Predigt: Unsere Natur - in guten Händen
Predigt zum Schulschlussgottesdienst der Landwirtschaftsschule
Schweinfurt, 22.3.2019
Text:
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat.Psalm 121,1-2
Liebe Absolventinnen und Absolventen, liebe Eltern, Freunde, liebe Lehrkräfte!
„Unsere Natur – in guten Händen“. So haben Sie das Motto für Ihre Abschlussfeier heute gewählt. Ich meine das gar nicht negativ, wenn ich sage: Für mich hört sich das ein wenig trotzig an. So vieles Negatives wurde in der letzten Zeit über die Bauern gesagt. Aber Sie stehen selbstbewusst da und sagen: Bei uns ist die Natur nach wie vor in guten Händen!
Ja, dieses Schuljahr war sicher nicht einfach für Sie. Und ich meine nicht nur wegen der Schule, sondern auch wegen der Umstände, die die Landwirtschaft im Augenblick begleiten. Denn so einen richtig guten Stand haben Sie gerade auch in der Öffentlichkeit nicht. Beim Volksbegehren „rettet die Bienen“ standen Sie da, als wären Sie die alleinigen Verursacher aller Probleme.
Ich glaube ja, dass das auch von den Initiatoren so nicht gemeint war. Für mich ist es selbstverständlich, dass wir alle in jeweils unserem Bereich alles dafür tun müssen, um diese Erde zu retten. Aber ich kann durchaus verstehen, dass dieses Volksbegehren vielen Bauern wehgetan hat, denn Sie versuchen doch schon immer, die Natur und damit die Grundlage Ihrer Arbeit zu schützen und zu pflegen. Sie haben doch selbst schon vieles verändert gegenüber der technikgläubigen Zeit der 60er und 70er, als man unbekümmert Massen von chemischen Pflanzenschutzmitteln und mineralischem Dünger ausbrachte, weil man deren Nachteile noch nicht sah, wohl auch noch nicht sehen konnte. Sie haben doch selbst oft schon Blühstreifen am Feld, achten auf Fruchtfolgen, sehen Ihre Arbeit und den Einsatz der verschiedenen Mittel differenziert.
Einfache Botschaften sind eben fast nie die Lösung. Das gilt für die Landwirtschaft, das gilt genauso für die Politik. Sie haben in Verdun gesehen, wohin einfache, verkürzte Botschaften führen können. Die Welt ist halt leider kompliziert, und das gilt auch für die Landwirtschaft.
„Aber wenigstens die Bürokratie könnte man doch vereinfachen!“, höre ich Sie in Gedanken seufzen. Ja, das stimmt. Irgendwie haben die Möglichkeiten, die uns die Computer bieten, das Leben nur verkompliziert, statt alles einfacher zu machen. Und Sie, wie viele andere, sind die Leidtragenden davon. Alles wird überlastet vom Papierkram.
Ganz ehrlich, ich möchte zur Zeit kein Landwirt sein. Und ich habe großen Respekt vor dem, was Sie tun. „So richtig lustig und euphorisch ist es im Moment nicht“, meinte Herr Lang am Telefon zu mir. Ja, das kann ich mir vorstellen.
Trotzdem wollen Sie ein positives Zeichen geben: „Unsere Natur ist bei uns in guten Händen!“ Ja, es ist wichtig, solche Signale zu setzen. Nur vor sich hinwurschteln reicht heute halt nicht mehr, auch Öffentlichkeitsarbeit gehört dazu.
Ganz ehrlich, ich möchte zur Zeit kein Landwirt sein. Ich kann verstehen, wenn manche kurz davor sind, alles hinzuschmeißen. Sie hier, Sie gehen diesen Weg in die Zukunft. Sie wissen auch, dass es nicht leicht ist.
Für heute möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben: Sie sind nicht allein.
Ich möchte Ihnen heute einen Psalm mit auf den Weg geben, der eigentlich bei einer Wallfahrt gebetet wurde, vor ungefähr zweieinhalbtausend Jahren. Wenn die Wallfahrenden Jerusalem verließen, ging es durch die Berge. Tiefe Täler und dunkle Schluchten, unfreundliche Menschen, Räuber und wilde Tiere. Also vielleicht in etwa so, wie Sie sich im übertragenen Sinn manchmal fühlen. Die wilden Tiere sind die Bürokratie und die Düngeverordnung, die Räuber die sinkenden Lebensmittelpreise, die Schluchten so Dinge wie Volksbegehren und was weiß ich.
Und dann heißt es in diesem Psalmgebet:
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Also kurz zusammengefasst: Mein Weg ist manchmal ziemlich dunkel und angsteinflößend. Und auch gefährlich. Aber: Ich bin nicht allein. Meine Hilfe kommt vom Herrn. Und dieser Herr, also Gott – er ist nicht einfach irgendwer. Von ihm kommt das alles. Der Himmel, die Erde. Sonne und Regen. Sommer und Winter. Alles können wir aus Gottes Hand nehmen.
Deswegen ist es trotzdem nicht einfach, was Sie zu tun haben. Aber: Sie sind nicht allein. Gott geht mit. Ich wünsche Ihnen, dass Sie das in Ihrem hoffentlich langen und erfolgreichen Leben als Landwirt spüren.
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.
Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
Amen.