Mein eigenes Glaubensbekenntnis

Helene Souza  / pixelio.deLetzte Woche war ich auf einem Seminar zum Thema „Heute von Gott reden“. Wie geht das heute, in einer immer areligiöseren Welt? Wie kann man auch mit Atheisten und mit Menschen, die sich gar nicht für religiöse Themen interessieren, zumindest über die eigenen Glaubenserfahrungen reden? Dazu ist, glaube ich, auch eine neue Sprache notwendig. Keine alten Floskeln, hinter denen man sich verstecken kann. Sondern eigene Überzeugung. Poesie. Neue Bilder.

Mein erster, noch ziemlich unfertiger Versuch in diese Richtung orientiert sich grob an den drei Artikeln des christlichen Glaubensbekenntnisses. Ob das so bleibt, wenn ich an diesem Text weiterarbeite, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall bin ich gespannt auf jede Form der Rückmeldung dazu. Oder auch auf eigene Gegenentwürfe. Lasst uns in ganz neuer Sprache neu über unseren Glauben reden.


Trotz aller Nachrichten von Krieg, Zerstörung und Leid: Unsere Erde ist wunderschön. Immer wieder staune ich über die fantastischen Bilder, die mich aus allen Teilen der Welt erreichen. Diese Mannigfaltigkeit von Leben, Farben, Gerüchen, Stimmungen. Die gewaltigen Kräfte der Natur, die wir auch nicht im entferntesten im Griff haben: Alles das kommt irgendwo her. Ich bin überzeugt, dass Evolutionstheorie, Urknallhypothese und alles das, was unsere Wissenschaften herausgefunden haben, die Entstehung unserer Welt auf eine technische Art weitgehend korrekt beschreiben. Und doch, schon, wenn ich einfach nur in einem Wald stehe und einen Vogel höre, wenn ich ein kleines Baby – meines! – auf dem Arm halte, aber auch, wenn ich einen Sterbenden begleite, spüre ich in meinem Herzen, dass es mehr gibt als das. Dass hinter all dem, für mich unbegreiflich und in einer für mich und für unsere Wissenschaft nicht fassbaren Weise ein Sinn steht, eine schöpfende Hand. Ich nenne diese Erfahrung Gott.

Ein Mensch namens Jesus von Nazareth hat von diesem Gott in einer so überzeugenden, die Menschen mitreißenden Weise gesprochen, dass er durch sein Leben und auch durch seinen Tod am Kreuz für viele seiner Gefährten zu mehr als einem Vorbild geworden ist. Er hat von der umfassenden Liebe dieses Gottes gesprochen und hat sie selbst praktiziert. Menschen, die ihm begegneten, erfuhren Heilung – an Leib und Seele. Sie erfuhren Befreiung von dem, was sie bedrückte, Stärkung, wenn sie sich schwach fühlten, aber auch Widerspruch, wenn sie nur auf ihr eigenes Wohl achteten und nicht auch auf das der Menschen um sie herum.

Dieser Jesus sprach mit einer solchen Autorität von Gott, dass sich besonders die Herrschenden bedroht fühlten von seiner Botschaft der unbedingten Liebe Gottes. Für die, die ihm nachfolgten, war dagegen klar: Was er sagt, sagt er mit Gottes Autorität. Er ist von Gott geschickt. Der Sohn Gottes, so drückten sie es in ihrer Sprache aus, ohne damit eine Familienbeziehung benennen zu wollen.

Sie berichten, dass sie diesem Jesus auch nach seinem Tod begegneten. Wie das genau vor sich ging, interessiert mich kaum. Nur dieses: Sein Leben war mit dem Tod nicht zu Ende. Es kommt etwas danach. Die Liebe Gottes endet nicht mit unserem Tod, sondern er hält Jesus, mich, alle Menschen, diese ganze Welt für alle Ewigkeit in seiner Hand.

Weil das so ist, kann ich mein Leben leben voller Vertrauen darauf, dass es ein gutes Ziel hat. Vergnügt, erlöst, befreit, weil ich weiß: Gott hält mich in seiner Hand. Auch dann, wenn es gerade nicht so zu sein scheint.

Es ist gut, dass ich mit diesem Vertrauen nicht allein bin. In schweren Zeiten, in Zeiten des Zweifels, wenn die Fragen zu schwer werden, weiß ich: Auf der ganzen Welt gibt es Menschen, die mit mir diesen Glauben teilen. Auch, wenn wir darauf vertrauen, dass unser Leben mit dem Tod nicht zu Ende ist, ist es doch unsere Aufgabe, diese uns anvertraute Welt zu bewahren. Sie gerechter und lebenswerter für alle zu machen. Die Wunder dieser Welt zu bestaunen. Und dann, vergnügt, erlöst und befreit, sie eines Tages hinter uns zu lassen und uns in die liebenden Hände Gottes zu begeben, der noch viel mehr Wunder für uns bereithält.

Foto: Helene Souza/pixelio.de