Predigt beim Schulanfangsgottesdienst der Landwirtschaftsschule: Fürchte dich nicht!

Schweinfurt-Dreieinigkeitskirche, 14.10.2024

Liebe Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftsschule, liebe Lehrerinnen und Lehrer, 

Seit mindestens 13 Jahren feiere ich jetzt schon diese Gottesdienste in der Landwirtschaftsschule. Und ich habe eine ganze Menge gelernt. Über Nachhaltigkeit. Über Förderrichtlinien und Düngeverordnungen. Über die Probleme, die der Klimawandel für die Landwirtschaft mit sich bringt. Dass so vieles, vieles eigentlich gar nicht mehr wirklich planbar ist. Dass die Bürokratie zu viel wird, wo Sie doch viel lieber draußen auf dem Feld oder bei Ihren Tieren wären. 

Immer, immer sind gerade Sie als Landwirtinnen und Landwirte herausgefordert. Immer, immer kommt es bei Ihnen an. Egal, ob Dürre vorherrscht oder ob es im Frühjahr nochmal Frost gab, der die zarten Knospen zerstörte. Oder wenn es viel zu viel Regen gab im Jahr. An manchen Orten fällt diesmal die Apfelernte aus. Und die Weinlese war auch nicht überall super, und manche Winzer machen sich auch schon Gedanken darüber, wie sie den empfindlichen Bacchus ersetzen sollen, wenn es heißer wird. Eine Konstante in all den Jahren war dieser Satz, in verschiedenen Abwandlungen: 

Landwirtschaft ist in der Krise. Aber wir packen das an.

Einen wichtigen Schritt dazu haben Sie getan, indem Sie hierher, an diese Schule gekommen sind. Sie sind motiviert, etwas zu machen, zu gestalten. Ihren Betrieb weiterzuführen oder wie auch immer die Situation bei Ihnen vor Ort aussieht.

Und hier, hier werden Sie vieles lernen, was Ihnen dabei hilft.

Vielleicht wird es Situationen geben, die Ihnen auch mal über den Kopf wachsen. Probleme, die nicht so leicht zu lösen sind. Aber wo, wenn nicht hier, an dieser Schule, können Sie das angehen?

Eigentlich wäre alles zum Verzweifeln, wenn wir ehrlich sind. Aber Sie, Sie geben nicht auf. Sie machen weiter.

Mir ist ein Bibeltext in den Sinn gekommen, bei dem ich ehrlich gesagt auch erst mal googeln musste, wo er eigentlich steht. Aber dazu gleich mehr. Nur ein ganz kurzer Satz ist es: „Seid getrost und unverzagt!“ Oder in heutigem Deutsch: Seid stark und mutig und fürchtet euch nicht.

Ich glaube, das ist eine der wichtigsten Botschaften in der Bibel. Seid stark und mutig und fürchte dich nicht! Fürchte dich nicht vor neuen Herausforderungen. Fürchte dich nicht vor Menschen, die anderer Meinung sind oder die anders aussehen und sprechen als du. Fürchte dich nicht vor den Veränderungen, die unsere Welt gerade so massiv bedrohen. „Fürchte dich nicht“ heißt ja nicht, dass wir alles weglächeln und verschweigen, was es an Problemen tatsächlich gibt. Ganz im Gegenteil. „Fürchte dich nicht“ heißt auch: Geh dahin, wo es weh tut. Übernimm Verantwortung für die Zukunft. Sei ehrlich zu dir selber und zu anderen. Stark und mutig und ohne Furcht.

Vielleicht bedeutet das dann auch, die eine oder andere Überzeugung hinter sich zu lassen. Oder die eine Betriebssparte, die den Hof schon so lange getragen hat. Oder etwa beim Winzer den geliebten Bacchus rauszureißen, was Neues anzupflanzen.

Die Grundlagen dafür, gute und mutige Entscheidungen zu treffen, die bekommen sie hier in diesen Semestern mit auf den Weg. Seid getrost und unverzagt. Seid mutig und stark und fürchtet euch nicht!

Wie gesagt, ich wusste auch nicht ohne Nachschauen, wo dieser halbe Satz eigentlich in der Bibel steht. Er steht ziemlich am Ende der fünf Bücher Mose. Vielleicht kennen Sie die Geschichte, wie Mose das Volk Israel aus der Knechtschaft in Ägypten führte. 40 Jahre lang irrten sie durch die Wüste. Und Mose war alt geworden. Er würde das gelobte Land nur noch aus der Ferne sehen. Er würde sterben, bevor sein Volk es betrat, sich dort ansiedelte, sesshaft wurde, Ackerbau und Viehzucht betreiben würde. Er selbst würde das spätere Israel nicht betreten.

Josua sollte sein Nachfolger werden. Er sollte das Volk ins Gelobte Land leiten. Und hier, kurz vor seinem Tod, als er gewissermaßen die Leitung des Betriebs übergibt, sagt er diesen Satz und noch ein paar mehr:

»Sei stark und mutig!
Du wirst ja dieses Volk in das Land bringen,
das der Herr verheißen hat.
Er hat ihren Vorfahren versprochen,
es ihnen zu geben.
Du wirst es unter ihnen als Erbbesitz aufteilen.
Der Herr selbst wird vor dir herziehen
und wird mit dir sein.
Er lässt dich weder fallen noch verlässt er dich.
Deshalb fürchte dich nicht und hab keine Angst!«
(5. Mose 31, 7-8, BasisBibel)

Einige Zeit lebte Mose noch, um die wichtigsten Dinge zu regeln. Doch das allerwichtigste, das hatte er in diesem Moment gesagt. Erst dem ganzen Volk und dann seinem Nachfolger Josua persönlich: Sei getrost und unverzagt! Sei mutig und stark und fürchte dich nicht!

Diese Zuversicht, diesen Mut auch in schwierigen und ungewissen Zeiten, den wünsche ich Ihnen. Für dieses Schuljahr und für Ihr weiteres berufliches Leben. Gott lässt dich weder fallen noch verlässt er dich. Deshalb fürchte dich nicht und hab keine Angst!
Amen.