke! Ich darf.

Ansprache beim MehrWegGottesdienst „Danke! Ich darf“ - Schweinfurt, 18.3.2012

Eigentlich dachte ich ja, wir hätten uns diesmal zur Abwechslung ein einfacheres Thema rausgesucht. Aber wie unser Team so ist: Wir haben so viele Aspekte besprochen, so viele Gedanken dazu gehabt, dass wir in diesem Gottesdienst wieder nur einen klitzekleinen Ausschnitt unterbringen konnten. Schon allein dieser Titel. Der besteht aus drei Wörtern. Jedes davon wäre für sich ja schon ein eigenes Thema: Danke. Was heißt das eigentlich, dankbar zu leben? Wo macht sich das bemerkbar. Dann „Ich“. Wer bin ich eigentlich? Was macht mich aus? Was kann ich, was sind meine Träume und Sehnsüchte? Und natürlich „darf“. Darf ich wirklich alles? Ist alles erlaubt? Wo sind die Grenzen? Und wenn ich weiß, was ich kann und was ich will: Muss ich das wirklich alles leben, oder habe ich auch die Freiheit, eine Begabung einfach brach liegen zu lassen, weil mir andere Dinge wichtiger sind?
Wir haben im Team wirklich darüber diskutiert, ob nicht die nächsten drei MehrWegGottesdienste alle „Danke! Ich darf“ heißen sollen, und wir jedes Mal einen der Aspekte intensiv betrachten. Und dann im vierten MehrWegGottesdienst in diesem Jahr den Punkt am Ende.

Haben wir dann aber doch nicht gemacht – und uns die Freiheit genommen, einfach vieles wegzulassen. Uns auf ein paar Dinge zu konzentrieren. Viel „Ich“ war da heute dabei, weil wir glauben: Das ist erst einmal eine zentrale Voraussetzung dafür, das „Dürfen“ überhaupt annehmen zu können. Erst einmal muss ich tatsächlich wissen, wer ich bin. Was ich kann. Was ich will. Denn sonst macht Freiheit nur Angst. „Hier, du darfst alles tun und lassen, was du willst!“ - das kann nämlich auch eine fürchterliche Überforderung sein. So völlig ohne Halt, ohne Leitlinien, in die endlose Weite gestellt zu werden. Wir können heute viel mehr unserer Wünsche verwirklichen als früher. Aber das hat unser Leben auch viel komplizierter gemacht. Ich sage immer als Beispiel: Geh in den Supermarkt und kauf Kekse. Da gab's vor 50 Jahren vermutlich eine Sorte mit und eine ohne Schokolade. Heute ist man eine halbe Stunde damit beschäftigt, das Angebot zu sichten. Und kann nie sicher sein, ob man auch wirklich das beste rausgesucht hat, und das auch noch zum günstigsten Preis.

Bei den Keksen ist es nicht so schlimm, denke ich. Aber es trifft ja auf ganz viele Bereiche zu. Die Berufswahl, die Partnerwahl. Kinder ja oder nein. Eine gefährliche Operation ja oder nein. Freiheit ist anstrengend.

Ich denke, das ist auch der Grund, warum extremistische Gruppierungen so attraktiv sind. Egal, ob religiös, politisch oder sonst irgendwas. Da sagt einem sozusagen jemand, welcher Keks der beste ist. Und alle anderen sind fürchterlich schlecht. Darüber kann man dann sogar Kriege führen. Nehmen wir ein ganz harmloses Beispiel: Handys. Mein iPhone ist das beste, alles andere ist Mist. Nein, mein Samsung Galaxy kann viel mehr und ist überhaupt das supertollste. Also, diese Predigt wird gerade mit einem Samsung Galaxy aufgenommen, aber ein iPhone könnte das glaub ich auch. Aber es macht die Welt, die eh schon so kompliziert ist, einfacher, wenn man sich an solche einfachen, klaren Botschaften halten kann.

Wir Christen haben eigentlich auch eine ganz einfache, klare Botschaft. Sie lautet: Gott liebt dich, und Jesus ist für dich gestorben und auferstanden.

Punkt.

Das wars.

Da steckt alles drin.

Leider ist das eine Botschaft, die für die eigene Lebensgestaltung nicht so wahnsinnig viel weiterhilft. Da steht eben nichts davon, welches Handy das beste ist, ob dieser Partner zu mir passt, welchen Beruf ich ergreifen soll oder welche Kekse ich kaufen soll. Hätte Gott das alles nicht viel einfacher gestalten können? Hätte er vielleicht. Hat er aber nicht. Er hat uns ein paar Regeln mit auf den Weg gegeben, klar. Zehn Gebote und solche Dinge. Aber die sind ja eigentlich schon fast Binsenweisheiten, dass man etwa niemanden umbringen soll, nicht stehlen soll und solche Dinge. Nein: Gott mutet uns Freiheit zu. Gott will, dass wir sie nutzen.

Auch die Erzählung von der Erschaffung der Welt beschreibt, wie Gott nicht einen Zaun um den Baum der Erkenntnis zog, sondern Adam und Eva zwar sagte, was gut für sie ist und was nicht, ihnen aber letztlich die Freiheit gelassen hat. Nur mit den Konsequenzen mussten sie dann halt auch leben – das war die Vertreibung aus dem Paradies.

Gott mutet uns die Freiheit zu. Martin Luther hat dazu den berühmten Satz geprägt: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan.“ Toll. Ich bin mein eigener Chef. Ich kann tun und lassen, was ich will. Nur, wenn ich verantwortungsvoll leben will, merke ich schnell, wo die Grenzen sind: Bei meinem Gegenüber. Wenn ich dem weh tue, ihm oder ihr etwas wegnehme, dann beeinträchtigt das auch mein eigenes Leben.

Gemeinsam geht es besser. Und darum hat Martin Luther noch einen zweiten Satz geschrieben, der nur auf den ersten Blick dem ersten widerspricht: „Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ In dieser Spannung müssen wir leben, verantwortlich leben: Dass wir wirklich frei sind. Aber dass wir darauf achten müssen, dass unsere Freiheit nicht die Freiheit der anderen beschränkt.

Im Galaterbrief heißt es über die Freiheit: (Gal 5,1): Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!

Da geht's zwar eigentlich um die Frage, ob Christen sich beschneiden lassen müssen. Heute sind die Fragestellungen andere. Aber der Schluss, den Paulus einige Verse später zieht, gilt weiter: in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.

Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Ich glaube, das ist ein gutes Motto für ein Leben in Freiheit. Ich kann alles tun. Ich darf alles tun. Aber die Liebe ist es, die mich dabei leitet. Ich glaube, so kann ein Leben gelingen.

Amen.

Wagenkirche: Freiheit!

Wagenkirche am 16.3.2012

Mann, was bin ich froh, wenn der Sonntag rum ist.

Wieso? Was ist denn am Sonntag?

Da wird endlich der Gauck zum neuen Bundespräsidenten gewählt. Dann ist hoffentlich dieses ganze Wulff-Gezetere mal vorbei.

Ach, das meinst du. Ich dachte, du redest vielleicht vom MehrWegGottesdienst. Der ist doch auch am Sonntag.

Ja, stimmt. Und irgendwie gehört das beides auch ganz gut zusammen.

Wieso? Wählt ihr im Gottesdienst vielleicht den Bundespräsidenten?

Nein, das nicht. Aber wir haben sozusagen das gleiche Thema. Freiheit: Ein Plädoyer ist der Titel von seinem letzten Buch. Und bei unserem MehrWegGottesdienst geht's auch um Freiheit. Unser Thema heißt „Danke! Ich darf.“

Das mit der Freiheit ist ja immer so eine Sache. Hätten wir dem Herrn Wulff dann nicht auch die Freiheit zugestehen müssen, Geschenke anzunehmen und Freundschaften zu pflegen?
Das ist wirklich eine schwierige Frage, finde ich. Gerade für uns Evangelische ist Freiheit ja ein ganz wichtiger Begriff. Aber er ist auch immer mit Gewissen und Verantwortung verbunden.

Das heißt dann nach Radio Eriwan: im Prinzip dürft ihr alles, aber tuts bloß nicht, oder wie?

Wenn du so willst – ja. Ich glaube, Gott ist nicht so ein kleinlicher Erbsenzähler, der jede kleine Missetat aufschreibt und irgendwann bestraft. Wir haben wirkliche Freiheit geschenkt bekommen. Das ist was ganz Großes.

Gut, dann klau ich dir jetzt mal dein Geld, ich hab ja die Freiheit dazu.

Kannst du natürlich machen – nur du musst halt auch mit den Konsequenzen leben. Zum Beispiel, dass du dann nächste Woche mit dem Bischof die Wagenkirche allein ziehen musst, weil ich sauer auf dich bin.

OK, schon überzeugt, behalt dein Geld. Aber ich finde das trotzdem eine wichtige Botschaft: Gott will uns nicht einschränken, nicht klein machen. Er schenkt uns Freiheit.

Und diese Freiheit endet nur da, wo sie einen anderen einschränkt.

Wir wünschen Ihnen ein freies und fröhliches Wochenende. Und vielleicht sehen wir uns am Sonntag um 17:30 in St. Johannis zum MehrWegGottesdienst.

Freiheit!

Andacht beim Dekanatsausschuss am 15.3.2012

Am Sonntag ist für mich sozusagen der Tag der Freiheit. Vielleicht haben Sie's nicht so genau im Kopf, denn diesmal ist das Ergebnis der Wahl ja schon ziemlich klar: Am Sonntag ist die Wahl des elften Bundespräsidenten. Wenn nicht alles völlig schiefgeht, dürfte das Joachim Gauck werden. Und der hat ja vor allem ein Thema, das ihn beschäftigt. Auch sein letztes Buch heißt so: Freiheit.

Am Sonntag ist außerdem auch MehrWegGottesdienst, und da geht es genauso um die Freiheit. Der Titel lautet „Danke! Ich darf.“ Wir werden uns mit der Freiheit eines Christenmenschen beschäftigen. Und mit der Frage: Was fange ich eigentlich damit an, mit meiner Freiheit?

Für uns Protestanten ist Freiheit natürlich sowieso eines unserer „Ur-Themen.“ Hier im Dekanatsausschuss merken wir manchmal die Kehrseite des Ganzen. Da machen wir uns viele Gedanken zu einem Thema, und dann wollen die Gemeinden nicht so wie wir es uns vorgestellt haben. Da gibt es Einsprüche, Widersprüche, ganz andere Ideen.

Neulich habe ich mich mit einer katholischen Webdesignerin unterhalten. Da wurde es mir wieder besonders klar. Sie meinte: „Habt ihr da nicht irgendwelche Vorgaben von einer zentralen Stelle?“ Und meine Antwort: „Klar gibt's die, aber wir wollen dann doch das und das und das anders haben.“

Ja, die eigene Freiheit ist etwas sehr Schönes. Die Freiheit des anderen kann anstrengend und nervig sein. Wenn sie den eigenen Vorstellungen nicht entspricht. Wenn Gemeinden etwas völlig anders machen. Ob es Gott mit uns wohl auch so geht wie uns als Dekanatsausschuss manchmal mit Gemeinden, Einrichtungen, Einzelpersonen?

Manchmal gelingt es auch, alles irgendwie unter einen Hut zu bringen. Das sind für mich die schönsten Ergebnisse. Im MehrWegGottesdienst-Team versuche ich es zumindest: Die größtmögliche Freiheit der einzelnen Teammitglieder und trotzdem noch ein roter Faden, etwas Verbindendes, das uns zusammenhält. Oft weiß ich gar nicht so genau, was im MehrWegGottesdienst auf uns zukommt. Das macht ihn auch für mich spannend und aufregend und oft ganz anders, als ich mir einzelne Elemente vorgestellt habe. Aber ich stelle fest: Das bereichert im wahrsten Sinn des Wortes des Gottesdienst. Auf manches, was für ein anderes Teammitglied selbstverständlich ist, wäre ich nie gekommen. Ich möchte jetzt nicht das MehrWegGottesdienst-Team als die Insel der Seligen verkaufen und als die beste aller Lösungen. Davon sind wir auch noch weit entfernt. Aber ich denke, wir haben in diesem Team einiges an Freiheit des Einzelnen erreicht.

Im Galaterbrief heißt es über die Freiheit: (Gal 5,1): Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!

Da geht's zwar eigentlich um die Frage, ob Christen sich beschneiden lassen müssen. Heute sind die Fragestellungen andere. Bei uns geht es eher im Reduzierung von Pfarrstellen, um den Druck der Perspektiven, um Stellenbesetzungen und Finanzen. Die Fragestellungen haben sich geändert. Aber der Schluss, den Paulus einige Verse später zieht, gilt weiter: in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.

Der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Das finde ich ein sehr schönes Motto für unsere Arbeit im Dekanatsausschuss. Wenn wir es schaffen, denen, für die wir verantwortlich sind, Strukturen zu geben, die ihnen viel Freiheit lassen. Und wenn wir es schaffen, es in Liebe auszuhalten, wenn diese ihre Freiheit anders nutzen, als wir uns das so gedacht haben: Dann haben wir, glaube ich, eine Menge erreicht in diesem Gremium.

Dazu gebe uns Gott seinen Segen und seinen Heiligen Geist.

Amen.